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GEDANKEN zur<br />

F'ASTENZEIT<br />

Nun ist sie da, die gute Zeit, die Gottes<br />

Geschenk ist an uns, die für uns<br />

eine heilsame Zeit, erfüllt von der Gegenwart<br />

Christi sein will. Da uns diese<br />

Zeit geschenkt ist, soll sich unser ganzes<br />

Herz, sollen wir uns als ganze Menschen<br />

erneuern durch Fasten und Gebet.<br />

Sinn einer bewußt gelebten Fastenzeit<br />

sollte die Vorbereitung auf das immerwährende<br />

Pascha, das kein Ende kennt,<br />

sein. All dies ist Geschenk Gottes und<br />

geschieht in Gemeinschaft mit ihm.<br />

Die Vorstellung von Buße als "Freude tötend"<br />

ist unrichtig. Dies will uns die<br />

Namensänderung von Fastenzeit in österliche<br />

Bußzeit sagen. Im Neuen Testament<br />

finden wir an 34 diesbezüglichen Stellen<br />

das Wort metänoia, das soviel wie umdenken,<br />

Sinnesänderung bedeutet. Sinnesänderung<br />

meint ein Umdenken vom Falschen<br />

zum Richtigen, vom Schlechten zum Guten<br />

hin, einen Vorgang also, der den Menschen<br />

frei und froh machen will und<br />

kann, erst recht, wenn wir im Glauben<br />

bedenken, daß hierbei Gott schon in uns<br />

am Werk ist.<br />

Die Hauptsache - sei es im Großen, sei<br />

es im Kleinen - ist die Lebenskorrektur.<br />

Sie bezieht sich auf geschehene falsche<br />

bzw. böse Taten und Unterlassungen sowie<br />

auf falsche Grundhaltungen, die zu solchen<br />

Taten oder Unterlassungen führen.<br />

An dieser Stelle fällt mir die falsche<br />

Grundhaltung des reichen Mannes mit der<br />

reichen Ernte im Lukasevangelium ein. Er<br />

denkt nur an die Sicherung der irdischen<br />

Werte und wird deshalb als Tor bezeichnet.<br />

Wir leben heute in einer Wohlstands-<br />

und Konsumgesellschaft und müssen<br />

uns vor allem bei unserer Haltung<br />

gegenüber den Flüchtlingen oder den verhungernden<br />

Menschen in Nachbarländern<br />

fragen lassen, ob unsere Wertordnung<br />

richtig ist. Wenn aber die Sache für uns<br />

wieder in Ordnung kommen soll, so ist<br />

dies sicher eine schmerzliche Entwöhnung<br />

vom Falschen bis zum Richtigen, ein Läuterungsprozeß,<br />

der ein Mehr an Tun und<br />

ein Mehr an Liebe erfordert. Wer heute<br />

glaubt, muß ausziehen aus dem Denken einer<br />

Gesellschaft, die Gott verdrängt<br />

oder nebensächlich macht, die matrialistisch<br />

oder konsumorientiert denkt.<br />

Christsein heute, ist Aufbruch und Risiko,<br />

ein Nicht-alles-Mitmachen, ein Widerstehen,<br />

das sich aber auzahlt.<br />

Umkehr und Buße haben aber als Ausgangspunkt<br />

die Gnade Gottes, die annimmt und<br />

verzeiht und auch in ein sehr dunkles<br />

Leben Licht bringen kann. Das Leben ist<br />

sein Geschenk, ihm gegenüber sind wir<br />

verantwortlich. Oft scheint es, als wie<br />

wenn wir die Verantwortung gegenüber<br />

Gott weitaus geringer achten würden als<br />

die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen.<br />

Die Zuwendung zu Gott beinhaltet<br />

den sehr konkreten Auftrag auf Jesus<br />

mehr zu hören.<br />

Die Fastenzeit gibt uns Gelegenheit,<br />

Gott wieder neu zu suchen, nach ihm Ausschau<br />

zu halten. Dazu müssen wir unser<br />

inneres Auge und unser inneres Ohr öffnen,<br />

mit denen wir Tieferes wahrnehmen.<br />

Gewiß, in jedem Menschenleben bleiben<br />

viele unerfüllte Wünsche: Die erste<br />

Hälfte des Lebens: Der Mensch opfert die<br />

Gesundheit, um Geld zu verdienen. Die<br />

zweite Hälfte des Lebens: Der Mensch opfert<br />

sein Geld, um die verlorene Gesundheit<br />

wieder zu erlangen. Der Mensch lebt<br />

keine hundert Jahre, aber er macht sich<br />

Sorgen für tausend Jahre ... - dies<br />

könnte doch nicht das Ziel sein, das wir<br />

uns wünschen - gut und glücklich sein<br />

können, aber zugleich auch länger zu<br />

weinen, zu leiden ... und dem Tod ja<br />

doch ausgeliefert sein. Nur der Christusglaube<br />

garantiert mir, daß ich endgültig<br />

bei Gott geborgen sein darf!<br />

Christus hat die engen, durch den Tod<br />

gezogenen Grenzen menschlicher Wirklichkeit<br />

überwunden und beseitigt. Er lädt<br />

uns alle ein, an seiner neuen Lebenswirklichkeit<br />

teilzunehmen, die durch die<br />

Taufe in uns begründet worden ist.<br />

Sollten wir nicht mit solchen und ähnlichen<br />

Gedanken versuchen, die Fastenzeit<br />

zu füllen und uns so auf das Fest der<br />

Feste vorzubereiten?<br />

Ihr Diakon<br />

Peter GRAF<br />

Den<br />

Gürtel<br />

enger<br />

schnallen?<br />

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