magazIn - Bergische Universität Wuppertal
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Studierende in der<br />
Welt der Küche<br />
ARPAD DOBRIBAN milCh-eier-mehl<br />
Sie machen das ja schon Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, das Sie in Gruppen<br />
bzw. mit Gruppen zusammen kochen. Stellen Sie bei der jüngeren Generation<br />
Veränderungen im eigenen Ess- oder auch Kochverhalten fest?<br />
DOBRIBAN: Es ist eine Tendenz da, sich von den Dingen zu entfernen. Von allem<br />
wird sich distanziert. Die Nähe zu den Dingen, die uns umgeben und aus<br />
denen wir ja auch bestehen, sucht man überhaupt nicht mehr, obwohl doch<br />
unsere Existenz darauf basiert. Im Moment sehe ich eher eine Welt, die aus<br />
Abbildern besteht. Sie lernen viele Dinge nur noch als Abbild kennen. Auch in<br />
der Ausbildung lernen Sie nicht die Welt, sondern eine abstrahierte Form von<br />
Zeichen kennen, durch die Sie die Welt gar nicht begreifen können. Begreifen<br />
heißt ja auch tatsächlich anfassen.<br />
Zwei Beispiele aus der Welt der Küche und aus der Welt der Architektur: eine<br />
Tütensuppe und ein Laminatboden. Das ist genau das Gleiche. Beides ist ein<br />
Abbild von dem, was es ursprünglich meint. Diese Abbilder enthalten noch<br />
nicht einmal mehr die Substanz, auf die sie sich beziehen: Die Tütensuppe besteht<br />
aus Farb-, Füll- und Geschmacksstoffen, Laminat besteht nicht aus Holz,<br />
sondern ist das Foto von einem Holz. Man beraubt die Dinge ihrer Substanz<br />
und täuscht etwas vor. Da wird im Moment ein Großteil des gesellschaftlichen<br />
Potentials hineingegeben und die Leute arbeiten daran, andere zu täuschen.<br />
Ich habe nicht so viel theoretisch darüber gesprochen, sondern versucht, dem<br />
eine direkte Erfahrung entgegenzusetzen. Analysiert wird ja überall. Wenn Sie<br />
die Dinge tun, ist das eine Erfahrung, die auch der Körper macht und nicht nur<br />
der Geist. Natürlich ist die Verbindung von beidem am schönsten. Aber wenn<br />
das Körperliche immer zu kurz kommt, muss man ein Gegengewicht setzen<br />
und das mache ich in meinen Seminaren.<br />
Es geht also weniger darum, das Ess- oder Kochverhalten der Studenten zu<br />
verändern, sondern unser Verhältnis zu den uns umgebenden Dingen erfahrbar<br />
zu machen. Wenn man Zeit, Arbeit und Sorgfalt auch in einfachste Materialien<br />
investiert, bekommt man hervorragende Ergebnisse und beim Essen<br />
können Sie das sofort schmecken.<br />
Es gibt eine körperliche Reaktion. Auch die Architektur braucht Achtsamkeit<br />
auf die Reaktionen, Ansprüche und Bedürfnisse des menschlichen Körpers.<br />
Dies auf vielfältige Weise in den Blick zu nehmen, ist m. E. wichtiger Bestandteil<br />
des Studiums.<br />
Auf der sinnlichen Ebene hat das gut funktioniert, wie man den Statements<br />
der Seminarteilnehmer entnehmen kann. Die Übertragung auf den eigenen<br />
Arbeitsbereich braucht wohl noch mehr Zeit und Erfahrung. L<br />
www.arpad-dobriban.de