23.12.2012 Aufrufe

magazIn - Bergische Universität Wuppertal

magazIn - Bergische Universität Wuppertal

magazIn - Bergische Universität Wuppertal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abb. 1: Erklärungsangebote im Marktmodell<br />

KANDIDATENPOOL<br />

Sozialisation<br />

Sozialstruktur<br />

Abkömmlichkeit<br />

PARTEI / FRAKTION<br />

Diskriminierung<br />

Quoten<br />

Gleichstellungsnormen<br />

REPRÄSENTANZ VON FRAUEN<br />

2. ERKLÄRUNGSMODELL FÜR DIE POLITISCHE UNTERREPRÄSENTANZ VON<br />

FRAUEN Vor der Analyse soll zunächst das vom Mainstream abweichende Er-<br />

klärungsmodell vorgestellt werden. In synthetisierter Form lassen sich vor al-<br />

lem folgende Erklärungsvariablen aus den vorliegenden Studien für Deutsch-<br />

land herausdestillieren:<br />

• Sozialisationsthese: traditionelle Rollenzuweisung,<br />

geringes Politikinteresse etc.<br />

• Abkömmlichkeitsthese: klassische Arbeitsteilung,<br />

mangelndes Zeitbudget.<br />

• Sozialstrukturthese: Frauen sind seltener in Führungspositionen<br />

und erhalten damit geringere Ausgangschancen.<br />

• Diskriminierungsthese: Männer bauen hohe Hürden<br />

für politisch motivierte Frauen auf (z. B. »Ochsentour«).<br />

• Quotenthese: Hohe Quoten bedeuten mehr Frauen in der Politik.<br />

• Wahlrechtsthese: Die Wählerschaft diskriminiert Frauen.<br />

Diese Thesen werden im Folgenden dem Modell des Personalmarktes zugeordnet<br />

(Abb. 1).<br />

Diese Zuordnung ermöglicht die klare Identifizierung von drei Adressaten – die<br />

Frauen als Kandidatenpool (Angebotsseite), die Parteien mit ihren Auswahlkriterien<br />

(Nachfrage- und Angebotsseite) und die Wählerschaft mit ihren Präferenzen<br />

(Nachfrageseite) – und bietet den Vorteil, dass Maßnahmen zielgruppenspezifisch<br />

ansetzen können. Mit diesem Modell ist zugleich ein Perspektivenwechsel<br />

verbunden. Danach ist für die Erklärung der Unterrepräsentanz<br />

von Frauen in Parlamenten nicht mehr so relevant, ob einzelne Frauen aufgrund<br />

sozialer Lagen, der ungleichen Verteilung der Hausarbeit oder aufgrund<br />

eines geringen Interesses an politischen Mandaten als Kandidatinnen zur Verfügung<br />

stehen. Relevant für unser Erklärungsproblem ist, ob es nicht doch für<br />

die Parteien möglich ist, insgesamt genügend Kandidatinnen zu erreichen, um<br />

eine paritätische Zusammensetzung ihrer Listen zu realisieren.<br />

DR. ELKE WIECHMANN PolitisChe UnterrePrÄsentanZ Von fraUen in Der kommUnalPolitik<br />

WAHLRECHT<br />

Wählermarkt<br />

Wahlverhalten<br />

Abb. 2: Entwicklung der Frauenrepräsentanz in<br />

westdeutschen Großstadtparlamenten<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

14,8<br />

1980<br />

19,4<br />

1986<br />

27,4<br />

1991<br />

32,3<br />

1996<br />

33,7<br />

2002<br />

33,4<br />

2008<br />

33,4<br />

2010<br />

3. FRAUENREPRÄSENTANZ IN DEN GROSSSTADT-<br />

PARLAMENTEN Unserer These zufolge ist es vor<br />

allem für Großstädte unwahrscheinlich, dass sich<br />

hier Frauen nicht in ausreichendem Maße für die<br />

kommunalen Räte finden lassen. Hier zumindest<br />

könnte man am ehesten annehmen, dass sich rein<br />

statistisch betrachtet und bei entsprechender<br />

Ansprache seitens der Parteien genügend Frauen<br />

(unter mehreren 10.000 Einwohnerinnen) interessieren<br />

und motivieren lassen.<br />

Ein Zeitreihenvergleich zwischen den Jahren 1980<br />

und 2010 zur Entwicklung der Frauenrepräsentanz<br />

in deutschen Großstädten zeigt zunächst einen<br />

kontinuierlichen Anstieg bis ca. Mitte der 1990er<br />

Jahre. Im dann folgenden Jahrzehnt bis heute allerdings<br />

stagniert die Frauenrepräsentanz bei ca.<br />

einem Drittel (Abb. 2).<br />

Schauen wir auf den sprunghaften Anstieg der<br />

Frauen in den Räten ab den 1980er Jahren, dann<br />

sind folgende Ereignisse zu berücksichtigen:<br />

• 1983: Die Grünen ziehen mit ihrer 50 %-Quote<br />

in den Bundestag.<br />

• 1988: Die SPD macht sich auf dem Weg zur<br />

40 %-Quote.<br />

• 1990: Die PDS (LINKE ab 2005) beschließt ihre<br />

50 %-Quote.<br />

• 1996: Die CDU empfiehlt das Quorum (33,3 %).<br />

Offensichtlich haben die Grünen die Parteien unter<br />

Anpassungsdruck gesetzt und waren im Partei-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!