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Branchentermine im Rückblick<br />
Dipl.-Ing. Rico Nock, Kappelrodeck, wies auf einen besonders<br />
heiklen, oft unterschätzten Aspekt hin: Bei in puncto Leistung<br />
offenkundig fragwürdigen und damit VOB-widrigen Vergaben<br />
an Billigstbieter könne es das federführende Ingenieurbüro<br />
nicht bei Warnungen belassen: In solchem Falle müsse<br />
„…ein Ingenieurbüro aus haftungsrechtlichen Gründen den<br />
Vertrag mit seinem Auftraggeber kündigen.“ Ein schriftlicher<br />
Haftungsausschlusshinweis nämlich nütze gar nichts, sondern<br />
belaste das Ingenieurbüro im Falle des Falles noch mit zusätzlicher<br />
Verantwortung und führe zum Verlust des Versicherungsschutzes.<br />
Spannend auch die in Pforzheim gegebene Antwort auf die<br />
Frage, wie die neue Zusätzliche Technische Vertragsbedingung<br />
(ZTV) zur Materialprüfung angenommen wird und sich<br />
auswirkt, die seit 2008 die laborseitigen Qualitätssicherungsverfahren<br />
rund um den Schlauchliner standardisiert. Wie Dipl.-<br />
Ing. Andreas Haacker, Oststeinbek, aus der Prüfpraxis berichtete,<br />
zeigen sich wesentliche Unterschiede gegenüber der Zeit<br />
„ante ZTV“ im Falle einer Abweichung von Sollwerten und<br />
Prüfergebnissen: In der ZTV werden exakte Vorgaben geregelt<br />
wann eine Zweitbeprobung obligatorisch ist. Deutlich steigend<br />
sei der Anteil der Beauftragungen nach ZTV. In Haakers Unternehmen<br />
liegt der Anteil der „ZTV-Beprobungen“ bereits bei<br />
35 % mit steigender Tendenz.<br />
Insbesondere bei Schlauchlining mit warmwasserhärtenden<br />
Nadelfilzlinern spielt ein in Raum und Zeit vorgabenkonformer<br />
Temperaturverlauf des Härtungsvorgangs eine Schlüsselrolle.<br />
Das Prinzip der zeitlich und räumlich punktuellen Stichprobenmessung<br />
wird vielfach als unzureichend empfunden; eine<br />
offensichtlich gangbare Alternative haben das IKT Institut für<br />
Unterirdische Infrastruktur Gelsenkirchen und die Rheinische<br />
Fachhochschule Köln entwickelt und in Pforzheim vorgestellt:<br />
Die faseroptische Temperaturmessung. Axial in den Liner-Aufbau<br />
integrierte Lichtwellenleiter werden mit Laserlicht beaufschlagt;<br />
im Sensorkabel werden durch äußere Wärmeeinwirkung<br />
molekulare Schwingungen erzeugt, die durch das Kabel<br />
zurückwirken und exakt gemessen, aufgezeichnet und visualisiert<br />
werden können. So ist es möglich, über Distanzen von<br />
derzeit bis zu 8 Kilometern halbmetergenaue Temperaturprofile<br />
des Liners quasi „live“ zu ermitteln. Tatsächlich konnten<br />
Temperaturunterschiede von 8°C bis 13°C im Längsverlauf der<br />
vier untersuchten Liner DN 500 ebenso gemessen werden wie<br />
Abweichungen zwischen Sohle und Scheitel, die zwischen 2°C<br />
und 10°C lagen. Da alle Werte noch innerhalb der Einbauvorgaben<br />
lagen, konnten in diesem Falle durch Nachbeprobung<br />
und labortechnische Untersuchung auffälliger Bereiche<br />
keine Korrelationen zwischen Wärmeeintrag und Qualität<br />
nachgewiesen werden.<br />
Neben solchen Forschungs-Highlights bekamen die Gäste<br />
