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SPORTaktiv Februar 2019

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BIS „ZUR LETZTEN SEKUNDE“<br />

WILL JOHANNES DÜRR UM<br />

EINE TEILNAHME BEI DER WM IN<br />

SEEFELD KÄMPFEN. WAS TREIBT<br />

IHN AN, OBWOHL ER EIGENTLICH<br />

KEINE CHANCE HAT?<br />

VON MARKUS GEISLER<br />

Es muss rund um Weihnachten gewesen<br />

sein, als Johannes Dürr tief<br />

in seinem Inneren langsam dräute,<br />

dass er sich von seinem großen Traum<br />

wohl verabschieden muss. Den Traum,<br />

bei der Heim-WM in Seefeld an den<br />

Start gehen und damit sein Image wieder<br />

etwas aufpolieren zu können. „Dort<br />

dabei zu sein, in meiner Heimatloipe,<br />

ist ein riesiger Ansporn. Auch, weil es<br />

realistisch gesehen die letzte Chance in<br />

meinem Leben ist, sportlich für Furore<br />

zu sorgen“, erzählt er im Gespräch mit<br />

<strong>SPORTaktiv</strong>. Zu Beginn lief das Projekt<br />

aus rein läuferischer Sicht auch recht<br />

gut, die Formkurve zeigte nach oben.<br />

Doch im November kam es zu einem<br />

für Dürr unerklärlichen Knick, von dem<br />

er sich lange nicht erholte. „Irgendwas<br />

ist schiefgelaufen. Ich konnte meinen<br />

Höchstpuls von 190 nicht mehr erreichen,<br />

lag immer 15 bis 20 Schläge<br />

darunter. Keine Ahnung, warum dieser<br />

irrsinnige Einbruch passiert ist.“<br />

Ein Einbruch, den man auch beim<br />

ÖSV registrierte. Dort hatte man ohnehin<br />

keine Freude damit, dass der bei<br />

Olympia 2014 des Dopings überführte<br />

Langläufer wieder mitmischen will, und<br />

nahm von jeglicher Unterstützung Abstand.<br />

„Über ihn mache ich mir keine<br />

Sekunde Gedanken, er ist meilenweit<br />

davon entfernt, sportlich eine Rolle zu<br />

spielen“, verriet Markus Gandler, beim<br />

Verband sportlicher Leiter für Langlauf<br />

und Biathlon. „Für uns ist die Heim-<br />

WM eine riesige Chance, uns in der Öffentlichkeit<br />

zu präsentieren. Dann gebe<br />

ich lieber einem jungen Athleten dort<br />

die Chance.“ Ob bei dieser ablehnenden<br />

Haltung auch die Dopingcausa eine Rolle<br />

spielt? Gandler: „Das kann ich nicht ausschließen,<br />

ist aber nicht meine Baustelle,<br />

sondern eine des Präsidiums.“ Und das<br />

hat sich in Person von Peter Schröcksnadel<br />

klar gegen Dürr deklariert.<br />

Dürr selbst, der „bis zur letzten Sekunde“<br />

um eine Teilnahme kämpfen<br />

will, kann die ablehnende Haltung des<br />

ÖSV sogar nachvollziehen – und musste<br />

in den vergangenen Monaten erkennen,<br />

wie hart das Leben eines Einzelkämpfers<br />

ist. „Früher habe ich sogar meine Zahnbürste<br />

vom Verband bekommen, konnte<br />

Zerknirscht?<br />

Kämpferisch?<br />

Dürr will<br />

zur WM.<br />

„IRGENDWAS IST<br />

SCHIEFGELAUFEN“<br />

mich nur aufs Sportliche fokussieren.<br />

Heute muss ich mich ums Material, um<br />

Trainingskurse und letztlich auch ums<br />

Geld kümmern, eine schwierige Herausforderung.“<br />

So wie nach der Dopingbombe<br />

von Sotschi, „als ich mein Leben<br />

komplett neu organisieren musste, um<br />

privat wie finanziell wieder ins Lot zu<br />

kommen.“ Dass er nebenbei ein Buch<br />

schrieb („Der Weg zurück“), das Ende<br />

Jänner auf den Markt kam, werfen ihm<br />

einige als PR-Gag vor. Doch mit Kritik<br />

umzugehen hat Johannes Dürr in den<br />

letzten Jahren gelernt.<br />

Foto: GEPA pictures<br />

210 <strong>SPORTaktiv</strong>

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