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Ausgabe 02-2009

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Branchentermine im Rückblick<br />

Dipl.-Ing. Rico Nock, Kappelrodeck, wies auf einen besonders<br />

heiklen, oft unterschätzten Aspekt hin: Bei in puncto Leistung<br />

offenkundig fragwürdigen und damit VOB-widrigen Vergaben<br />

an Billigstbieter könne es das federführende Ingenieurbüro<br />

nicht bei Warnungen belassen: In solchem Falle müsse<br />

„…ein Ingenieurbüro aus haftungsrechtlichen Gründen den<br />

Vertrag mit seinem Auftraggeber kündigen.“ Ein schriftlicher<br />

Haftungsausschlusshinweis nämlich nütze gar nichts, sondern<br />

belaste das Ingenieurbüro im Falle des Falles noch mit zusätzlicher<br />

Verantwortung und führe zum Verlust des Versicherungsschutzes.<br />

Spannend auch die in Pforzheim gegebene Antwort auf die<br />

Frage, wie die neue Zusätzliche Technische Vertragsbedingung<br />

(ZTV) zur Materialprüfung angenommen wird und sich<br />

auswirkt, die seit 2008 die laborseitigen Qualitätssicherungsverfahren<br />

rund um den Schlauchliner standardisiert. Wie Dipl.-<br />

Ing. Andreas Haacker, Oststeinbek, aus der Prüfpraxis berichtete,<br />

zeigen sich wesentliche Unterschiede gegenüber der Zeit<br />

„ante ZTV“ im Falle einer Abweichung von Sollwerten und<br />

Prüfergebnissen: In der ZTV werden exakte Vorgaben geregelt<br />

wann eine Zweitbeprobung obligatorisch ist. Deutlich steigend<br />

sei der Anteil der Beauftragungen nach ZTV. In Haakers Unternehmen<br />

liegt der Anteil der „ZTV-Beprobungen“ bereits bei<br />

35 % mit steigender Tendenz.<br />

Insbesondere bei Schlauchlining mit warmwasserhärtenden<br />

Nadelfilzlinern spielt ein in Raum und Zeit vorgabenkonformer<br />

Temperaturverlauf des Härtungsvorgangs eine Schlüsselrolle.<br />

Das Prinzip der zeitlich und räumlich punktuellen Stichprobenmessung<br />

wird vielfach als unzureichend empfunden; eine<br />

offensichtlich gangbare Alternative haben das IKT Institut für<br />

Unterirdische Infrastruktur Gelsenkirchen und die Rheinische<br />

Fachhochschule Köln entwickelt und in Pforzheim vorgestellt:<br />

Die faseroptische Temperaturmessung. Axial in den Liner-Aufbau<br />

integrierte Lichtwellenleiter werden mit Laserlicht beaufschlagt;<br />

im Sensorkabel werden durch äußere Wärmeeinwirkung<br />

molekulare Schwingungen erzeugt, die durch das Kabel<br />

zurückwirken und exakt gemessen, aufgezeichnet und visualisiert<br />

werden können. So ist es möglich, über Distanzen von<br />

derzeit bis zu 8 Kilometern halbmetergenaue Temperaturprofile<br />

des Liners quasi „live“ zu ermitteln. Tatsächlich konnten<br />

Temperaturunterschiede von 8°C bis 13°C im Längsverlauf der<br />

vier untersuchten Liner DN 500 ebenso gemessen werden wie<br />

Abweichungen zwischen Sohle und Scheitel, die zwischen 2°C<br />

und 10°C lagen. Da alle Werte noch innerhalb der Einbauvorgaben<br />

lagen, konnten in diesem Falle durch Nachbeprobung<br />

und labortechnische Untersuchung auffälliger Bereiche<br />

keine Korrelationen zwischen Wärmeeintrag und Qualität<br />

nachgewiesen werden.<br />

Neben solchen Forschungs-Highlights bekamen die Gäste<br />

