Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau
Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau
Binnenschifffahrt September 2019 – Online-Vorschau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WaSSErStraSSEN | HÄ FEN<br />
rung vorgenommen. Leider hätten spätere<br />
Regierungen dem Kraftverkehr und<br />
der Bahn mehr Bedeutung beigemessen<br />
als der <strong>Binnenschifffahrt</strong> und der Pflege<br />
der Wasserstraße Oder. Da nun durch<br />
die steigende Wirtschaftskraft des Landes<br />
Straße und Bahn den Verkehrsbedarf<br />
nicht mehr befriedigen könnten, habe<br />
man sich der <strong>Binnenschifffahrt</strong> wieder<br />
erinnert, was er sehr begrüße.<br />
Wieder mehr Fischarten<br />
Die Oder als Fluss sei sauberer geworden,<br />
weil Industrieabwässer nicht mehr<br />
eingeleitet werden dürfen. Verschwunden<br />
geglaubte Fischarten seien wieder heimisch<br />
geworden und hätten sich eigene<br />
Lebensräume erschlossen, die nun erhalten<br />
werden müssten. Lachse und Neunaugen<br />
hätten sich wieder angesiedelt und<br />
andere seltene Fischarten. Sie gilt es nun<br />
zu schützen. In den Wanderzeiten dieser<br />
Wasserbewohner würden die Bauarbeiten<br />
dann auch unterbrochen werden. Auf<br />
der rund 90 km langen Ausbaustrecke<br />
sind 720 Buhnen und 3 km Deckwerke<br />
wieder herzurichten oder neu anzulegen.<br />
Mehr Für als Wider<br />
Im Anschluss an die Vorträge gab Projektleiterin<br />
Krystyna Araskiewicz die<br />
Diskussion frei. Als Gastgeber begrüßte<br />
der IHK-Verkehrsexperte Robert Radzimanowski<br />
die Ausführungen der polnischen<br />
Seite. »Hier zeigt sich der Wille auf<br />
polnischer Seite, den Hochwasserschutz<br />
und die Schifffahrtsbedingungen nachhaltig<br />
anzugehen und diesen so umweltverträglich<br />
wie möglich zu gestalten.«<br />
Das schütze die Kulturlandschaft entlang<br />
der Oder und damit auch ihre Bewohner<br />
und Betriebe vor Eisschollenaufschub<br />
und Winterhochwasser.<br />
Für Ostbrandenburg sei es wichtig,<br />
dass die Vereinbarungen des deutschpolnischen<br />
Regierungsabkommens<br />
zur Ertüchtigung der Grenzoder aus<br />
dem Jahr 2015 verwirklicht würden. Es<br />
sei wichtig, die Schwachstellen an der<br />
Grenz oder für die Schifffahrt zu beseitigen<br />
und besonders im Oderbruchbereich<br />
den Einsatz von Eisbrechern stets zu gewährleisten.<br />
Mit sanierten Buhnen sei<br />
der Oderbruch vor einer mäandernden<br />
Oder und vor Hochwasser geschützt und<br />
die Frachtschifffahrt könne leistungsfähig<br />
verkehren.<br />
Der Stellvertretende Vorsitzende des<br />
Oder-Havel-Fördervereins, Horst Linde,<br />
stellte fest: »Eine derartige Modernisierung<br />
der Oder ist ein erster Schritt in<br />
Richtung auf weitere in der Planung befindliche<br />
Ausbaumaßnahmen und, soweit<br />
es die Schifffahrt betrifft, wäre dies in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit vorgeschlagenen<br />
Entwicklungsmaßnahmen in<br />
Richtung auf in Zukunft einzusetzende<br />
innovative Transportsysteme zu sehen«.<br />
Geprägt wären sie durch große Verbandsgrößen,<br />
Flachgängigkeit, digitalisierte<br />
Lenkbarkeit, Unterstützung durch landseitige<br />
Assistenzsysteme etc. »Wenn man<br />
mit zwei Lagen Containern und rationellen<br />
flachgehenden Fahrzeuggrößen zwischen<br />
Stettin und Breslau fahren möchte,<br />
bleibt also noch einiges zu tun <strong>–</strong> und dies<br />
