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… und Standespolitik wirkt doch, Kammerwahl 2020

Ausgabe 6/2020

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12<br />

Titelthema<br />

Überlegungen zur Nachfolgeregelung<br />

Eine Praxis – zwei Generationen<br />

Es kann ein großes Glück sein, wenn die nächste Generation heranwächst<br />

<strong>und</strong> sich nicht nur für die privaten Neigungen der Eltern interessiert,<br />

sondern auch die berufliche Leidenschaft teilt. Es kann – aber oft müssen<br />

auch erst einmal Reibungen durchstanden werden, bevor die beiden<br />

Generationen konfliktfrei miteinander arbeiten können. Wie verhält es sich<br />

in der Praxis? Wir haben in Endingen-Königschaffhausen nachgefragt.<br />

ZBW: Die Übergabe eines Betriebs<br />

von der einen an die nächste Generation<br />

ist oft mit unterschiedlichen<br />

Emotionen verb<strong>und</strong>en.<br />

Manche Väter oder Mütter raten<br />

gar davon ab, andere wiederum<br />

sind zu begeistert <strong>und</strong> übersehen,<br />

dass Kinder gerne eigene Wege<br />

gehen würden. Wie war dies im<br />

Haus Heckle?<br />

Dr. Roland Heckle: Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

kam Abraten nie infrage, denn in<br />

dem Moment, als klar war, dass<br />

meine Töchter auch Zahnmedizin<br />

studieren, war für mich klar, dass<br />

es sicherlich die erste Option ist,<br />

die Praxis an die Töchter zu übergeben.<br />

Ich habe sehr lange als selbstständiger<br />

Praxisinhaber gearbeitet<br />

<strong>und</strong> möchte die Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Chancen, die diese Praxisform<br />

bietet, auch meinen Töchtern<br />

ermöglichen.<br />

Sophia <strong>und</strong> Victoria waren die<br />

Assistenzzahnärztinnen Nummer<br />

13 <strong>und</strong> 14 in meiner Praxis, alle<br />

vorherigen haben sich erfolgreich<br />

selbstständig gemacht. Deshalb<br />

bin ich fest davon überzeugt,<br />

dass meine Töchter dies auch<br />

schaffen.<br />

Dr. Sophia Heckle: Ich habe<br />

meine Assistenzzeit gleich nach<br />

dem Studium in unserer Praxis<br />

sehr genossen <strong>und</strong> bin gerne<br />

geblieben. Natürlich wurden einige,<br />

in der Familie auch teils<br />

emotionale Konflikte ausgetragen,<br />

bis jeder seine Position gef<strong>und</strong>en<br />

hatte.<br />

Dr. Victoria Heckle: Ich hingegen<br />

habe meine Assistenzzeit in München,<br />

wo meine Schwester <strong>und</strong> ich<br />

auch studiert haben, verbracht.<br />

Mir ist es nicht ganz leicht gefallen,<br />

mich direkt danach für den Schritt<br />

in die väterliche Praxis einzusteigen,<br />

zu entscheiden. Am Ende hat<br />

die Verb<strong>und</strong>enheit zur Heimat <strong>und</strong><br />

zur Familie überwogen.<br />

Können Sie mir den Moment beschreiben,<br />

als klar war, dass die<br />

berufliche Zukunft in der väterlichen<br />

Zahnarztpraxis ablaufen<br />

würde?<br />

Dr. Sophia Heckle: Das war bei<br />

uns beiden weniger ein Moment,<br />

eher eine Entwicklung mit Höhen<br />

<strong>und</strong> Tiefen.<br />

Dr. Victoria Heckle: Man wächst<br />

quasi rein <strong>und</strong> irgendwann kann<br />

man es sich nicht mehr anders<br />

vorstellen.<br />

Eine oftmals Emotionen berührende<br />

Schnittstelle im Berufsleben<br />

ist die Praxisübergabe –<br />

hätten Sie sich Herr Dr. Heckle<br />

gedacht, dass Sie Ihre Praxis<br />

einmal mit Ihren Töchtern teilen?<br />

Was war das für ein Gefühl, den<br />

Behandlungsstuhl mit dem Nachwuchs<br />

zu teilen?<br />

Dr. Roland Heckle: Ja, das<br />

habe ich mir so vorgestellt.<br />

Dadurch, dass mir die Zusammenarbeit<br />

sehr viel Freude<br />

macht <strong>und</strong> meine Töchter bei<br />

unseren Patienten*innen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter*innen sehr beliebt<br />

sind, teile ich den Behandlungsstuhl<br />

sehr gerne <strong>und</strong> gehe eigentlich<br />

nur noch ungern in die Praxis,<br />

wenn sie nicht da sind.<br />

Gab es Wechsel-Gefühle – bei<br />

beiden Parteien?<br />

Dr. Roland Heckle: Spannend <strong>und</strong><br />

herausfordernd war <strong>und</strong> ist die<br />

Übergabephase jeden Tag.<br />

Dr. Sophia Heckle: Wie bei jeder<br />

Übergabe gab <strong>und</strong> gibt es gute<br />

<strong>und</strong> weniger befriedigende Tage,<br />

letztere haben uns je<strong>doch</strong> nicht<br />

an unserer Entscheidung zweifeln<br />

lassen.<br />

Sophia <strong>und</strong> Victoria Heckle, empfanden<br />

Sie es eher als Vorteil,<br />

Tochter des Praxisinhabers zu<br />

sein? War es eher ein Einsteigen<br />

ohne Risiko? Oder ein Einsteigen<br />

mit Vorbelastungen? Oder keines<br />

von beidem?<br />

Dr. Victoria Heckle: Eigentlich<br />

eher beides. Auf der einen Seite<br />

ist es sicherlich ein Vorteil, in eine<br />

gut geführte Praxis einsteigen zu<br />

können. Auch bei unseren Patienten<br />

herrschte wahrscheinlich<br />

von Beginn an eine Art „Gr<strong>und</strong>vertrauen“.<br />

Dr. Sophia Heckle: Auf der anderen<br />

Seite muss der Weg von<br />

„Töchtern des Chefs“ bis hin zur<br />

eigenständigen Führungsposition<br />

relativ hart erarbeitet werden,<br />

bei Mitarbeiter*innen <strong>und</strong> bei<br />

Patienten*innen. („Isch dr Chef<br />

nid do?“)<br />

Wie empfanden Sie es als Vater,<br />

Herr Dr. Heckle? Wären Sie froh<br />

gewesen, die Praxis einfach irgendwann<br />

abgeben zu können<br />

oder empfinden Sie es schön, das<br />

Erbe in dieser Form weiterzureichen?<br />

Ist auch Wehmut dabei?<br />

Dr. Roland Heckle: Es macht mich<br />

glücklich, die Praxis weiterhin in<br />

guten Händen zu wissen <strong>und</strong> hoffe<br />

auf eine Anstellung in Altersteilzeit.<br />

Wie häufig wird fachlich diskutiert?<br />

Fallen diese Diskussionen<br />

ZBW 6/<strong>2020</strong><br />

www.zahnaerzteblatt.de

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