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… und Standespolitik wirkt doch, Kammerwahl 2020

Ausgabe 6/2020

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18<br />

Sonderthema<br />

Foto: privat<br />

beschreibliche Situation, die alles von einem fordert<br />

<strong>und</strong> einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Ich hoffe<br />

sehr, dass unsere Patienten diesen Einsatz schätzen<br />

<strong>und</strong> wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.<br />

Und einen sehr ausführlichen Bericht übermittelte uns<br />

Dr. Peter Fuchs aus Neckarsulm:<br />

Als wir am 27. Januar dieses Jahres<br />

erfuhren, dass ein Mann aus Bayern<br />

sich als erster bekannter Fall in<br />

Deutschland infiziert hat, war das<br />

Coronavirus noch immer ziemlich<br />

weit weg. Wir waren alle ges<strong>und</strong>,<br />

niemand von uns aus der Praxis oder<br />

Angehörige waren in China <strong>und</strong> „die Gefahr für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Menschen in Deutschland durch die<br />

neue Atemwegserkrankung aus China bleibt nach Einschätzung<br />

des RKI weiterhin gering“, so unser B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister<br />

Jens Spahn in diesen Tagen.<br />

Wir sind eine Praxis mit einem Hauptstandort mit<br />

fünf Behandlungszimmern <strong>und</strong> einer Zweigpraxis mit<br />

zwei Behandlungszimmern. Außer KFO bieten wir alle<br />

zahnärztlichen Leistungen in unserer Praxis an. Zum<br />

Team gehören 25 Mitarbeiterinnen.<br />

Der Praxisbetrieb lief ganz normal weiter, auch als<br />

im Februar klar war, dass das Coronavirus weltweite<br />

Auswirkungen hat. Die bisherigen Maßnahmen betrafen<br />

nur den internationalen Reiseverkehr. Vonseiten<br />

unserer Patienten war das Virus in Bezug auf zahnärztliche<br />

Behandlungen zu dieser Zeit kein Thema.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsminister Jens Spahn erklärte am 26.<br />

Februar: „Wir befinden uns am Beginn einer Epidemie<br />

in Deutschland“. In diesen Tagen wird klar, dass<br />

es weltweit <strong>und</strong> natürlich auch in Deutschland einen<br />

Mangel an persönlicher Schutzausrüstung gibt.<br />

Der inzwischen eingerichtete Corona-Krisenstab<br />

beschließt eine zentrale Beschaffung durch das B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium.<br />

Nun haben wir in unserem<br />

Warenwirtschaftssystem nachgesehen, wie lange<br />

unser Vorrat wohl reichen wird. Sicher hatten wir auch<br />

Glück, dass wir bei Bestellungen von länger haltbaren<br />

Dingen immer ein paar Monate im Voraus planen. Von<br />

dieser Seite gab es bei uns keine Probleme. Bei normalem<br />

Praxisbetrieb sollte unser Vorrat vier bis fünf<br />

Monate reichen. Corona hat uns, zumindest in dieser<br />

Hinsicht, zeitlich nicht auf dem falschen Fuß erwischt.<br />

Wir hatten am Wochenende vom 7./8. März Notdienst<br />

<strong>und</strong> versorgten 50 Patienten. Das ist für unsere<br />

Praxis ein normaler Notdienst. Trotz der Empfehlungen<br />

aus der Politik, größere Veranstaltungen abzusagen,<br />

fanden bis einschließlich 13. März alle von uns<br />

angebotenen Behandlungen statt.<br />

Als am 13. März von allen B<strong>und</strong>esländern die Schließung<br />

der Schulen <strong>und</strong> Kitas beschlossen wurde, ging<br />

es ziemlich schnell. Am Montag, den 16. März standen<br />

bei uns die Telefone nicht mehr still. Sehr viele<br />

Patienten sagten ihre Termine für die kommende Woche<br />

ab. Auf einen Schlag hatten wir in dieser Woche<br />

nur noch ein Patientenaufkommen von ca. 50 Prozent<br />

des sonst üblichen Umfangs. In dieser Woche haben<br />

wir von uns aus einige geplante aber aufschiebbare<br />

Behandlungen bei besonders gefährdeten Menschen<br />

abgesagt.<br />

Bei unserer bisher letzten Teambesprechung, bei<br />

der noch alle Teammitglieder anwesend waren, am<br />

17. März, haben wir das Vorgehen <strong>und</strong> unsere Maßnahmen<br />

für die kommenden Wochen beschlossen.<br />

Wie viele Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen auch, haben wir<br />