des 7. Deutschen Schlauchliner-Tages sehr viel Praxiserfahrung<br />

vermittelt, diesmal aus der Gastgeberstadt Pforzheim, in<br />

der die Schlauchlining-Ära 1986 begann, sowie aus Hamburg,<br />

Herford und Solingen. In Solingen hat man inzwischen<br />

einen breiten Fundus von Erfahrungen mit dem Schlauchliner-<br />

Einbau speziell in Hausanschlussleitungen gemacht. In einem<br />

Modellprojekt mit 109 Teilnehmern wurden 97 Renovationen<br />

per Schlauchlining (insgesamt 1.200 Meter) durchgeführt, von<br />

denen 94 mit der in Solingen obligatorischen DSC-Analytik<br />

überprüft wurden; in drei Fällen konnte keine Probe genommen<br />

werden. Nur ein einziger Liner fiel aufgrund eines nachweislichen<br />

Materialfehlers durch und wurde ausgetauscht. Die<br />

spezifischen Kosten für die Schlauchlining-Sanierung der Anschlussleitungen<br />

lagen bei 1.950 Euro pro Grundstück. Bei<br />

den 55 Grundstücken, bei denen in einem zweiten Bauabschnitt<br />

auch noch die Grundleitungen saniert wurden, kamen<br />

jeweils noch einmal 1.500 Euro hinzu.<br />

Werden Schlauchliner also kompetent geplant, von sachkundigen<br />

Unternehmen verantwortungsbewusst durchgeführt<br />

und vorschriftsgemäß analysiert, liegt man mit ihnen, mit an<br />

Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch qualitativ auf<br />

der sicheren Seite; somit darf die Forderung, ein Sanierungsergebnis<br />

müsse einem Neubau gleichwertig sein, als erfüllt<br />

angesehen werden. Mehr noch: Schlauchlining leistet, wie der<br />

GSTT-Vorsitzende Prof. Jens Hölterhoff, Berlin, ausführte, einen<br />

Beitrag zu Energieeinsparung und Klimaschutz. Entscheidend<br />

dabei: Als „minimalinvasives“ und schnelles – je nach Verfahrensvariante<br />

sogar extrem schnelles – Verfahren reduziert<br />

Schlauchlining im Vergleich zum offenen Neubau unter anderem<br />

ganz erheblich die baubedingten und die staubedingten<br />

Verkehrsemissionen: Mit Schlauchlining liegt man folglich<br />

gleich in doppelter Hinsicht im „grünen Bereich“.<br />

Genau dort fand sich die Technische Akademie Hannover als<br />

Veranstalter des 7. Deutschen Schlauchliner-Tages in ihrer positiven<br />

Bilanz wieder, die neben der Besucherresonanz auch<br />

die mit 32 Ausstellern sehr gut besetzte und bestens frequentierte<br />

Fachausstellung rund ums Schlauchlining einbezog.<br />

Kaum dass das Kongresszentrum Pforzheim die Türen hinter<br />

dem letzten Kanalsanierer geschlossen hatte, stand deshalb<br />

fest: 2010 geht die „Story“ weiter.<br />

Technische Akademie Hannover e.V.<br />

Dr. Igor Borovsky<br />

Wöhlerstraße 42<br />

D-30163 Hannover<br />

Telefon: +49 (0) 511/394 33-30<br />

Telefax: +49 (0) 511/394 33-40<br />

E-Mail: borovsky@ta-hannover.de<br />

www.ta-hannover.de<br />

Fachlicher Gedankenaustausch im<br />

weitläufigen Foyer des Kongresszentrums<br />

Pforzheim: 32 Aussteller präsentierten<br />

dort ihre Leistungen.<br />

Kongressteilnehmer entspannen sich<br />

in der Mittagspause vor dem Kongresszentrum.<br />

RO-KA-TECH Journal <strong>02</strong> / <strong>2009</strong> | 21

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