12.09.2019 Aufrufe

Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau

Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau

Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schiffstechnik<br />

© SGV<br />

ridmotors sind es insgesamt zehn. Dabei<br />

ist der Wago CANopen Controller 750-<br />

837 als Kopf gewählt, der sich in Codesys<br />

programmieren lässt.«<br />

Ein weiterer Vorteil seien die schnelle<br />

Startzeiten: Wird das System eingeschaltet,<br />

sei die Steuerung innerhalb von wenigen<br />

Sekunden betriebsbereit. »Mit dem<br />

CAN-Bus verbinden wir unsere und die<br />

Wago-Steuerung, dann läuft das.«<br />

Die Funktionen des Hybridantriebs<br />

werden über das Softwarewerkzeug IO-<br />

Pro auf Basis von Codesys 2.3 im Wago-<br />

Controller programmiert, »unser Controller<br />

dient dann im Prinzip nur noch als<br />

normales Fernsteuerungsgerät, das Informationen<br />

mit dem Wago-System austauscht«,<br />

erklärt Mudroch.<br />

Alle Kennlinienumschaltungen sind<br />

im 750er-System programmiert, hier<br />

werden Daten ausgewertet und weitergegeben.<br />

Wählt der Kapitän zum Beispiel<br />

den Elektromotor an, bereitet der Controller<br />

den Hybridantrieb auf den Elektromodus<br />

vor. Abhängig von den Anforderungen<br />

kann der Elektromotor dann<br />

als zusätzlicher Schub im Boost-Betrieb<br />

oder als Wellengenerator benutzt werden.<br />

Zudem bereitet die Steuerung analoge<br />

Werte wie die Drehzahl des Dieselmotors<br />

oder die Hebelposition auf. Über<br />

fest im Speicher verankerte Variablen<br />

kann sie aber nicht nur programmiert,<br />

sondern auch parametriert werden <strong>–</strong> Parameter<br />

stellen zum Beispiel dar, wann<br />

Verzögerungszeiten oder andere Funktionalitäten<br />

zum Einsatz kommen sollen,<br />

die an- oder abgeschaltet werden<br />

müssen.<br />

Zwei unterschiedliche Antriebsquellen,<br />

mehr Signale <strong>–</strong> dadurch erhöht sich<br />

entsprechend auch die Anzahl der Fehlermöglichkeiten,<br />

gibt Mudroch zu bedenken:<br />

»Auftretende Fehler müssen von<br />

der Steuerung so behandelt werden, dass<br />

das Schiff den Anforderungen entsprechend<br />

reagiert, zumal für einen Kapitän<br />

bei einem Hybrid nicht sofort ersichtlich<br />

ist, welcher Teil des Antriebs die Fehlermeldung<br />

erzeugt hat.«<br />

Für jeden Modus-Wechsel wird eine<br />

Schrittkette gestartet. Nach jedem<br />

Schritt kontrolliert die Steuerung, ob<br />

er auch vollständig durchgeführt wurde.<br />

»Von den Regeln der Klassifikationsgesellschaften<br />

wird bestimmt, wie sich<br />

das Schiff im Falle eines Fehlers zu verhalten<br />

hat«, erklärt Mudroch. Bei einem<br />

Seeschiff sollte der letzte Fahrzustand bei<br />

einem Fehlerfall möglichst erhalten bleiben,<br />

damit der Schiffsführer entscheiden<br />

kann, ob er weiterfährt oder den Motor<br />

per Notstop ausstellt. Binnenschiffe wie<br />

die »Bürgenstock« wiederum würden<br />

den zügig bei einem Ausfall ausschalten,<br />

»weil sie natürlich relativ schnell in Ufer-<br />

Nähe kämen«, so Mudroch weiter.<br />

Die »Bürgenstock« ist nicht das erste<br />

Schiff mit elektrischem Antrieb, das auf<br />

dem Vierwaldstättersee fährt: Bereits<br />

2017 wurde das Vorgängermodell »Diamant«,<br />

von der SGV in Betrieb genommen.<br />

Dank des leichten Gewichts, der<br />

optimierten Rumpfform und des Hybridantriebs<br />

