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#180-190 1993

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In dieser Zeit sei es "unmöglich, die<br />

subjektiven und objektiven Fluchtgründe<br />

zu erheben und zu prüfen". Die Asylwerber<br />

erhielten - so Aigner weiter - ihren<br />

negativen Asylbescheid in den meisten<br />

Fällen in der Haft. Der Berufung werde<br />

aufschiebende Wirkung aberkannt, was den<br />

gängigen Rechtsnormen widerspreche.<br />

Ebenso bedenklich ist nach den Worten<br />

Aigners die Tatsache, daß - entgegen allen<br />

internationalen Konventionen - Verfolgte<br />

faktisch in alle Länder zurückgeschoben<br />

werden, die Menschenrechte verletzen.<br />

Rückschiebungen "finden nur dann<br />

nicht statt, wenn der Heimatstaat des<br />

Flüchtlings die Rücknahme verweigert<br />

oder es keine Flugverbindung wie etwa<br />

nach Somalia oder Liveria gibt", kritisierte<br />

Aigner.<br />

"amnesty international" sowie zahlreiche<br />

kirchliche Einrichtungen hatten schon<br />

vor inkrafttreten des neuen Asylgesetzes<br />

massiv vor dessen negativen Folgen gewarnt.<br />

(entnommen aus "KATHPRESS Nr. 106 vom<br />

8. Mai <strong>1993</strong>)<br />

CARITAS-PRÄSIDENT ERNEUERT KRITIK AN<br />

ASYLPOLITIK<br />

St. Pölten, 14. Mai <strong>1993</strong> (KAP) Scharfe<br />

Kritik an der derzeit in Österreich<br />

praktizierten Asylpolitik übte Msgr.<br />

Mag. Helmut SCHÜLLER, Präsident der Caritas<br />

Österreich, bei der Pressekonferenz<br />

anläßlich der Konferenz der Caritasdirektoren<br />

Österreichs, die vom 10.<br />

bis 13. Mai in St. Pölten stattfand. Mit<br />

Sorge beobachtete die Caritas den starken<br />

Rückgang von Asylgewährungen. So<br />

würden derzeit von 100 Anträgen nur 17<br />

positiv abgeschlossen. Deutlich schlechter<br />

geworden sei auch der Umgang mit den<br />

Asylwerbern selbst. Schüller bezeichnete<br />

die Schubhaftpraxis als<br />

"menschenrechtswidrig".<br />

Auch hafte an vielen Ausweisungen der<br />

Makel der Illegalität, der zu rigorosen<br />

Ausweisungen führt. So würden bereits in<br />

Österreich beschäftigte Ausländer plötzlich<br />

ausgewiesen und Familien auseinandergerissen,<br />

wies er hin.<br />

Auch sei in vielen Fällen eine Unkoordiniertheit<br />

zwischen Fremdenpolizei und<br />

Asylbehörde in den Fragen der Abschiebungen<br />

festzustellen. Darüberhinaus beklagte<br />

der Caritaspräsident die fehlenden<br />

Integrationschancen für Flüchtlinge<br />

bei der Wohnungssuche. Die Hilfe beschränke<br />

sich derzeit nur auf Privatinitiativen.<br />

Mehr Zeit für Mitmenschen<br />

Mag. Schüller trat auch für eine bessere<br />

Behandlung der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt<br />

ein. Es sei schwierig geworden,<br />

in den politischen Rahmenbedingungen<br />

eine Änderung zu bewirken. Auch am<br />

inländischen Wohnungsmarkt könne es<br />

durch die Zunahme der Befristung von<br />

Mietverhältnissen besonders für schwächere<br />

Einkommensschichten zu einer drastischen<br />

Verschlechterung kommen. Weiters<br />

appelierte Caritasdirektor Schüller,<br />

daß die Gesellschaft mehr Zeit für<br />

die Mitmenschen, vor allem im unmittelbaren<br />

Wohn- und Lebensmilieu, aufbringen<br />

müsse. Die vorhandene Tendenz, alles zu<br />

delegieren, sei eine äußerste Belastung<br />

für den Sozialstaat. Dieser könne niemals<br />

ein Ersatz für die Mitmenschlichkeit<br />

sein.<br />

Dank an Spender<br />

Positive Entwicklungen diagnostiziert<br />

Schüller in den verschiedenen Spendenaufkommen<br />

von der ursprünglichen 3.-<br />

Welt-Hilfe übe die "Osteuropahilfe" bis<br />

zu den hilfen im ehemaligen Jugoslawien.<br />

Die Spender seien diese "Vielfalt von<br />

Schauplätzen" nicht nur gefolgt, sondern<br />

auch den bisherigen hilfsbedürftigen<br />

Ländern in der Dritten Welt treu geblieben.<br />

Dies zeuge, so Schüller, von einer<br />

wachsenden Solidarität.<br />

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