das Team in Gruppen aufgeteilt, die sich nicht mehr<br />

begegnen. Zu den 25 Mitarbeiterinnen zählen drei angestellte<br />

Zahnärztinnen sowie zwei Vorbereitungsassistentinnen.<br />

Wir haben drei Behandlungsteams (1x<br />

ZÄ/ZA, 2x ZFA, 1x Rezeption/Verwaltung) gebildet.<br />

In unserer Hauptpraxis haben wir seither eine Pufferzeit<br />

in der Mittagspause. Durch die stark gesunkenen<br />

Patientenzahlen <strong>und</strong> unser Ziel, so wenige Personen,<br />

wie möglich, gleichzeitig in der Praxis zu haben,<br />

waren wir gezwungen, Mitarbeiterinnen „nach Hause<br />

zu schicken“. Dies gelang im März durch Überst<strong>und</strong>enabbau<br />

<strong>und</strong> Urlaub. Teilweise konnten wir die „freie<br />

Zeit“ für aufgeschobene Dinge nutzen: Arbeitsanweisungen<br />

aktualisieren, Inventur der Verbrauchsmaterialien.<br />

„Teilweise“ deshalb, weil wir die Größe der<br />

Teams klein halten wollen <strong>und</strong> die in der Praxis Anwesenden<br />

mit der Betreuung der Patienten ausgelastet<br />

waren. Wo es ging, zum Beispiel im QM, konnten wir<br />

einige Aufgaben ins Homeoffice auslagern. Trotzdem<br />

mussten wir ab dem 1. April Kurzarbeit beantragen.<br />

Als Praxisinhaber war ich sehr froh, dass alle getroffenen<br />

Maßnahmen, die letztendlich in Lohneinbußen<br />

münden, vom gesamten Team getragen wurden. Ich<br />

konnte <strong>und</strong> kann bis heute auf die Loyalität des Teams<br />

bauen.<br />

Da wir aktuell keine Präsenz-Praxis-Teambesprechungen<br />

durchführen können, gibt es neben den<br />

Teambriefings bei uns im sehr kleinen Kreis, analog<br />

zu Kammer KOMPAKT, eine Praxis-R<strong>und</strong>mail. So halten<br />

wir die Mitarbeiterinnen, die zu Hause sind, auf<br />

dem Laufenden. Kurz vor der Coronakrise wollten wir<br />

die Schichtpläne über eine Smartphone-App organisieren.<br />

Die Krise hat uns jetzt einen Strich durch die<br />

Rechnung gemacht. Jetzt müssen die Schichtpläne<br />

eben noch über Telefon oder SMS verteilt werden.<br />

Die Arbeitsbelastung für unser Verwaltungsteam ist<br />

seither immens: Zuerst mussten die durchzuführenden<br />

Behandlungen terminlich koordiniert <strong>und</strong> parallel<br />

dazu die Behandlungsteams zusammengestellt werden.<br />

Das bedeutete von da an: Alle Patienten müssen<br />

angerufen werden. Üblicherweise erinnern wir seit einigen<br />

Monaten unsere Patienten per SMS oder E-Mail<br />

an ihre Termine.<br />

In dieser Situation war unserer Meinung nach die<br />

Kommunikation am Telefon erforderlicher denn je.<br />

Vonseiten der Patienten gab es sehr viel Verständnis<br />

<strong>und</strong> positive Rückmeldungen für die durchgeführten<br />

Änderungen.<br />

Unsere Patientenzahlen nahmen nach dem Verhängen<br />

der Ausgangs- oder Kontaktsperren natürlich weiter<br />

ab. Wir erhielten auch sehr kurzfristige Absagen.<br />

Auffallend war, dass unsere Patienten offensichtlich<br />

ZBW 6/<strong>2020</strong><br />

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