Dauner-Lieb - Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht und ...
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§ 839 a Abschnitt 8 | Einzelne Schuldverhältnisse<br />
Beweislastverteilung<br />
Entsprechend der Qualifikation als deliktischer Schadensersatzanspruch trägt der Geschädigte die Beweislast<br />
<strong>für</strong> sämtliche Tatbestandsmerkmale. 356 In Bezug auf den Nachweis der groben Fahrlässigkeit ist dem Geschädigten<br />
eine Beweismaßreduktion zuzugestehen. 357 Allerdings kommt die Beweiserleichterung des Geschädigten<br />
bei einem groben Behandlungsfehler im Arzthaftungsrecht nicht zum Tragen, weil es insoweit nicht<br />
um den Grad der Vorwerfbarkeit, sondern die Kausalität geht. 358 Für den Nachweis der Kausalität genügt<br />
überwiegende Wahrscheinlichkeit (s. Rn 36). Allein <strong>für</strong> die anspruchsvernichtende Einwendung, dass die<br />
Einlegung eines <strong>Recht</strong>smittels schuldhaft unterlassen wurde, trägt der Schädiger die Beweislast. 359<br />
X.<br />
Abschließende Regelung<br />
Für die davon erfassten Sachverhalte bestehen neben dem Anspruch nach § 839 a keine weiteren Anspruchsgr<strong>und</strong>lagen,<br />
insbesondere nicht solche nach § 823 Abs. 1, § 823 Abs. 2 in Verbindung mit einem Schutzgesetz<br />
bzw § 826, 360 weil sonst der Beschränkungszweck der Norm unterlaufen würde. 361 Das gilt allerdings nicht<br />
<strong>für</strong> Begleit- <strong>und</strong> Verzögerungsschäden362 sowie <strong>für</strong> Schäden, bei denen ein falsches Gutachten eines gerichtlichen<br />
Sachverständigen zu einem unrichtigen Vergleich geführt hat. Insoweit bleibt als Mindestschutz jedenfalls<br />
ein Anspruch nach § 826363 XI.<br />
(s. im Detail Rn 38 ff).<br />
E.<br />
Reichweite der Norm – was ist (nicht) erfasst<br />
Begleitschäden – bei Erstellung oder infolge eines Gutachtens<br />
§ 839 a erfasst lediglich den Entscheidungsschaden, also den durch die Gerichtsentscheidung verursachten<br />
Nachteil, ist aber nicht anzuwenden auf Begleit- <strong>und</strong> Verzögerungsschäden. 364 Ein Begleitschaden ist gegeben,<br />
wenn im Zuge der Erstellung des Gutachtens eine Partei selbst oder ein Dritter durch ein Fehlverhalten des<br />
Sachverständigen einen Schaden an seinem Eigentum365 oder seiner körperlichen Integrität, etwa im Zuge<br />
einer Untersuchung, 366 erleidet; 367 oder auch durch Verletzung der Schweigepflicht gem. § 203 StGB. 368 Entsprechendes<br />
gilt, wenn es infolge eines unrichtigen Gutachtens dazu kommt, dass eine psychisch gestörte<br />
Person zu Unrecht freigelassen wird <strong>und</strong> ein unbeteiligter Dritter einen Schaden erleidet. 369 Ein Verzögerungsschaden<br />
kann eintreten, wenn der Sachverständige sein Gutachten nicht innerhalb der vom Gericht<br />
gesetzten Frist erstattet. 370 Insoweit bleibt es bei den allgemeinen Regeln, insbesondere der Einstandspflicht<br />
auch bei leichter Fahrlässigkeit. Jedenfalls nicht von § 839 a erfasst sind Schäden durch Gutachtensäußerungen,<br />
die eine Prozesspartei oder Dritte erleiden. 371 Folgerichtig erscheint es, auch insoweit die Haftung auf<br />
grobe Fahrlässigkeit zu begrenzen. 372<br />
I.<br />
Hoheitliche Tätigkeit des Gutachters – Anspruch aus § 839<br />
Übt ein Sachverständiger selbst eine hoheitliche Tätigkeit aus, insbesondere wenn er selbst Zwangsmaßnahmen<br />
durchführt, kann <strong>für</strong> sein Fehlverhalten der <strong>Recht</strong>sträger, <strong>für</strong> den er tätig wird, nach § 839 belangt werden.<br />
373<br />
II.<br />
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356 Zimmermann, BuW 2003, 154, 157.<br />
357 MüKo/Wagner, § 839 a Rn 35.<br />
358 MüKo/Wagner, § 839 a Rn 35; OLG Hamm DS 2010,<br />
197 = IBR 2009, 1326 (Lehmann).<br />
359 Kilian, VersR 2003, 683, 688.<br />
360 Zimmermann, DS 2008, 8.<br />
361 Brückner/Neumann, MDR 2003, 906, 907; Kilian,<br />
VersR 2003, 683, 688; Palandt/Sprau, § 839 a Rn 1 a.<br />
362 Wagner/Thole, VersR 2004, 275, 278.<br />
363 MüKo/Wagner, § 839 a Rn 27; JurisPK/Zimmerling<br />
§ 839 a Rn 4; R. Schwab, DS 2005, 132, 137; Jung,<br />
ZVglRWiss 2008, 32, 49 FN 115.<br />
364 Kilian, VersR 2003, 683, 686; MüKo/Wagner, § 839 a<br />
Rn 25, 26.<br />
365 Schulze/Staudinger, § 839 a Rn 1.<br />
4782 Huber<br />
366 BGHZ 59, 310 = NJW 1973, 554; BGHZ 62, 54 = NJW<br />
1974, 312; Palandt/Sprau, § 839 a Rn 5; Erman/<br />
Hecker, § 839 a Rn 8.<br />
367 Lesting, R & P 2002, 224, 227 unter Hinweis auf Schäden,<br />
die auf der Verletzung der Schweigepflicht beruhen.<br />
368 OLG Hamm MedR 1995, 328; Katzenmeier, FS-Horn<br />
(2006) S. 67, 77.<br />
369 Beispiel bei Soergel/Spickhoff § 839 a Rn 4.<br />
370 Kilian, VersR 2003, 683, 686.<br />
371 Soergel/Spickhoff § 839 a Rn 42.<br />
372 MüKo/Wagner § 839 a Rn 27.<br />
373 Lesting, R & P 2002, 224, 227 f mit Nachweisen aus<br />
der Judikatur in Fn 37; Ch. Huber, Das neue Schadensersatzrecht,<br />
§ 5 Rn 5.