25.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 1/18 Januar-März 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Sonya Yoncheva, Paavo Järvi, Evelyn Glennie und Gauthier Capuçon.

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Sonya Yoncheva, Paavo Järvi, Evelyn Glennie und Gauthier Capuçon.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

E R L E B E N<br />

23. <strong>März</strong>, Dessau<br />

DAS BILDNIS<br />

DES DORIAN GRAY<br />

Elisa Gogou<br />

„Ich liebe meine Tänzer. Sie haben etwas in sich, etwas Göttliches,<br />

etwas, das sie treibt“, beschreibt Choreograf Tomasz Kajdański seine<br />

Arbeit. Er habe eine Idee, eine Vision. Die versuche er den Tänzern<br />

zu vermitteln und sie mitzunehmen, sodass gemeinsame Ideen<br />

und Bewegungen entstünden. Es sei wie bei einem bunten Glasfenster:<br />

„Die Form der einzelnen Glasscheiben ist vorgegeben. Aber<br />

es ist das Licht, das sie lebendig macht. Die Tänzer bringen das Licht<br />

in die Inszenierung.“ Kajdański erzählt Geschichten in seinen Balletten.<br />

Mit seiner neuen Arbeit wendet er sich Oscar Wilde zu. Dessen<br />

Roman inspirierte bereits Waclaw Orlikowsky zu einem Ballett.<br />

Lord Henry Wotton, der das Leben selbst zum Kunstwerk stilisieren<br />

möchte, verführt den faszinierend schönen Dorian Gray zum<br />

rücksichtslosen Ausleben seiner Jugend. Für die Erfüllung des Wunsches,<br />

statt seiner möge das Bildnis altern, das Basil Hallward von<br />

ihm gemalt hat, gibt Dorian Gray seine Seele. So wird das Bild zum<br />

„Spiegel seiner Seele“ und trägt „die Bürde seiner Schande“. In diesem<br />

Spannungsfeld von Ästhetizismus und mystischem Symbolismus<br />

entwickelt Kajdański seine Choreografie. Für die Musik, dirigiert<br />

von Elisa Gogou, wählte er Alexander Skrjabin, der mit seinen ekstatischen,<br />

rauschhaften Klängen die Welt verändern wollte.<br />

Dessau, Anhaltisches Theater, 23. (Premiere), und 31.3., 7. und 22.4. sowie<br />

26.5. und 17.6., www.anhaltisches-theater.de<br />

ihre Bühnen holen. Für Verdis Oper Les vêpres siciliennes kommt er nach<br />

München. Seine Arbeitsweise beschreibt er als offenen Prozess. Die<br />

Darsteller sollten sein Konzept verstehen, aber auch ihre Vorstellungen<br />

einbringen. Er biete nur eine Spielwiese, „und dann spinnt das Kollektiv“.<br />

Zu seinem Münchner Kollektiv gehören Carmen Giannattasio in der Rolle<br />

der Hélène, Helena Zubanovich als ihre Vertraute Ninetta, Bryan Hymel<br />

als Henri und George Petean als Guy de Montfort. Die Musikalische<br />

Leitung hat Omer Meir Wellber.<br />

München, Bayerische Staatsoper, 11. (Premiere), 15., <strong>18</strong>., 22. und 25.3.<br />

sowie 26. und 27.7., www.staatsoper.de<br />

16. Februar<br />

BERLIN DON QUIXOTE<br />

Choreograf Víctor Ullate beeindruckt mit seinen<br />

Neuinterpretationen von Ballett-Klassikern.<br />

Als Hauptinterpret von Maurice Béjart<br />

ließ er sich von dessen Nachschöpfungen und<br />

Erneuerungen inspirieren. Eine Lehre fürs Leben<br />

habe er aus der Zusammenarbeit gewonnen.<br />

Nacho Duato, der Intendant des Staatsballetts<br />

Berlin, der diesen Sommer – verärgert über die Politik – vorzeitig<br />

Berlin verlässt, beauftragte ihn, eine Neudeutung des Klassikers Don Quixote<br />

zur Musik von Ludwig Minkus zu erarbeiten. Minkus komponierte<br />

die Musik für das Bolschoi-Theater und den Choreografen Marius Petipa.<br />

FOTO: CLAUDIA HEYSEL<br />

Dessen Fassung, die im 20. Jahrhundert rekonstruiert wurde, blieb bis<br />

heute eine Ikone. Für Ullate ist sie die historische Folie, vor der seine Interpretation<br />

sich entfaltet. Als Liebespaar Kitri und Basil tanzen Polina<br />

Semionova und Marian Walter sowie alternativ Iana Salenko und Dinu<br />

Tamazlacaru. Im Graben leitet Robert Reimer das Orchester der Deutschen<br />

Oper Berlin.<br />

Berlin, Deutsche Oper, 16. (Premiere), <strong>18</strong>. und 22.2., www.staatsballett-berlin.de<br />

