Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau
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WaSSErStraSSEN | HÄ FEN<br />
mindest noch für die kommenden zehn Jahre. »Das macht<br />
natürlich auch für uns weitere Liegestellen nötig«, bestätigt<br />
Schoffel, der unsere Anfrage auch für die IG Rivercruise beantwortet.<br />
Hinzu käme, dass die Schiffslängen sich bei 135 m<br />
eingependelt hätten. Damit seien vorhandene Liegeplätze von<br />
der Größe und vom Gewicht her überlastet. Da müsse nachgerüstet<br />
werden.<br />
Daran arbeiten teils die Anbieter direkt, teils geschieht dies<br />
auch über entsprechende Partner oder Tochterunternehmen.<br />
So hat die RSR Shipping Company, die unter anderem für Scylla<br />
Liegeplätze entwickelt, am Main mit dem Standort Volkach seit<br />
dieser Saison den Großraum Würzburg im Visier, vom Anleger<br />
in Forchheim aus, der in diesem Sommer eröffnet wird, ist<br />
Bamberg gut erreichbar. Straubing ist ein guter Ausgangspunkt<br />
für die Erkundung von Passau und Regensburg. Am Rhein arbeitet<br />
RSR an einer neuen Anlegestelle in Oestrich-Winkel.<br />
Die Wasserfläche für den Ruhehafen in Ossenberg<br />
ist bereits fertig gestellt<br />
© WSV<br />
Bis zu 30 neue Liegestellen nötig<br />
Dass es immer wieder Engpässe bei der Akzeptanz neuer Anleger<br />
gibt, weiß Schoffel. »Wo sie am dringendsten gebraucht<br />
werden, funktioniert es nicht.« Mal gebe es flussbauliche oder<br />
technische Hindernisse, manchmal auch offenen Protest. »Das<br />
macht das Thema schwieriger«, beschreibt er seine Erfahrungen.<br />
Dabei seien nicht nur an den Brennpunkten der touristischen<br />
Attraktionen neue Liegeplätze nötig. Schoffel spricht von<br />
20 bis 30 neuen Anlegemöglichkeiten entlang des Rheins. Im<br />
südlichen Abschnitt, im Großraum Breisach, habe es 2015 erste<br />
Anläufe gegeben, die aber nicht abgeschlossen seien.<br />
Weiteren Bedarf an Liegestellen machte Schoffel auch für die<br />
Standorte Baden-Baden, Worms und Rüdesheim aus. In Koblenz<br />
habe sich die Situation entspannt. Weitere Anleger stünden<br />
auch in Köln und Amsterdam auf der Wunschliste, ebenso<br />
in Basel. »Da muss aber erst wohl ein kleines Wunder passieren,<br />
damit da was passiert«, begrenzt Schoffel seine Hoffnung<br />
auf schnelle Lösungen.<br />
Zwar könne man auch auf Punkte abseits der Touristenziele<br />
setzen, die müssten aber noch logistisch tragbar sein, meint<br />
Schoffel. Hilfreich wären an einigen Stellen auch Erlaubnisse,<br />
vor oder hinter Schleusen festmachen zu dürfen. Das treffe aber<br />
oft auf Probleme seitens der Wasserstraßenverwaltung, auch<br />
wenn die notwendigen baulichen Veränderungen von privater<br />
Seite bezahlt würden. Haftungsfragen seien dabei schwierig<br />
zu lösen, teils sei dort aber auch die landseitige Erreichbarkeit<br />
eingeschränkt.<br />
Ein Konzept für neue Liegeplätze entlang des Rheins gebe es<br />
nicht, so Schoffel. »Das wäre auch schon wieder überholt, wenn<br />
es fertig wäre«, mutmaßt der Planer, der zur Lösung von Problemen<br />
auch auf temporäre Möglichkeiten zielt. »Vor Köln ausschiffen,<br />
hinter Köln wieder einschiffen«, sei beispielweise eine<br />
