#180-190 1993

GEDANKEN über OSTERN
Was bedeutet uns Ostern heute? Für
viele werden die zwei freien Tage
eine willkommene Erholung sein. Aber
uns Christen, was bedeutet uns dieses
Fest?
OSTERN - EIN GEHEIMNIS:
Die Dichterin Elisabeth Frey sagte
einmal: "Rätsel sind da, um sie zu
lösen, Geheimnisse des Glaubens, um
sie anzubeten," Viele Menschen
möchten heute auch die Geheimnisse
enträtseln - das Geheimnis der
Auferstehung gehört dazu. Vielleicht
haben esoterische Zirkel und Sekten
deshalb einen so großen Zulauf, weil
sie ihren Anhängern vormachen, daß
sie genau wissen, wie es damals war
und wie es für uns einmal sein wird.
Die Fragen nach Tod und Auferstehung
beschäftigen Menschen aller Zeiten
und Kulturen.
Der kleine und der große Tod des
Menschen.
Ich glaube, daß jeder Mensch dunkle
Stunden erlebt, in denen er nicht
mehr sehen kann wie es weitergehen
soll, wo er ängstlich ist, wo
vielleicht innerlich etwas erstirbt.
Ich meine damit• die Erfahrung, wo
eine bis dahin liebevolle Reziehung
zu einem Menschen zerbricht, die
Stunde, wo Eltern merken, daß sich
ihre Kinder überhaupt nicht , so
entwickeln wie sie es gerne haben
möchten oder die Stunde, wo uns
jemand zu dem wir doch so großes
Vertrauen hatten ganz arg enttäuscht.
Da wird es dunkel im Leben und wir
erfahren so etwas wie einen "kleinen
Tod".
In unserem Leben sterben wir viele
solcher "kleinen Tode", bis eines
Tages der "große Tod" unserem
irdischen Leben ein Ende setzt.
Christus - das Licht:
Wie zu Ostern unsere Kerzen, die wir
an der Osterkerze entzünden, die
finstere Kirche erhellen, so kann
durch ein befreiendes Wort, durch
eine ermutigende Begegnung, durch
einen hoffnungsvollen Gedanken, auch
das Dunkel unseres Lebens wieder
aufgehellt werden und wir können
wieder leben. Für uns Christen ist es
der Auferstandene, der die Dunkelheit
in und um uns herum vertreibt, der
Garant dafür ist: "Es gibt die
Auferstehung der Toten."
Christus erkennen als die Quelle
allen Lebens.
Überall dort, wo Menschen in der
Begegnung mit Mitmenschen Trost,
Hoffnung und Zuversicht erleben, wird
Christus erkannt und bekannt. Solche
Erfahrungen, die Menschen verwandeln,
sind unerzwingbare Geschenke. Wir
sind gewohnt, alles selbst in die
Hand zu nehmen. Wir sind der Meinung,
alles selbst machen zu können und zu
dürfen, doch dabei übersehen wir, daß
wir uns von Gott nur beschenken und
verwandeln lassen können, wenn wir
nicht nur auf unseren Verstand,
sondern auch auf unser Herz hören.
Nur in unserem Herzen werden wir zu
dem Vertrauen gelangen: "Jesus ist
nicht mehr tot; er ist zu neuem Leben
auferstanden!"
Wenn wir in unser eigenes Leben
hineinschauen, finden wir
Erkenntnisse, die nicht auf Beweis
gründen, sondern auf der inneren,
intuitiven Erfahrung unseres Herzens.
Es sind dies vor allem die Erfahrung
von Freundschaft und Liebe. In seiner
Erzählung "Der kleine Prinz" sagt
Antoine de Saint-Exupery: "Man sieht
nur mit dem Herzen gut. Das
Wesentliche ist für die Augen
unsichtbar." Das gilt auch für die
Erkenntis des Glaubens; das gilt auch
für die Erfahrung, daß Jesus von den
Toten auferweckt wurde, daß er lebt.
Eine solche Erfahrung ist nur
möglich, wenn wir unsere Herzen
öffnen, Gott lieben und ihm
vertrauen, auch wenn wir nicht
verstehen.
Ein gesegnetes Osterfest wünscht
Ihnen allen
Ihr Diakon
Peter GRAF
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