23. Februar bis 29. Juli<br />

MÜNCHEN FAUST-FESTIVAL<br />

Noch ein Jahr vor seinem Tod schrieb Goethe in<br />

einem Brief über den Faust, dass das Ganze „ein<br />

offenbares Rätsel bleibe, die Menschen fort und<br />

fort ergötze und ihnen zu schaffen mache“. Sein<br />

Leben lang hatte ihn der Stoff beschäftigt, dem<br />

er bereits als Kind in einem Puppenspiel begegnet<br />

war. Das Faust-Festival präsentiert fünf Monate<br />

lang Veranstaltungen zum Thema „Faust“. In Konzerten, Theaterund<br />

Tanzvorstellungen, Filmvorführungen und Ausstellungen zeigen Mitwirkende<br />

ihre Projekte. „Du bist Faust“ ist der Titel einer Ausstellung in<br />

der Kunsthalle. Unzählige Künstler befeuerte die Dichtung zu eigenen<br />

Schöpfungen. Gezeigt werden rund 150 Gemälde, Grafiken, Skulpturen,<br />

Fotografien, Vertonungen und Filme. Der Ausstellungsparcours folgt<br />

dem Aufbau des Dramas und führt durch die Handlung. Zu Faust II gibt es<br />

die Illustrationszyklen von Max Slevogt, Franz Stassen und Max Beckmann<br />

zu sehen.<br />

München, Kunsthalle, www.kunsthalle-muenchen.de<br />

10. bis 25. <strong>März</strong><br />

KÖLN FEST FÜR ALTE MUSIK<br />

Vor 400 Jahren tötete der Dreißigjährige Krieg<br />

massenhaft Menschen und verwüstete Städte<br />

und Landschaften. Das Kölner Fest befasst sich<br />

in 16 konzertanten und inszenierten Programmen<br />

mit dem Trauma des Krieges. Dame Emma<br />

Kirkby wirkt zum Auftakt mit an einer szenischen<br />

Aufführung der grotesken Oper Cupid<br />

and Death aus dem London des 17. Jahrhunderts. Die Sängerin Cora<br />

Schmeiser und das Ensemble Exquisite Noyse beschwören unheilverkündende<br />

Himmelserscheinungen. Blockflötistin Dorothee Oberlinger und<br />

Countertenor Dmitry Sinkovsky träumen sich nach Arkadien. Und das<br />

Ensemble Sanstierce besingt in mittelalterlichen Liedern die Stadt Jerusalem<br />

und malt sich ein friedliches Zusammenleben aller drei Religionen<br />

aus. Wie auch Liebe zum Krieg werden kann, beschreibt Petrarca in<br />

einem Sonett. Monteverdi vertonte es, und das Ensemble Voces Suaves<br />

trägt es mit anderen Madrigalen vor.<br />

Köln, verschiedene Spielorte, www.zamus.de<br />

28. Februar<br />

LUDWIGSHAFEN<br />

XAVIER DE MAISTRE UND LUCERO TENA<br />

Zwei geniale Virtuosen haben einander gefunden.<br />

Nach einem Auftritt in Madrid begegnete der<br />

Harfenist Xavier de Maistre der Kastagnetten-<br />

Spielerin Lucero Tena. Begeistert von ihrer Persönlichkeit<br />

und ihrem Temperament, schlug er ihr<br />

vor, gemeinsam aufzutreten. Tena war eine berühmte<br />

Flamencotänzerin. Nach Beendigung ihrer<br />

Tanzkarriere widmete sie sich ganz den Kastagnetten und erarbeitete ein<br />

Repertoire. Spanische Komponisten wie Enrique Granados, Isaac Albéniz,<br />

Manuel de Falla und Francisco Tárrega bestimmen die gemeinsame musikalische<br />

Reise „Serenata Española“. De Maistre zeigt in seinem Spiel das gesamte<br />

klangliche Spektrum der Harfe mit allen seinen Farben. Die Harfe habe<br />

orchestrale Dimensionen, bekräftigt er. „Man kann einen breiten und vollen<br />

Ton bilden, diese ätherischen Klänge erzeugen, die man so gut kennt, oder<br />

die Harfe rhythmisch wie ein Schlaginstrument spielen.“<br />

Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus, www.basf.de/kultur<br />

48 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – <strong>März</strong> 20<strong>18</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!