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CRESCENDO 1/18 Januar-März 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Sonya Yoncheva, Paavo Järvi, Evelyn Glennie und Gauthier Capuçon.

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Interviews unter anderem mit Sonya Yoncheva, Paavo Järvi, Evelyn Glennie und Gauthier Capuçon.

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L E B E N S A R T<br />

John Axelrod kann selbst auf<br />

eine bewegte und vielseitige Karriere<br />

zurückblicken. 1966 wurde er in<br />

Houston in Texas geboren und nach<br />

musikalisch geprägten Kindertagen<br />

bereits mit 16 Jahren von seinem<br />

Mentor und Vorbild Leonard Bernstein<br />

Nach dem Essen geht der<br />

Streifzug durch die Stadt weiter, und<br />

aus John Axelrod sprudeln in Hülle<br />

und Fülle Informationen zu Sevillas<br />

Geschichte. Er ist nicht nur ein<br />

künstlerischer Visionär, der den<br />

Blick in die Zukunft richtet, son-<br />

höchstpersönlich unter die<br />

dern blickt auch wissbegierig<br />

Fittiche genommen. Später studierte<br />

er Musikwissenschaften an<br />

der Harvard University, Jazzklavier<br />

in Boston und Dirigieren in St.<br />

Petersburg, arbeitete in Amerika als<br />

La Giralda – einst Minarett,<br />

zurück. „Die Stadtflagge von Sevilla<br />

trägt den Text ,NO 8 DO‘“, erzählt<br />

er, „und die Ziffer 8 symbolisiert ein<br />

Wollknäuel.“ Diesen rätselhaften<br />

Text findet man überall in Sevilla –<br />

Künstleragent und Artists and heute Glockenturm der Kathedrale von Sevilla an Gebäuden, Laternen und sogar<br />

Repertoire Manager für verschiedene<br />

Plattenfirmen, gründete in seiner Heimatstadt das Orchestra<br />

X und kam schließlich als Assistent von Christoph Eschenbach<br />

nach Deutschland. John Axelrod nippt an seinem Wein und streckt<br />

drei Finger in die Luft. „Drei Menschen sind dafür verantwortlich,<br />

dass ich überhaupt nach Europa gekommen bin“, erzählt er. „Meine<br />

Oma, meine Frau und Christoph Eschenbach.“ Er lacht. Mittlerweile<br />

hat John Axelrod über 150 Orchester dirigiert und war musikalischer<br />

Leiter des Theaters Luzern, des l’Orchestre National des<br />

Pays de la Loire und der Filmmusik-Gala „Hollywood in Vienna“.<br />

Der Spagat, den er seit November 2014 als Generalmusikdirektor<br />

in Sevilla täglich vollführen muss, ist eine neue Herausforderung,<br />

denn der Dirigent kann sich nicht nur auf die musikalische Arbeit<br />

mit seinem Orchester konzentrieren, sondern wird auch in politische<br />

Entscheidungen einbezogen, die sich auf die Planung seines<br />

Spielplans auswirken. Zudem muss er alle künstlerischen Visionen<br />

immer wieder rechtfertigen. „Das ist manchmal ein Kampf gegen<br />

bürokratische Windmühlen“, sagt er und lacht. „Aber nur wenn<br />

man große Träume hat, kann man auch etwas erreichen.“<br />

auf Polizeiautos. Entschlüsseln lässt<br />

sich das Wortspiel mit „No me ha dejado“ – „Du hast mich nicht<br />

verlassen“, eine Anspielung auf den kastilischen König Alfons X.,<br />

der sich für die Treue der Stadt bedankte, weil er nach seiner Entthronung<br />

im Jahr 1282 in Sevilla im Exil leben durfte.<br />

Auf dem Spaziergang grüßt John Axelrod hier und da Straßenmusiker,<br />

die Luft ist warm und weich, das Licht glänzt auf den<br />

hellen Steinen der Kirchen und Häuser. Phönizier, Römer, Westgoten,<br />

Mauren, Juden und Christen waren schon hier in Sevilla zu<br />

Hause, das alles spiegelt sich im Stadtbild wider. Auch der Alcázar<br />

von Sevilla, der mittelalterliche Königspalast, der bis heute von der<br />

spanischen Königsfamilie genutzt wird, ist optisch noch von seiner<br />

maurischen Baugeschichte geprägt. Doch viel faszinierender findet<br />

John Axelrod die Legenden, die sich in den Gassen östlich der<br />

Kathedrale zugetragen haben, im Barrio de Santa Cruz, wo bis ins<br />

15. Jahrhundert hinein die jüdische Bevölkerung der Stadt lebte,<br />

bevor die Judería ab 1391 wiederholt von blutigen Pogromen<br />

erschüttert wurde und viele ihrer Bewohner ermordet wurden.<br />

Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde das jüdische Viertel wieder<br />

Musik & Kunst<br />

Wer tiefer in die jüdische Geschichte der<br />

Stadt eintauchen möchte, besucht das Centro<br />

de Interpretación Judería de Sevilla und<br />

macht einen geführten Rundgang durch das<br />

jüdische Viertel: www.juderiadesevilla.es<br />

In der Carbonería kann man jeden Abend<br />

authentische Flamencovorstellungen erleben:<br />

www.lacarbonerialevies.blogspot.de<br />

Tipps, Infos & Adressen<br />

Reiseinformationen rund um einen Besuch in Sevilla.<br />

Essen & Trinken<br />

Landestypische Tapas in gemütlichem Ambiente<br />

bietet die Abaceria Puerta Carmona:<br />

Calle Tintes 1, 41003 Sevilla<br />

Liebhaber von Meeresfrüchten erleben in der<br />

oft mittags schon gut gefüllten La Azoteca<br />

echte Geschmacksexplosionen:<br />

www.laazoteasevilla.com/es<br />

Übernachten<br />

Das 4* Hotel Vincci la Rabida verbirgt sich in<br />

einem Herrenhaus aus dem <strong>18</strong>. Jahrhundert<br />

mitten im Zentrum von Sevilla. Das Frühstück<br />

ist fantastisch und der Blick von der Dachterrasse<br />

des Restaurants überwältigend:<br />

https://de.vinccilarabida.com<br />

FOTOS: CONSORCIO TURISMO DE SEVILLA; JYNUS; KATHERINA KNEES; CONSORCIO TURISMO DE SEVILLA<br />

80 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – <strong>März</strong> 20<strong>18</strong>

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