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… und Standespolitik wirkt doch, Kammerwahl 2020

Ausgabe 6/2020

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Berufspolitik 15<br />

IDZ-Hygienekostenstudie<br />

Hygienekosten in Baden-Württemberg<br />

am höchsten<br />

Die baden-württembergischen Delegierten hatten bei der B<strong>und</strong>esversammlung<br />

der BZÄK 2015 die Durchführung einer Hygienekostenstudie<br />

gefordert. Am 14. April hat das mit der Durchführung der<br />

Studie beauftragte IDZ die Studie „Hygienekosten in der Zahnarztpraxis“<br />

veröffentlicht. Die Studie zeigt, dass die Hygienekosten in den badenwürttembergischen<br />

Praxen b<strong>und</strong>esweit die höchsten sind. „Das muss<br />

auch bei Honorarverhandlungen Berücksichtigung finden“, fordert<br />

LZK-Vize Dr. Norbert Struß. Das ZBW hat mit dem LZK-Referenten für<br />

Praxisführung über die Ergebnisse der Studie gesprochen.<br />

ZBW: Wie würden Sie als einer<br />

der Anstoßgeber zur Durchführung<br />

einer Hygienekostenstudie<br />

die jetzt vorliegende IDZ-Studie<br />

kurz beschreiben?<br />

Dr. Struß: Die baden-württembergischen<br />

Delegierten hatten<br />

bei der B<strong>und</strong>esversammlung der<br />

BZÄK im Jahre 2015 die Durchführung<br />

einer aktuellen Hygienekostenstudie<br />

gefordert. Wir hatten<br />

seinerzeit gehofft, dass die Ergebnisse<br />

schneller vorliegen würden.<br />

Aber jetzt hat das IDZ am 14. April<br />

die Studie „Hygienekosten in der<br />

Zahnarztpraxis“ (Nicolas Frenzel<br />

Baudisch) veröffentlicht <strong>und</strong> wie<br />

sich zeigt, ist die Gesamtkostenermittlung<br />

unter Berücksichtigung<br />

regionaler Aspekte auch<br />

durchaus komplex. Hygiene ist<br />

ein zentrales Element der zahnärztlichen<br />

Berufsausübung. Viele<br />

alltägliche Praxisabläufe bergen<br />

Hygienekosten. Diese Allgegenwart<br />

macht sie zugleich zu einem<br />

schwer fassbaren <strong>und</strong> zugleich<br />

erheblichen Kostenfaktor. In dieser<br />

Untersuchung wurde versucht,<br />

die umfangreichen Hygienemaßnahmen<br />

der Zahnärzteschaft so<br />

umfassend wie möglich zu erfassen.<br />

Dazu wurden drei gesonderte<br />

Datenquellen verwendet. Zum<br />

einen wurden die hygienebedingten<br />

Tätigkeiten in Zahnarztpraxen<br />

beobachtet <strong>und</strong> im Rahmen von<br />

Zeitmessungen erfasst. Dann<br />

wurden die Geräte- <strong>und</strong> Materialkosten<br />

mittels Fragebogen in<br />

zufällig ausgewählten Zahnarztpraxen<br />

aus jedem B<strong>und</strong>esland<br />

erfasst. Und schließlich wurden<br />

Sek<strong>und</strong>ärdaten aus Quellen wie<br />

dem Statistischen B<strong>und</strong>esamt<br />

mit einbezogen. Die Einbindung<br />

dieser Daten ermöglicht auch zukünftig<br />

mit vertretbarem Aufwand<br />

die Aktualisierung der Ergebnisse.<br />

Welche Schlüsse ziehen Sie aus<br />

den vorgelegten Ergebnissen?<br />

Auch wenn die vorliegende Studie<br />

aus methodischen Gründen nicht<br />

direkt mit früheren Untersuchungen<br />

vergleichbar ist, ist dennoch<br />

deutlich geworden, dass die Hygienekosten<br />

in den Zahnarztpraxen<br />

stark gestiegen sind. Laut IDZ<br />

übersteigen sie die entsprechenden<br />

Kosten einer Hausarztpraxis<br />

um etwa das Zehnfache.<br />

Obwohl heute viele Schritte der<br />

Medizinprodukteaufbereitung maschinell<br />

durchgeführt werden, fällt<br />

der Faktor „Mensch“ mit einem<br />

Anteil der Personalkosten von ca.<br />

zwei Dritteln an den Gesamthygienekosten<br />

besonders ins Gewicht.<br />

Das ist ein Beleg für gelebte Hygiene<br />

in den Zahnarztpraxen, insbesondere,<br />

wenn man bedenkt,<br />

dass viele Untersuchungen aus<br />

dem Kranken- <strong>und</strong> Pflegebereich<br />

einen immanenten Zeitmangel<br />

<strong>und</strong> -druck belegen.<br />

Neben individuellen Praxisstrukturen<br />

haben die Standortfaktoren<br />

einen signifikanten Einfluss<br />

auf die Hygienekosten. Die Studie<br />

zeigt, dass die Hygienekosten in<br />

den baden-württembergischen<br />

Praxen b<strong>und</strong>esweit die höchsten<br />

sind. Sie betragen 95.000 Euro<br />

jährlich <strong>und</strong> liegen damit 35,7<br />

Prozent über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt.<br />

Das ist meines Erachtens<br />

Ausdruck für ein hohes Hygieneniveau<br />

<strong>und</strong> muss auch bei Honorarverhandlungen<br />

Berücksichtigung<br />

finden. Andrea Mader<br />

Kernaussagen der IDZ-Studie<br />

• Die Kosten für Infektionsprävention<br />

in der Zahnarztpraxis sind<br />

erheblich. Sie übersteigen die<br />

entsprechenden Kosten einer<br />

Hausarztpraxis um etwa das<br />

Zehnfache (sie erreichen das<br />

Niveau ambulant operierender<br />

Arztpraxen).<br />

• Die Hygienekosten setzen sich<br />

aus 34,5 Prozent Sachkosten<br />

<strong>und</strong> 65,5 Prozent Personalkosten<br />

zusammen.<br />

• Aus methodischen Gründen ist<br />

die Studie nicht vergleichbar mit<br />

den IDZ-Studien von 1996 <strong>und</strong><br />

2006.<br />

• B<strong>und</strong>esweit betrugen die Gesamthygienekosten<br />

je Praxis<br />

70.000 Euro (Datenerhebung<br />

2016), Einzelpraxen 65.000<br />

Euro, andere Praxisformen<br />

87.000 Euro.<br />

• In Baden-Württemberg betrugen<br />

die gemittelten Gesamthygienekosten<br />

95.000 Euro (Spanne<br />

77.000 bis 115.000) <strong>und</strong> liegen<br />

somit um 35,7 Prozent über dem<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt.<br />

• Es gibt deutliche regionale Unterschiede,<br />

insbesondere ein<br />

Kostengefälle zwischen alten<br />

<strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländern.<br />

• Neben den Standortfaktoren fallen<br />

Größen- <strong>und</strong> Mengenindikatoren<br />

ins Gewicht.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW 6/<strong>2020</strong>

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