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SPORTaktiv Februar 2019

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EIN WAGHALSIGER SELBSTVERSUCH: WIE FÜHLT ES SICH<br />

AN, GEGEN EINEN PROFIBOXER IM RING ZU STEHEN? EIN<br />

REPORT ÜBER BRENNENDE LUNGEN, SURRENDE KÖPFE<br />

UND SCHLÄGE, DIE AUS DEM NICHTS KOMMEN.<br />

VON MARKUS GEISLER<br />

Fotos: GEPA pictures (6x), Getty Images<br />

nglaublich, wie lang drei<br />

U<br />

Minuten sein können. 180<br />

Sekunden, in denen nicht<br />

nur Lunge und Muskeln<br />

brennen, sondern auch der<br />

Kopf surrt: Passt die Beinarbeit? Hält die<br />

Deckung? Und wo zum Teufel kam die<br />

Faust grad her, die erst am Kopf und unmittelbar<br />

danach am Bauch eingeschlagen<br />

hat? Dazu die über allem stehende Frage:<br />

War es wirklich eine gute Idee, sich auf eine<br />

Box-Challenge gegen Marcos Nader, Österreichs<br />

besten Faustkämpfer, einzulassen?<br />

Dabei hatte alles ganz harmlos begonnen.<br />

„Jetzt machen wir erst einmal die Grundschule“,<br />

sagt Marcos. Zwei Wochen zuvor<br />

Boxprofi Marcos Nader mit <strong>SPORTaktiv</strong>-Redakteur Markus Geisler.<br />

hatten wir vereinbart, uns im Boxklub<br />

Bounce im 16. Wiener Bezirk zu treffen,<br />

den er mit seinem Bruder und Trainer Daniel<br />

führt. Meine Idee: Eine Reportage darüber<br />

zu schreiben, wie es sich für einen<br />

Hob bysportler anfühlt, in einem etwa 35<br />

Quadratmeter großen Ring zu stehen und<br />

ein paar Runden gegen jemanden zu fighten,<br />

der mit Leberhaken und rechter Gerade<br />

sein Geld verdient. So ganz ohne Vorkenntnisse<br />

will mich Marcos dann aber<br />

doch nicht der Gefahr aussetzen. Also: linker<br />

Fuß vor, rechte Hand zum Kinn, rechter<br />

Ellenbogen vor die Leber, linke Hand<br />

auf Augenhöhe, dazu ein leichter Rundrücken,<br />

um möglichst wenig Trefferfläche zu<br />

bieten. „Ich sage, in welche Richtung du einen<br />

Schritt machst. Der Fuß, der den kürzeren<br />

Weg hat, bewegt sich zuerst. Dazu<br />

eine Schlag-Kombination in die Luft, zuerst<br />

mit der Hand, wo sich auch der Fuß<br />

zuerst bewegt hat.“ Klingt in der Theorie<br />

eindeutig einfacher, als es die koordinative<br />

Praxis hergibt. Nach zehn Minuten versucht<br />

es Marcos mit einem vorsichtigen<br />

Lob: „Ganz gut! Oder besser: Nicht so<br />

schlecht! Also für jemanden, der das zum<br />

ersten Mal macht ...“<br />

Als Nächstes steht eine Runde Sparring<br />

auf dem Programm. Marcos stülpt die großen<br />

Handschuhe, Pratzen genannt, über,<br />

die eine etwa gesichtsgroße Trefferfläche haben,<br />

um gezielte Schläge zu üben. „Stell dir<br />

vor, zwischen uns wäre eine Schnur gespannt,<br />

die nicht reißen darf. Du musst<br />

also jede meiner Bewegungen mitgehen“,<br />

erklärt Nader. Dann schießt er die Kommandos<br />

raus: rechts, links, immer diagonal<br />

geschlagen. Dabei bewegen wir uns durch<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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