magazIn - Bergische Universität Wuppertal
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Abb. 4: Frauenanteil in französischen Kommunalparlamenten<br />
50<br />
25<br />
0<br />
25,7<br />
1995<br />
47,5<br />
2001<br />
48,5<br />
2008<br />
Tabellenletzte bleibt auch 2010, wie bereits im 1. Genderranking 2008, die<br />
Stadt Salzgitter. Sie kommt mit der minimal möglichen Punktzahl auf den 79.<br />
und damit letzten Platz. Im Kommunalparlament dieser Großstadt sind nur<br />
17 % der Ratsmitglieder weiblich. Bei den Fraktionsvorsitzenden, Dezernenten,<br />
wesentlichen Ausschussvorsitzenden und auf dem Bürgermeisterstuhl<br />
ist nicht eine Frau ausfindig zu machen.<br />
Vor Salzgitter platzieren sich Iserlohn, Duisburg und Bergisch Gladbach.<br />
Hagen, Standort der Fern<strong>Universität</strong>, erreicht Platz 75 und fiel damit um 20<br />
Plätze zurück. Damit schneiden NRW und hier insbesondere das Ruhrgebiet<br />
besonders schlecht im Ranking ab. <strong>Wuppertal</strong>, Standort der <strong>Bergische</strong>n <strong>Universität</strong>,<br />
verliert 30 Plätze und fällt von Platz 17 auf Platz 47 zurück. Das heißt,<br />
auch hier entscheiden weit weniger Frauen an der politischen Spitze mit als<br />
noch 2008. Ob diese extreme Frauenunterrepräsentanz möglicherweise durch<br />
die erste weibliche Ministerpräsidentin in NRW zukünftig etwas ausgeglichen<br />
wird, bleibt abzuwarten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die deutschen Großstädte<br />
in weiten Teilen den Rückwärtsgang hinsichtlich der Partizipation von<br />
Frauen in politischen Spitzenpositionen eingelegt haben.<br />
Ein kurzer Blick in die Parteien zeigt folgendes: In nur zwei Jahren hat die<br />
SPD beträchtliche Einschnitte des Frauenanteils auf allen Positionen zu verzeichnen.<br />
Dieser gegenläufige Trend einer »Entfeminisierung« ist unter den<br />
Parteien nur bei der SPD zu verzeichnen und »frisst« die erreichten Zuwächse<br />
an weiblichen Mandaten bei der Partei »Die Linke« und den Grünen auf.<br />
Die CDU bleibt auf konstant niedrigem Niveau – hier hat auch die Kanzlerin<br />
offenbar kein Umdenken bewirkt.<br />
Die FDP bleibt eine »Männerpartei« (mit 17 % Frauen in den Räten). Der in der<br />
FDP propagierte freie »Elitewettbewerb« hat eine extreme geschlechtsspezifische<br />
Schieflage.<br />
DR. ELKE WIECHMANN PolitisChe UnterrePrÄsentanZ Von fraUen in Der kommUnalPolitik<br />
6. FRANZöSISCHES VORBILD – DAS PARITÄTSGE-<br />
SETZ Neben der Quote und dem (an dieser Stelle<br />
nicht weiter ausgeführten) Wahlrecht gibt es allerdings<br />
eine durchaus schnelle und konsequente<br />
Lösung, um die Frauenrepräsentanz in der Politik<br />
wirksam zu steigern: Das Paritätsgesetz (von der<br />
Nationalversammlung beschlossen) nach französischem<br />
Vorbild. Hiernach müssen in Frankreich<br />
die Parteien zu den Kommunalwahlen 50 %<br />
Frauen auf ihren Wahllisten aufstellen, wobei sich<br />
die Quotierung auch auf die oberen Listenplätze<br />
beziehen muss. Können oder wollen die Parteien<br />
die Kandidatinnenquote nicht erfüllen, werden sie<br />
nicht zur Wahl zugelassen. Damit ist der Anreiz für<br />
die Parteien ungleich höher, Kandidatinnen aufzustellen<br />
als in Deutschland.<br />
Waren vor dem französischen Paritätsgesetz in<br />
den Kommunen mit mehr als 3.500 Einwohner/<br />
innen in 1995 nur 25,7 % der Kommunalparlamentarier/innen<br />
weiblich, verdoppelte sich 2001<br />
der Frauenanteil nahezu und blieb auch 2008 mit<br />
48,5 % auf konstant hohem Niveau (Abb. 4).<br />
In einer ersten Studie gaben 78 % der befragten<br />
Parteien an, »that it was ›easy‹ to apply the parity<br />
law in selecting candidats for their lists« (Bird<br />
2002, S. 11). Die Parteien brauchen also einen<br />
überzeugenden Anreiz.