möglichst bald.«<br />
Der Vorsitzende des Oder-Havel-Fördervereins,<br />
Gerhard Ostwald, fügte an:<br />
»Die polnischen Planungen verdienen<br />
Unterstützung und Hilfestellung, auch,<br />
um noch bestehende Schwachpunkte<br />
auszugleichen. Die deutsche Politik<br />
wäre gut beraten, wenn sie nicht nur die<br />
Ziele des Eisaufbruchs und des Hochwasserschutzes<br />
ernst nehmen würde,<br />
sondern auch ihren ablehnenden Standpunkt<br />
bezüglich eines wirtschaftlichen<br />
Interesses an der Oderschifffahrt, wenn<br />
man an die Wirtschaftsstandorte wie<br />
Schwedt, Eisenhüttenstadt und an die<br />
Querverbindungen in Richtung Eberswalde,<br />
Fürstenwalde usw. denkt, überprüfen<br />
würde.«<br />
Eine Frankfurter Stadtverordnete bedauerte<br />
die mangelnde Schiffbarkeit der<br />
Oder. Durch die extremen und lang anhaltenden<br />
Niedrigwässer würden bereits<br />
Flussauen vertrocknen und Bäume absterben.<br />
Sie hoffe, dass durch die Ausbaumaßnahmen<br />
die Wasserstände wieder<br />
Schiffswerft Hermann<br />
Barthel GmbH<br />
angehoben werde könnten. Gleichzeitig<br />
befürchtet sie aber auch, dass die angestrebte<br />
höhere Fließgeschwindigkeit zur<br />
Erosion und zur Eintiefung der Oder<br />
führen könnte.<br />
Paradies für Flora und Fauna<br />
Der Leiter des Nationalparkes Unteres<br />
Odertal, Dirk Treichel, zeigte Verständnis<br />
für die polnischen Ausbaumaßnahmen<br />
und vor allem dafür, dass der Hochwasserschutz<br />
in strengen Winterzeiten<br />
gesichert sein würde. Das Untere Odertal<br />
ist eines der wertvollsten Biotope in<br />
Mitteleuropa. Schwankende Wasserstände<br />
würden Flora und Fauna stark beeinträchtigen.<br />
Ein Eisstau mit Hochwasser<br />
im Winter hätte sehr nachteilige Folgen<br />
für sein Habitat und sollte unbedingt vermieden<br />
werden.<br />
Eine Vertreterin der polnischen kommunalen<br />
Vereine auf der östlichen Oderseite,<br />
die seit 23 Jahren in Küstrin lebt<br />
und in jedem Jahr versucht, eine Schiffsfahrt<br />
auf der Oder zu unternehmen, bedauert,<br />
dass dies in diesem Sommer<br />
kaum noch möglich ist. Sie begrüßt daher<br />
das Vorhaben, die Oder besser schiffbar<br />
zu machen. Küstrin sei eine wachsende<br />
Industriestadt. Ein brauchbarer<br />
Hafen und eine funktionierende <strong>Binnenschifffahrt</strong><br />
würden die Stadt, die täglich<br />
durch Lkw verstopft sei, sicherlich<br />
entlasten. Daher sei sie eine Befürworterin<br />
der Ausbauvorhaben. Allerdings<br />
zweifele sie etwas an den Ausbauzielen,<br />
die der Schifffahrt wohl nicht nachhaltig<br />
helfen würden. Man sollte sich überlegen,<br />
mittels Staustufen wie oberhalb der<br />
Grenzoder, Auen und Wasserstände zu<br />
stabilisieren.<br />
n<br />
Die Werft ist<br />
Schweißbetrieb im<br />
Schiffbau mit Zulassung<br />
durch den<br />
Germanischen Lloyd<br />
Wir leisten für Sie:<br />
• Instandsetzung von Binnenschiffen und technischen Fahrzeugen<br />
• Konstruktion und Neubau bis 60 m Länge,<br />
Slipkapazität bis 60 m Länge und 600 t Eigengewicht<br />
• diverse Stahlbauarbeiten, schiffstheoretische Berechnungen<br />
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH<br />
Hauptstraße 123 • 39317 Derben/Elbe<br />
Tel.: (03 93 49) 2 58 • Fax: (03 93 49) 5 18 95 • www.barthelwerft.de<br />
E-Mail: info@barthel-werft.de<br />
<strong>Binnenschifffahrt</strong> 09 | <strong>2019</strong><br />
67