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CRESCENDO 1/18 Januar-März 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Sonya Yoncheva, Paavo Järvi, Evelyn Glennie und Gauthier Capuçon.

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Interviews unter anderem mit Sonya Yoncheva, Paavo Järvi, Evelyn Glennie und Gauthier Capuçon.

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H Ö R E N & S E H E N<br />

Minguet Quartett<br />

Glutvoll<br />

Es gibt Gerüchte, die sind einfach nicht aus der Welt zu<br />

schaffen, auch wenn sie alles andere als zutreffend sind. Im<br />

Falle des österreichischen Erzromantikers Robert Fuchs war<br />

es ein Bonmot seines Komponistenkollegen Josef Hellmesberger,<br />

der den letzten Satz von Fuchs’ Fünfter Serenade mit<br />

den Worten „Fuchs, die hast du ganz gestohlen“ kommentierte,<br />

obwohl das Werk als Hommage an den „Walzerkönig“<br />

gedacht war und alles andere als ein Plagiat ist. Der<br />

Nachwelt waren solche Feinheiten egal, der Ruf schien<br />

zementiert, zumal Fuchs auch noch gut mit Johannes Brahms<br />

befreundet war und gerne als dessen Epigone tituliert<br />

wurde. Die Einspielung der ersten vier Streichquartette<br />

durch das Minguet Quartett könnte daran vielleicht etwas<br />

ändern, denn die vier Musiker plädieren so glutvoll und überzeugend<br />

für diesen Komponisten,<br />

dass man sich ihrem Spiel einfach<br />

nicht zu entziehen vermag. Auf die<br />

Fortsetzung darf man getrost<br />

gespannt sein. GK<br />

Robert Fuchs: „Complete String Quartets“,<br />

Minguet Quartet (MDG)<br />

SOLO<br />

Daniel Hope<br />

Grandioser Fabulierer<br />

Mozart als Tableau vivant. Hope spielt nicht, er malt. Einem Vermeer<br />

gleich setzt er Lichtpunkte, die dem Vertrauten das Unvertraute<br />

zurückschenken. Wo bei anderen Interpretationen Mozarts<br />

in der Routine allzu häufiger Wiederholung alle Farbenflut verebbt,<br />

zaubert Hope ungeahnte Nuancen. Als brillanter Fabulierer begibt<br />

er sich im Zwiegespräch mit dem kongenialen Zürcher Kammerorchester<br />

auf wundersame Reise zu Mozarts Drittem Violinkonzert. Es<br />

ist eine Reise durch die Zeit, die – neben Gluck, Salomon und<br />

Mysliveček – Mozart das gleichfalls arienhafte Violinkonzert Hob.<br />

VIIa:4 Haydns gegenüberstellt. Wissend, dass Mozarts letztes Violinkonzert<br />

KV 219 in ein Alla turca mündet, wird das Alla turca seiner Klaviersonate<br />

in der Bearbeitung für Violine zur<br />

perfekten Zugabe dieses Albums. Hope ist in<br />

seiner fluoreszierender Leichtigkeit einfach<br />

grandios! SELL<br />

„Journey to Mozart“, Daniel Hope, Zurich Chamber<br />

Orchestra (Deutsche Grammophon)<br />

KAMMER-<br />

MUSIK<br />

Er ist ein begehrter Klarinettist und heftig akklamiert als Gewandhauskomponist.<br />

Dort repräsentiert Jörg Widmann am gleichen Ort<br />

wie einstmals Robert Schumann die musikalische Gegenwart. Das<br />

war der Anlass zur Gegenüberstellung der Weltersteinspielung von<br />

Widmanns eigenen fünf Stücken im Märchenton mit den musikalischen<br />

Märchenbildern und -erzählungen des Romantikers. Tabea<br />

Zimmermann, Dénes Várjon und der selbst mitspielende Komponist<br />

nähern sich den Kostbarkeiten dieser liebevollen Edition mit verträumter<br />

Gelassenheit. Diese Idyllen in ungewöhnlicher Besetzung<br />

sind ein lyrischer Kampf der Poesie gegen die Prosa des Alltags. Jörg<br />

Widmann verbirgt in seinen fünf Sätzen, dass es ihm weniger um echte<br />

Tabea Zimmermann, Jörg Widmann, Dénes Várjon<br />

Märchen aus unsicheren Zeiten<br />

Märchen als um Muster früheren Erzählguts geht. Schumann dagegen,<br />

der zur Entstehungszeit mit seiner Legendenoper Genoveva rang,<br />

bannte intellektuelle Sehnsucht nach dem Wunderbaren in musikalische<br />

Sätze mit Fantasiepotenzial: Salonkultur zwischen Brüder<br />

Grimm und Ludwig Richter. DIP<br />

„Es war einmal ... Märchenerzählungen von Robert Schumann und Jörg Widmann“,<br />

Tabea Zimmermann, Jörg Widmann, Dénes Várjon (myrios classics)<br />

Track 4 auf der crescendo Abo-CD:<br />

Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier op. 132.<br />

III. Ruhiges Tempo mit zartem Ausdruck<br />

FOTO: FRANK ROSSBACH<br />

34 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – <strong>März</strong> 20<strong>18</strong>

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