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Dauner-Lieb - Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht und ...

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Ersatzpflicht bei Verletzung einer Person; Geldrente/Kapitalabfindung §§ 842, 843<br />

ung von Haustieren, 751 der allgemeine Schriftverkehr mit Behörden <strong>und</strong> Versicherungen 752 sowie die Betreuung<br />

von pflegebedürftigen Personen. 753 Bei Letzteren hat es das OLG Düsseldorf 754 abgelehnt, die konkreten<br />

Kosten bei Verlegung des bis dahin durch die nunmehr verletzte Ehefrau betreuten demenzkranken Ehemannes<br />

in ein Pflegeheim als Erwerbsschaden der verletzten Ehefrau anzuerkennen, ist aber betraglich auf einen<br />

Ersatzbetrag in der entsprechenden Höhe gelangt. Unter dem Gesichtspunkt der konkreten Schadensberechnung<br />

spricht mE nichts dagegen, die Einbuße der verletzten Person an den Kosten der Schaffung einer Ersatzlage<br />

zu bemessen. Gerade so ist das OLG Köln 755 vorgegangen, als der Ehemann einen Pflegedienst, der bereits<br />

die Gr<strong>und</strong>pflege der pflegebedürftigen Ehefrau übernommen hatte, als er noch ges<strong>und</strong> war, mit den zusätzlichen<br />

Pflegetätigkeiten betraut hat, zu denen er vorübergehend infolge seiner Verletzung nicht mehr in der<br />

Lage war.<br />

Während solche Tätigkeiten regelmäßig anfallen, sind Arbeiten, die auf die Errichtung eines Einfamilienhauses<br />

gerichtet sind, typischerweise einmalig, weshalb nicht eine Rente, sondern ein Kapitalbetrag verlangt<br />

werden kann. 756 Die deutsche <strong>Recht</strong>sprechung ist in Bezug auf die Zuerkennung einer solchen Einbuße<br />

zurückhaltend, 757 was damit zusammenhängen könnte, dass der BGH in seiner ersten Leitentscheidung 758 ein<br />

Begehren zu beurteilen hatte, bei dem der Anspruchsteller maßlos überzogen hatte. 759 Es wird ein hohes<br />

Beweismaß verlangt, so dass bloß Ersatz zu leisten ist <strong>für</strong> tatsächliche Einbußen <strong>und</strong> nicht bloß vorstellbare<br />

Entwicklungen. 760 Das Vorliegen einer Baugenehmigung ist zwar nicht conditio sine qua non; es werden aber<br />

sehr wohl konkrete Anhaltspunkte <strong>für</strong> die ernsthafte Absicht eines solchen Vorhabens verlangt, 761 das kurz<br />

vor Beginn stand. 762 Dazu kommen müssen handwerkliche Fähigkeiten, 763 ein entsprechendes Umfeld, ausreichende<br />

finanzielle Ressourcen sowie eine ausreichende zeitliche Verfügbarkeit. 764 Bei Verletzung im Kindes-<br />

oder Jugendalter wird ein Ersatz überwiegend versagt. 765 Ersatzfähig sind in diesem Zusammenhang die<br />

Kosten einer solchen Ersatzkraft bzw das durch eine solche Arbeitsleistung erzielte Ergebnis, nämlich die<br />

Steigerung des Wertes des Gr<strong>und</strong>stücks durch die Errichtung eines derartigen Gebäudes bzw Gebäudeteils.<br />

766 Wenn bei einem solchen Projekt – wie in dörflichen Gemeinschaften nicht atypisch – auch Bekannte<br />

<strong>und</strong> Verwandte mitgeholfen hätten, bei denen der Verletzte das Empfangene zurückgearbeitet hätte, ist auch<br />

diese (Gegen-)Leistung ersatzfähig. 767 Ersatzfähig sind auch Folgeschäden, seien es Kostensteigerungen beim<br />

Material, 768 Finanzierungskosten unabhängig vom Verzug des Ersatzpflichtigen 769 oder entgehende Einnahmen<br />

aus einer Vermietung bzw ersparte Kosten der Miete. 770 Sofern Handwerkerleistungen zur Substituierung<br />

der verletzungsbedingt vereitelten Eigenleistungen tatsächlich in Anspruch genommen werden, sind auch die<br />

darauf entfallenden Steuern ersatzfähig. 771 Ob mit dem Bauvorhaben eine Beistandspflicht erfüllt wurde oder<br />

auch nur ein Wohnbedarf bestand, ist im Verletzungsfall ohne Bedeutung. 772<br />

