SPORTaktiv Februar 2019
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als viele glaubten. „Ich hab mit<br />
Papa noch im Zielraum darüber<br />
gesprochen, als ich im Zimmer<br />
war, hab ich daheim angerufen.<br />
Gut war, dass ich am nächsten<br />
Tag heimgeflogen bin, weg von<br />
dem Ort, wo es passiert ist. Und<br />
ich habe es mir genau ein Mal auf<br />
Video angeschaut.“ Nachsatz mit<br />
klarer Botschaft: „Ich gebe zu, das<br />
möchte ich mir nicht noch mal<br />
ansehen.“ Alois bestätigt: „Nach<br />
zwei Tagen sagte Teresa: Ich will<br />
nicht mehr drüber reden, es ist erledigt,<br />
kein Problem. Und so war<br />
es aus meiner Sicht auch.“ Dass<br />
sie trotzdem permanent darauf<br />
angesprochen wird, gehört zum<br />
Geschäft, wird von der 26-Jährigen<br />
aber mit Gleichmut getragen.<br />
„Der Fehler ist passiert, gehört zu<br />
meinem Leben. Ich kann ihn ja<br />
nicht rückgängig machen.“<br />
Stattdessen wird der Blick lieber<br />
nach vorn gerichtet, nach Seefeld,<br />
wo eine Strecke auf sie wartet, die<br />
ihr nicht unbedingt auf den Leib<br />
geschneidert ist. Während sie es<br />
lieber schwer und anspruchsvoll<br />
mag, ist der Kurs dort relativ<br />
leicht, mit vielen Flachstücken<br />
und einfachen Abfahrten. „Wäre<br />
es ein Wunschkonzert, hätte ich<br />
mir den einen oder anderen Anstieg<br />
mehr gewünscht. Es gibt<br />
dort nicht solche Wände wie in<br />
Lahti oder Val di Fiemme, was<br />
mir entgegenkommt. Aber es ist<br />
für jeden gleich, damit muss jeder<br />
leben.“ Generell gilt: Stadlober<br />
bevorzugt den klassischen Stil,<br />
mag den Massen- lieber als den<br />
Einzelstart und wird besser, je<br />
länger die Distanz ist. Deshalb ist<br />
es für sie ein kleiner Nachteil, dass<br />
das 30-Kilometer-Rennen (immer<br />
alternierend bei Großereignissen)<br />
diesmal in der Skatingtechnik<br />
gelaufen wird. „Das war bei der<br />
WM in Lahti auch so, dort wurde<br />
ich Achte, lag lange im Spitzenfeld.<br />
Es geht also auch“, macht<br />
sie in Optimismus. Wichtig für<br />
sie wäre, wenn es das Feld im<br />
Laufe des Rennens „zerreißt“, es<br />
nicht zu einem Massensprint ins<br />
Ziel kommt. „Die Fähigkeit, zum<br />
Schluss noch einmal einen Spurt<br />
anreißen zu können, fehlt mir<br />
einfach. Das geht einer Therese<br />
Johaug aber ähnlich.“ Alois:<br />
„Die wird schon dafür sorgen,<br />
dass es eine Ausreißergruppe gibt.<br />
Da muss Teresa allerdings mithalten<br />
können, sonst schaut<br />
es schlecht aus.“<br />
Die Liebe zum klassischen Stil,<br />
den auch Papa Alois bevorzugte,<br />
obwohl er in beiden Techniken erfolgreich<br />
war, erklärt sie so: „Diese<br />
schöne einheitliche Bewegung<br />
beim Gleiten taugt mir einfach.<br />
Um in der klassischen Technik<br />
stark zu sein, muss man auch<br />
gut zu Fuß laufen können. Das<br />
lag mir schon immer.“ Wie eine<br />
Halbmarathonzeit von 1:18,42,<br />
2015 gelaufen, eindrucksvoll<br />
belegt. Beim Skating dagegen<br />
kommt es mehr auf Beinkraft<br />
an, sind die Läuferinnen mit den<br />
voluminösen Oberschenkeln im<br />
Vorteil. Alois setzt den strengen<br />
Blick auf. „Beim Skating hudelst<br />
du zu viel, versuchst zu sehr über<br />
die Frequenz zu gehen, weil du<br />
glaubst, dass du dadurch schneller<br />
bist.“ Das sei auch der Grund,<br />
warum ihr der Massenstart mehr<br />
liege, denn da können sie sich an<br />
Läuferinnen orientieren, die unmittelbar<br />
vor ihr laufen. „Es gilt,<br />
ökonomischer zu werden, um am<br />
Schluss noch die Kraft zu haben,<br />
Gas zu geben. Das versuchen wir<br />
jetzt noch zu verbessern.“ Ein<br />
ÖSTERREICHS<br />
HOFFNUNGSTRÄGER<br />
DIESE ATHLETEN KÖNNEN IN<br />
SEEFELD ZU ROT-WEISS-ROTEN<br />
MEDAILLEN-JÄGERN WERDEN.<br />
Je länger die Saison dauert, umso<br />
besser kommen Österreichs nordische<br />
Athleten in Fahrt. Bei den<br />
Skispringern schaffte es vor allem<br />
Stefan Kraft (Foto), dem Tiefflug der<br />
ÖSV-Adler zu trotzen. Nach mehreren<br />
Sprüngen aufs Podest sorgte er<br />
in Zakopane für den ersten Sieg eines<br />
österreichischen Skispringers<br />
seit fast zwei Jahren und legte<br />
prompt mit zwei Erfolgen nach. Der<br />
25-Jährige ist bei den einst so erfolgsverwöhnten<br />
Springern allerdings<br />
der einzige Medaillenanwärter.<br />
Dafür zeigt auch bei den Damen die<br />
Formkurve nach oben, Eva Pinkelnig,<br />
vor allem aber Altmeisterin Daniela<br />
Iraschko-Stolz ist ein Sprung aufs<br />
Podest zuzutrauen. Während sich die<br />
Hoffnungen im Langlauf einzig und<br />
allein auf Teresa Stadlober beschränken,<br />
haben die Kombinierer eine bärenstarke<br />
Saisonbilanz vorzuweisen.<br />
Sowohl Mario Seidl (Gewinner des<br />
Nordic Triple) als auch Franz-Josef<br />
Rehrl schafften es in dieser Saison<br />
schon ganz nach oben aufs Podest,<br />
was vor allem für den Mannschaftsbewerb<br />
ein gutes Zeichen ist.<br />
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