Möglichkeit, die Steiger nur kurzzeitig nutzen zu müssen. So<br />
könne man sich auch eine Nutzungsteilung mit Anlegern der<br />
schwarzen Schifffahrt vorstellen.<br />
Zudem sei die Branche auf der Suche nach neuen Angebotsprodukten,<br />
weg von den »Rennstrecken«, wie Schoffel es nannte.<br />
Das könne neue Standorte interessant machen.<br />
Die häufig anzutreffende Diskussion über Touristenschwemmen<br />
durch Flusskreuzer führte Schoffel auf eine »verzerrte<br />
Wahrnehmung« zurück. Als Beispiel nannte er Bamberg. Dort<br />
würden jährlich rund 4 Mio. Touristen die Stadt besuchen, davon<br />
kämen 200.000 Gäste mit einem Flusskreuzer. »Das sind ge-<br />
Ruhehäfen: Bedarf erkannt <strong>–</strong> Planung für Ossenberg<br />
Von den im Bereich Emmerich verkehrenden Binnenschiffen,<br />
die jährlich über 160 Mio. Gütertonnen und mehr als<br />
2 Mio.TEU über den Rhein befördern, fahren etwa 60%<br />
nicht im 24 Stunden-Betrieb. »Die Schifffahrtstreibenden<br />
benötigen ausreichend Liegeplätze« hatte die WSV noch zu<br />
einem Workshop in Wien Ende 2018 postuliert.<br />
Die Begründung ist so einfach wie einleuchtend: Der fahrende<br />
Verkehr soll vom ruhenden Verkehr getrennt werden,<br />
die Schiffe brauchen eine sichere und ruhige Liegemöglichkeit,<br />
die den Begriff Ruhezeiten rechtfertigen.<br />
Um den tatsächlichen Bedarf an Liegestellen für die<br />
Übernachtung zu ermitteln, hat die WSV ein Fachkonzept<br />
erstellt. Dieses stellte für den Abschnitt von der deutschen<br />
Grenze bis nach Wesel ein Defizit an entsprechenden<br />
Angeboten fest. Eine Machbarkeitsstudie hatte zum Ergebnis<br />
geführt, dass in Niedermörmter und in Ossenberg<br />
die günstigsten Bedingungen für ein entsprechendes<br />
Angebot gegeben seien.<br />
An beiden Örtlichkeiten kann man auf vorhandene Wasserflächen<br />
setzen und das nachstehende Anforderungsprofil<br />
erfüllen:<br />
••<br />
Liegemöglichkeiten für 30 bis 50 Großmotorgüterschiffe<br />
(135 m x 11,45 m) und zusätzlich 6 bis 8 Kegelschiffe<br />
••<br />
Tiefenlage der Hafensohle mindestens 0,70 m unter der<br />
Fahrrinnentiefe des Rheinstroms (3,50 m unter GlW)<br />
••<br />
keine negative Beeinflussung der Hochwasserspiegellage<br />
sowie der durchgehenden Schifffahrt<br />
••(weitestgehend) hochwasserfreie Autoabsetzplätze und<br />
Festmachmöglichkeiten<br />
••(weitestgehend) hochwasserfreie Rettungswege<br />
••<br />
Versorgungsmöglichkeiten für Strom (Basis: ZKR-Beschluß<br />
mit Gebot zur Landstromnutzung)<br />
••<br />
Entsorgungsmöglichkeiten für Abfall<br />
••<br />
angemessene Anbindung an existierende Infrastruktur<br />
Nachdem bereits die Regionalplanung angepasst wurde, ist<br />
nun das Planfeststellungsverfahren für die Einrichtung in<br />
Ossenberg in Vorbereitung. Darin werden neben den technischen<br />
Anforderungen und Lösungen auch die Belange<br />
der Umwelt erörtert. Ausgelegt werden soll der Ruhehafen<br />
Ossenberg auf 34 üGMS, sechs Kegelschiffe und einen<br />
Autoabsetzplatz. In Niedermörmter könnten 42 üGMS,<br />
sechs Kegelliegeplätze und ein Autoabsetzplatz realisiert<br />
werden. (ga)<br />
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