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Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken - Netzwerk

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54 Vor Ort in den <strong>Regionen</strong>: 19 Modelle und ihre Erfolge LERNENDE REGIONEN<br />

Schleswig-Holstein <strong>–</strong> Norderstedt<br />

Lernglück<br />

Ingeborg Kohlhardt hatte nun endlich einen Computer, doch<br />

wusste sie noch nicht so recht, was sie alles damit anfangen<br />

konnte. In dieser Situation hörte sie zufällig <strong>von</strong> einem Projekt,<br />

das „Norderstedt lernt e. V.“ durchführt. Bei „Jugend lehrt <strong>–</strong> Jugend<br />

erklärt“ geht es darum, dass Jugendliche Seniorinnen und<br />

Senioren die Handhabung <strong>von</strong> Computer, Internet oder Handy<br />

nahebringen. Für Frau Kohlhardt wurde Anuschka eingeteilt<br />

und hatte Erfolg. „Und nun, nach zehn Terminen, können auch<br />

wir Älteren besser mitreden und surfen. Internet, E-Mail, Grußkarten<br />

erstellen und Texte schreiben, Fotos bearbeiten usw. sind<br />

nun kein Buch mit sieben Siegeln mehr“, schreibt sie in einem<br />

Leserbrief an den Heimatspiegel-Extra.<br />

Doch nicht nur die Älteren profitieren <strong>von</strong> dieser Maßnahme.<br />

Die Jugendlichen <strong>–</strong> durchweg noch ohne Ausbildungsplatz<br />

<strong>–</strong> erhalten die Chance, soziale Kompetenzen und Erfah ­<br />

rungen zu sammeln. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit wird ihnen<br />

<strong>von</strong> der <strong>Lernende</strong>n Region Norderstedt bescheinigt und lässt<br />

sich somit zur Aufwertung der Bewerbungsunterlagen nutzen.<br />

Sätze wie der folgende aus einer Teilnahmebescheinigung dürften<br />

jeden Ausbildungsbetrieb zumindest geneigter machen,<br />

über eine Einstellung nachzudenken: „Besonders ist festzuhalten,<br />

dass ihr Engagement über das geforderte und erwartete<br />

Maß hinausging.“ „Für die Älteren ist über ihren eigenen Lernerfolg<br />

hinaus wichtig, dass sie auch den Jugendlichen auf<br />

ihrem weiteren Weg ins Berufsleben ein klein wenig helfen.<br />

Wir haben es hier mit einer klassischen Win-win-Situation<br />

zu tun“, stellt der verantwortliche Projektmitarbeiter Matthias<br />

Bonke heraus. Nach anfänglicher Skepsis und Zurückhaltung<br />

ist das Projekt mittlerweile ein „Renner“. Die Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda der älteren Teilnehmenden hat dazu geführt, dass<br />

inzwischen Wartelisten eingeführt worden sind.<br />

„ Wir waren überrascht, wie tolerant<br />

Alt und Jung zusammenarbeiten. “<br />

Matthias Bonke<br />

Projektmitarbeiter „Norderstedt lernt“ e.V.<br />

Auch auf anderen Wegen ebnet „Norderstedt lernt“ in einem<br />

breiten regionalen <strong>Netzwerk</strong> aus verschiedenen Bildungs-, Wohl­<br />

fahrts- und Beratungsinstitutionen, der Arbeitsagentur sowie<br />

Schulen den nicht immer leichten Übergang <strong>von</strong> der Schule in<br />

das Berufsleben. Mit dem Multimedia-Workshop „Mein Job <strong>–</strong><br />

mein Weg“ werden z. B. Möglichkeiten aufgezeigt, wie Informationen<br />

über Berufsbilder und Ausbildungswege eingeholt werden<br />

können, wie E-Mail-Bewerbungen auszusehen haben und<br />

wie ein Erfolg versprechendes Bewerbungsgespräch angelegt<br />

wird. Teil der Veranstaltung sind auch persönliche Interviews<br />

mit Firmenvertretern, aus deren Extrakt <strong>von</strong> den Jugendlichen<br />

Podcasts erstellt werden, sodass auch andere <strong>von</strong> den gewon ­<br />

nenen Informationen der „Berufereporter“ Nutzen haben.<br />

Podcasting bezeichnet das Produzieren und Anbieten <strong>von</strong><br />

Mediendateien (Audio und Video) im Internet.<br />

„ Jeder bietet etwas <strong>–</strong><br />

zusammen bieten wir alles! “<br />

Aus: Flyer „Norderstedt lernt <strong>–</strong> Der kurze Weg zur Bildung“<br />

Diese vorrangig für Hauptschülerinnen und -schüler der 7. und<br />

8. Klassen vorgesehene Veranstaltung fand eine sehr positive<br />

Resonanz bei den Teilnehmenden, wie die folgenden Kommentare<br />

belegen. Marcel: „Ich fand den Workshop sehr gut, da wir<br />

herausfinden konnten, wie man sich richtig per E-Mail für<br />

einen Praktikumsplatz bewirbt.“ Oder Denise: „War sehr gut.<br />

Man hat sehr viel Nützliches gelernt. Und es war total locker.“<br />

Als besondere Auszeichnung haben die Teilnehmenden es empfunden,<br />

die Workshop-Ergebnisse auf der Norderstedter Ausbildungsmesse<br />

an einem eigenen Stand vorstellen zu dürfen. „Sie<br />

waren alle richtig stolz“, beschreibt Elisabeth Hartojo, Koordinatorin<br />

des <strong>Netzwerk</strong>s <strong>von</strong> „Norderstedt lernt“, das Gefühl der<br />

jungen Leute.<br />

Dieser Ansatz steht vor einer Erweiterung. Auch Eltern<br />

sowie Lehrerinnen und Lehrer sollen in die Nutzung des Internets<br />

für Bewerbungszwecke einbezogen werden und genau wie<br />

die Schülerinnen und Schüler als Multiplikatoren dienen. „Erwachsene<br />

wie Jugendliche sind zuerst in der Schülerrolle und<br />

danach in der Unterstützerrolle für andere“, erläutert Elisabeth<br />

Hartojo das Konzept.<br />

Ein wichtiger Teil dieser Aktivitäten ist auch PAO, der „Praktikanten<br />

Atlas Online“ (www.praktikum-norderstedt.de). Dabei<br />

handelt es sich um ein kostenloses Internetportal, mit dem<br />

Angebot und Nachfrage nach Praktikumsplätzen transparenter<br />

werden. Die Jugendlichen können sich über mögliche Praktikumsbetriebe<br />

informieren und ggf. gleich online bewerben.<br />

Sie können auch ihr eigenes Profil ins Netz stellen und hoffen,<br />

dass ein Betrieb auf sie zugreift.

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