Noch nicht geklärt ist, ob derartige Tätigkeiten stets als Erwerbsschaden 773 zu qualifizieren sind oder gleichfalls<br />

eine Aufteilung in einen solchen <strong>und</strong> vermehrte Bedürfnisse vorzunehmen ist, 774 je nachdem, ob diese<br />

Tätigkeiten nur <strong>für</strong> den Verletzten selbst erfolgen oder auch zugunsten von Familienangehörigen erbracht<br />

751 Ch. Huber, DAR 2010, 677, 679; Pardey, Rn 2476;<br />

ebenso OLG Innsbruck ZVR 2006/158 (Danzl); aA<br />

Pardey, DAR 2010, 14; Wessel, zfs 2010, 183, 184 FN<br />

13, 186: Zuweisung zur immateriellen Sphäre; danach<br />

differenzierend, ob dem Haustier eine (Schutz-)funktion<br />

zukommt: Kuhn, in: FS Eggert, S. 301, 310.<br />

752 BGHZ 104, 113 = NJW 1988, 1783; dazu Eckelmann,<br />

DAR 1989, 94 <strong>und</strong> Schl<strong>und</strong>, JR 1989, 68.<br />

753 OLG Düsseldorf BeckRS 2011, 07386 = SP 2011, 14:<br />

Pflege des demenzkranken Ehemannes; Pardey,<br />

Rn 2475, freilich als hauswirtschaftliche Aufgabe im<br />

engeren Sinne ansehend.<br />

754 OLG Düsseldorf BeckRS 2011, 07386 = SP 2011, 14.<br />

755 OLG Köln BeckRS 2010, 13536 = SP 2010, 180.<br />

756 Ch. Huber, in: FS Kuhn, S. 259, 274 f.<br />

757 Zustimmend Grunsky, NZV 1989, 389 ff.<br />

758 BGH NJW 1989, 2539 = NZV 1989, 387 (Grunsky).<br />

759 Zur viel großzügigeren österreichischen <strong>Recht</strong>sprechung<br />

Ch. Huber, in: FS Kuhn, S. 259, 262.<br />

760 BGH NJW 1989, 2539; NJW 1990, 1037; OLG München<br />

BeckRS 2007, 17656; OLG Hamm NJW-RR<br />

1996, 170; OLG München NZV 1990, 117; OLG<br />

Hamm MDR 1989, 160; Pardey, Rn 2431; van Bühren/<br />

Jahnke, Teil 4 Rn 278.<br />

761 BGH NZV 1990, 118; Pardey, Rn 2432.<br />

762 Luckey, VRR 2006, 364, 365.<br />

763 Dazu OLG München BeckRS 2007, 17656: Berechtigte<br />

Ablehnung, weil der Verletzte bereits vor dem<br />

Unfall am Stock ging <strong>und</strong> daher zu Eigenleistungen<br />

nicht in der Lage war.<br />

764 Zu den geringeren Beweisanforderungen in der gefestigten<br />

<strong>Recht</strong>sprechung des österreichischen OGH Ch.<br />

Huber, DAR 2010, 677, 680.<br />

765 OLG Hamm NZV 1995, 480: Verletzung mit 14 Jahren;<br />

KG NZV 1997, 232: Verletzung mit 9 Jahren;<br />

großzügig hingegen OLG Zweibrücken NZV 1995,<br />

315: Verletzung mit 20 Jahren.<br />

766 Ch. Huber, in: FS Kuhn, S. 259, 266 f; Pardey,<br />

Rn 2435.<br />

767 Ch. Huber, in: FS Kuhn, S. 259, 272 f unter Hinweis<br />

auf OGH ZVR 1999/33.<br />

768 OLG Düsseldorf OLGR 1998, 240.<br />

769 BGH 1990, 1037 = EWiR § 249 BGB 1/90, 21 (Grunsky).<br />

770 BGH NJW 1989, 2539 = NZV 1989, 387 (Grunsky);<br />

OLG München NJW-RR 1986, 194; dazu Klimke.<br />

DAR 1986, 140.<br />

771 BGH VersR 1989, 1308; OLG Köln VersR 1991, 111;<br />

Pardey, Rn 2434.<br />

772 Ch. Huber, in: FS Kuhn, S. 259, 268.<br />

773 Da<strong>für</strong> Pardey, DAR 2006, 671, 674.<br />

774 Für eine Qualifizierung als vermehrte Bedürfnisse<br />

OLG Köln VersR 1999, 111; Heß/Burmann, NJW-<br />

Spezial 2006, 159, 160.<br />

Huber 4857<br />

166<br />

167

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