23.12.2012 Aufrufe

magazIn - Bergische Universität Wuppertal

magazIn - Bergische Universität Wuppertal

magazIn - Bergische Universität Wuppertal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

46<br />

DR. BIRGIT BUSCHMANN ZielGrUPPen- UnD GenDerasPekte in Der institUtionellen GrÜnDUnGsBeratUnG<br />

3. BERATUNGSANGEBOT, -MARKT, -FöRDERUNG<br />

Der deutsche Markt für Unternehmensberatungen<br />

ist inzwischen größter in Europa. L Das Umsatzvolumen<br />

auf dem privatwirtschaftlich organisierten<br />

Markt für Unternehmensberatungen belief<br />

sich 2007 auf 16,4 Mrd. Euro. Es waren ca. 13.900<br />

Beratungsunternehmen mit 78.200 Beratern tätig.<br />

Rund drei Viertel der Beratungsunternehmen erzielten<br />

bis zu 0,5 Mio. Euro Umsatz; 22,7 % hatten<br />

einen Jahresumsatz zwischen 0,5 und 5 Mio. Euro,<br />

1,9 % zwischen 5 und 45 Mio. Euro und 0,4 % mehr<br />

als 45 Mio. Euro (IfM Bonn [2007]).<br />

Anbieter von Gründungsberatung<br />

Auf dem Markt für Existenzgründungsberatung<br />

ist eine Vielzahl von Anbietern tätig. L Gründungberater/innen<br />

sind häufig Steuerberater,<br />

Rechtsanwälte, Mitarbeiter von Banken, Sparkassen,<br />

Verbänden, Wirtschaftsfördereinrichtungen,<br />

Kammern, regionalen Gründungsinitiativen, Hochschulen<br />

und deren Transferstellen, Inkubatoren,<br />

Technologie- und Gründerzentren, Frauenberatungsstellen<br />

(angestellt oder selbständig). Diese<br />

zeichnen sich durch unterschiedliche Kenntnisse<br />

und Methoden aus, sind teilweise auf verschiedene<br />

Funktionsbereiche spezialisiert oder sprechen<br />

bestimmte Zielgruppen (technologieorientierte<br />

Gründer, Frauen, Migranten, Arbeitslose) oder<br />

Branchen an. L Beratungsinstitutionen arbeiten<br />

z. T. erwerbswirtschaftlich oder sind öffentlich getragen.<br />

Zudem existieren Mischformen (Kammern,<br />

Verbände, Frauenberatungsstellen). Zudem gibt<br />

es erwerbswirtschaftliche Berater/innen, die nur<br />

teilweise zu gewinnorientierten Preisen bezahlt<br />

werden, aufgrund öffentlicher Zuschussförderung.<br />

Beratung wird als Haupt- oder Nebenleistung (Banken,<br />

Kammern, Technologieparks) angeboten. Im<br />

wachsenden Beratungsmarkt verfolgen viele Akteure<br />

eine Diversifizierungsstrategie. L Ursache<br />

hierfür ist u. a., dass für den Bereich der professionellen<br />

Berater der Berufstitel Unternehmensberater<br />

nicht geschützt ist und damit der Marktzutritt<br />

anders als in vielen anderen beratenden Berufen<br />

(Rechts- und Steuerberatung), frei von staatlichen<br />

Reglementierungen und Zulassungsbedingungen<br />

ist. Es gibt daneben eine Vielzahl von Beratern, die<br />

auch gründungsrelevante Sachverhalte bearbeiten<br />

(Rechtsanwälte, Steuerberater).<br />

Qualitätsunsicherheit<br />

Für Existenzgründer/innen bedeutet die Inanspruchnahme<br />

von Beratung i. d. R. eine erstmalig zu<br />

treffende Entscheidung, für die keine Erfahrungswerte<br />

vorliegen. Die Unsicherheit bezüglich Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

ist hoch. Qualität und Erfolg<br />

der Beratung kann häufig erst nach Inanspruchnahme<br />

beurteilt werden (Erfahrungsgutcharakter<br />

der Beratung). L Sowohl das Berater- als auch<br />

das Leistungsangebot wird von Gründer/innen und<br />

KMU als intransparent erlebt. Die Anbieter von<br />

Beratungsleistungen sind i. d. R. über die von ihnen<br />

angebotene Qualität besser informiert als die<br />

Nachfrager (asymmetrische Informationsverteilung).<br />

L Die Unvollständigkeit des Angebotsüberblicks<br />

und die fehlende Vergleichbarkeit der Beratungsleistungen<br />

führt zu Qualitätsunsicherheit<br />

bei der Auswahl der Berater/in. Demzufolge wird<br />

Beratung seltener in Anspruch genommen, als es<br />

gesamt-wirtschaftlich wünschenswert erscheint<br />

(Beratung als meritorisches Gut). L Aufgrund der<br />

niedrigen Markteintrittsbarrieren gibt es in der<br />

Branche zudem viele Anbieter mit niedriger Qualität.<br />

Die Berufsverbände (BVW, BDU) versuchen,<br />

eine gewisse Mindestqualität der Berater durch<br />

freiwillige Verpflichtung über Beratungs-grundsätze<br />

und Verpflichtung zu fairem Wettbewerb zu<br />

sichern. Eine Allgemein-verbindlichkeit oder eine<br />

Zertifizierung durch neutrale Institutionen ist damit<br />

jedoch nicht gegeben.<br />

Der geförderte Beratungsmarkt<br />

Trotz des hohen Marktvolumens und einer in Hinblick<br />

auf Größe, Beratungsfelder und Preis differenzierten<br />

Angebotsstruktur, hemmt die Qualitätsunsicherheit<br />

den Zugang und die Nachfrage<br />

nach Existenzgründungsberatung. L Staatliche<br />

Förderung von Unternehmensberatungen ist ein<br />

klassisches Instrument der Mittelstandsförderung<br />

zur Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit<br />

von KMU im Sinne Hilfe zur Selbsthilfe bzw. als<br />

Nachteilsausgleich. L Die staatliche Subventionierung<br />

von Beratungsleistungen verbessert das<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis der Beratung für den<br />

einzelnen Beratenen. Damit entsteht der Anreiz,<br />

Beratung in größerem Umfang nachzufragen als<br />

dies ohne Förderung der Fall wäre. L Die Förderung<br />

hat das Ziel, dass mehr Existenzgründer/in-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!