könne dieses Kurs- und Eventschiff<br />

rund 20% Energie gegenüber einem<br />

konventionellen, dieselbetriebenen<br />

Schiff einsparen, heißt es.<br />

Kein Hilfsdiesel an Bord<br />

Die »Bürgenstock« sei zwar mit ähnlichen<br />

Komponenten wie das Vorgängerschiff<br />

ausgestattet, »wir sind aber noch<br />

ein Schritt innovativer geworden«, erklärt<br />

Mudroch. Ist die »Diamant« mit einem<br />

Hilfsdiesel für die Abdeckung der<br />

sehr hohen Bordnetzlasten versehen <strong>–</strong> im<br />

Speziellen bei großen Events, wurde dieser<br />

bei der Bürgenstock weggelassen: eine<br />

lärm- wie abgasemissionsreduzierende<br />

sowie platzsparende Maßnahme.<br />

Und auch das Prinzip der Antriebssteuerung<br />

stellt eine Weiterentwicklung<br />

dar, unterstreicht der Aventics-Mitarbeiter:<br />

»Beim Vorgänger ist es so gewesen,<br />

dass der Motor erst einmal auf einen<br />

neutralen Zustand gestellt werden musste,<br />

um zwischen den Antriebsmöglichkeiten<br />

zu wechseln. Dieses Umschalten<br />

konnte schon einige Sekunden dauern.«<br />

Elektroantrieb während der Fahrt<br />

Bei der »Bürgenstock« schaltet der Diesel<br />

zum Elektroantrieb während der Fahrt<br />

zu, nachdem der Schiffsführer den Befehl<br />

dazu erteilt hat. »Passagiere bekommen<br />

weder das Umschalten noch Zukuppeln<br />

oder irgendein Ruckeln mit <strong>–</strong> das gleicht<br />

sich alles von der Antriebsseite aus.«, so<br />

Mudroch, für den ein Ende der Entwicklung<br />

noch lange nicht erreicht ist. »Solange<br />

ich mit Wago meine eigene Steuerung<br />

mit Programmen und Ein- und Ausgängen<br />

erweitern kann, ist noch vieles möglich.«<br />

Dies gelte auch für einen künftigen<br />

digitalen Datentransfer zwischen der Steuerung<br />

und einer Cloud: »Einen Remotezugriff<br />

auf das System haben wir noch nicht,<br />

was aber mit den von uns verwendeten,<br />

nicht cloudfähigen Controllern zu tun hat.<br />

Wenn der Kunde die Anforderungen vorgibt,<br />

wäre eine Lösung mit IoT-Controllern<br />

von Wago aber sicher eine Option.«<br />

Neben den Komponenten, die Aventics<br />

in der Hybdridsteuerung der »Bürgenstock«<br />

einsetzt, vertraut das Laatzener<br />

Unternehmen auf weitere Wago-Produkte.<br />

»Wir setzen zum Beispiel Reihenklemmen<br />

der 870er-Serie ein, für künftige<br />

Projekte wollen wir die Top Job S einbauen«,<br />

so Mudroch.<br />

Zudem greift das Unternehmen auf einen<br />

Converter aus der Jumpflex-Serie<br />

857 zurück, um Eingangssignale in passende<br />

Frequenzsignale zu konvertieren. »Wir<br />

haben eine Firmware bekommen, die in<br />

der Form kein anderer hat«, ergänzt Mudroch.<br />

So bräuchte man bei Schiffen mit<br />

Verstellpropellern zum Beispiel nicht nur<br />

lineare Kennlinien, sondern auch Knickkurven,<br />

die einen oder mehrere Stützpunkte<br />

hätten. Eine Anforderung, die in<br />

den Converter einprogrammiert worden<br />

ist. Besonders praktisch: Die Schnittstelle<br />

ist die gleiche wie beim 750er I/O-System.<br />

»Die Zusammenarbeit mit WAGO ist historisch<br />

gewachsen, für uns ist der schnelle<br />

und flexible Support ein Pluspunkt, aber<br />

auch, dass wir beim Einsatz von Komponenten<br />

alles aus einer Hand bekommen<br />

können«, erklärt Mudroch.RD<br />

<strong>Binnenschifffahrt</strong> 09 | <strong>2019</strong><br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!