des 7. Deutschen Schlauchliner-Tages sehr viel Praxiserfahrung<br />
vermittelt, diesmal aus der Gastgeberstadt Pforzheim, in<br />
der die Schlauchlining-Ära 1986 begann, sowie aus Hamburg,<br />
Herford und Solingen. In Solingen hat man inzwischen<br />
einen breiten Fundus von Erfahrungen mit dem Schlauchliner-<br />
Einbau speziell in Hausanschlussleitungen gemacht. In einem<br />
Modellprojekt mit 109 Teilnehmern wurden 97 Renovationen<br />
per Schlauchlining (insgesamt 1.200 Meter) durchgeführt, von<br />
denen 94 mit der in Solingen obligatorischen DSC-Analytik<br />
überprüft wurden; in drei Fällen konnte keine Probe genommen<br />
werden. Nur ein einziger Liner fiel aufgrund eines nachweislichen<br />
Materialfehlers durch und wurde ausgetauscht. Die<br />
spezifischen Kosten für die Schlauchlining-Sanierung der Anschlussleitungen<br />
lagen bei 1.950 Euro pro Grundstück. Bei<br />
den 55 Grundstücken, bei denen in einem zweiten Bauabschnitt<br />
auch noch die Grundleitungen saniert wurden, kamen<br />
jeweils noch einmal 1.500 Euro hinzu.<br />
Werden Schlauchliner also kompetent geplant, von sachkundigen<br />
Unternehmen verantwortungsbewusst durchgeführt<br />
und vorschriftsgemäß analysiert, liegt man mit ihnen, mit an<br />
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch qualitativ auf<br />
der sicheren Seite; somit darf die Forderung, ein Sanierungsergebnis<br />
müsse einem Neubau gleichwertig sein, als erfüllt<br />
angesehen werden. Mehr noch: Schlauchlining leistet, wie der<br />
GSTT-Vorsitzende Prof. Jens Hölterhoff, Berlin, ausführte, einen<br />
Beitrag zu Energieeinsparung und Klimaschutz. Entscheidend<br />
dabei: Als „minimalinvasives“ und schnelles – je nach Verfahrensvariante<br />
sogar extrem schnelles – Verfahren reduziert<br />
Schlauchlining im Vergleich zum offenen Neubau unter anderem<br />
ganz erheblich die baubedingten und die staubedingten<br />
Verkehrsemissionen: Mit Schlauchlining liegt man folglich<br />
gleich in doppelter Hinsicht im „grünen Bereich“.<br />
Genau dort fand sich die Technische Akademie Hannover als<br />
Veranstalter des 7. Deutschen Schlauchliner-Tages in ihrer positiven<br />
Bilanz wieder, die neben der Besucherresonanz auch<br />
die mit 32 Ausstellern sehr gut besetzte und bestens frequentierte<br />
Fachausstellung rund ums Schlauchlining einbezog.<br />
Kaum dass das Kongresszentrum Pforzheim die Türen hinter<br />
dem letzten Kanalsanierer geschlossen hatte, stand deshalb<br />
fest: 2010 geht die „Story“ weiter.<br />
Technische Akademie Hannover e.V.<br />
Dr. Igor Borovsky<br />
Wöhlerstraße 42<br />
D-30163 Hannover<br />
Telefon: +49 (0) 511/394 33-30<br />
Telefax: +49 (0) 511/394 33-40<br />
E-Mail: borovsky@ta-hannover.de<br />
www.ta-hannover.de<br />
Fachlicher Gedankenaustausch im<br />
weitläufigen Foyer des Kongresszentrums<br />
Pforzheim: 32 Aussteller präsentierten<br />
dort ihre Leistungen.<br />
Kongressteilnehmer entspannen sich<br />
in der Mittagspause vor dem Kongresszentrum.<br />
RO-KA-TECH Journal <strong>02</strong> / <strong>2009</strong> | 21