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… und Standespolitik wirkt doch, Kammerwahl 2020

Ausgabe 6/2020

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16<br />

Sonderthema<br />

Corona-Pandemie<br />

Stimmungsbilder aus den Praxen in<br />

Baden-Württemberg<br />

Seit einigen Wochen beherrscht die Corona-Pandemie unseren Alltag. Auch auf den Praxisbetrieb hat<br />

die Coronakrise gewaltige Auswirkungen. Die ZBW-Redaktion möchte gerne die Auswirkungen der<br />

Krise auf den zahnärztlichen Praxisbetrieb beleuchten <strong>und</strong> hat einige Praxen gebeten, aus ihrem Alltag<br />

in den letzten Wochen zu berichten: Wie haben Sie die letzten Wochen gemeistert? Wie haben Sie<br />

<strong>und</strong> Ihr Praxisteam gearbeitet? Hatten Sie genügend Schutzausrüstung? Welche Auswirkungen hatte<br />

die Corona-Verordnung der Landesregierung <strong>und</strong> der unsägliche § 6a, der den Praxen lediglich<br />

Notfallbehandlungen gestattete, bevor das Sozialministerium Auslegungshinweise nachschob <strong>und</strong> den<br />

Paragrafen jetzt endlich aufgehoben hat?<br />

Dr. Yvonne Rydlewski-Feller aus Freiburg hat uns<br />

folgenden Bericht übermittelt:<br />

Die COVID-19-Pandemie hat unsere Praxis in ihrer<br />

Struktur mit Sicherheit ziemlich durchgewirbelt.<br />

Aber es gab zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Panik.<br />

Als die ersten Maßnahmen der B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesregierung<br />

bekannt wurden, haben wir zuerst unter<br />

uns Behandlern entschieden, wie jede Einzelne<br />

von uns (meine angestellte Zahnärztin, meine Ü70-<br />

Teilzeit-ZÄ <strong>und</strong> ich als hochschwangere Chefin) damit<br />

umgehen werden <strong>und</strong> sind zu dem Entschluss gekommen,<br />

dass wir weiterarbeiten möchten (mit Ausnahme<br />

der Ü70-ZÄ, die ich als risikogefährdet nicht<br />

zur Behandlung zugelassen habe). In einer Teamsitzung<br />

haben wir dann unser Team über die COVID-<br />

19-Situation <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen praxisinternen<br />

Maßnahmen informiert. Das Team hat sich<br />

daraufhin einstimmig dafür entschieden, mit uns<br />

weiterzuarbeiten. Es bestand zu keinem Zeitpunkt<br />

Unsicherheit oder Angst im Team. Alle Mitarbeiterinnen<br />

haben sich <strong>und</strong> ihren Beruf als Teil des medizinischen<br />

Systems gesehen <strong>und</strong> die sowieso sehr hohen<br />

Hygieneanforderungen in einer Zahnarztpraxis als<br />

Schutzschild vor COVID-19 empf<strong>und</strong>en.<br />

So wurden in den unterschiedlichen Bereichen<br />

unserer Praxis daraufhin auch unterschiedliche<br />

Vorkehrungen getroffen. Die Praxisverwaltung hat<br />

die von der LZK empfohlenen Hinweise umgesetzt<br />

<strong>und</strong> einen Türaushang sowie eine spezielle COVID-<br />

19-Anamnese eingeführt. Die Patienten, die zur Risikogruppe<br />

gehörten, wurden umterminiert, Telefonate<br />

mit verunsicherten Patienten geführt <strong>und</strong> die Entscheidung<br />

von Patienten, aus Angst die Behandlung<br />

nicht durchführen zu wollen, stets unterstützt <strong>und</strong><br />

diese Termine dann verschoben. Die Prophylaxeassistentinnen<br />

haben medizinisch nicht indizierte<br />

Behandlungen abgesagt <strong>und</strong> in der zahnärztlichen<br />

Behandlung haben wir antiseptische M<strong>und</strong>spülungen<br />

zur Keimreduktion, Gesichtsvisiere als Behand-<br />

Foto: privat<br />

Am Montag, dem 16.3.<strong>2020</strong> rief<br />

eine meiner Patientinnen an, dass<br />

sie positiv auf COVID-19 getestet<br />

wurde. Sie erfuhr ihr Testergebnis<br />

Samstagabend, welches ihr durch<br />

die Polizei überbracht wurde.<br />

Sofort haben wir nachgeschaut,<br />

wann die Patientin zur Behandlung da war: am Donnerstag,<br />

dem 12.03.<strong>2020</strong>. Es folgten mehrere Telefonate<br />

an den darauffolgenden Tagen. Die Patientin<br />

wohnt in einem anderen Landkreis. Das war schon<br />

problematisch: verschiedene Ges<strong>und</strong>heitsämter,<br />

verschiedene Aussagen.<br />

Schließlich „durfte“ ich meine Praxis zwei Wochen<br />

auf behördliche Anordnung schließen <strong>und</strong> ich hatte<br />

unverhofft zwei Wochen „Corona-Zwangsurlaub“.<br />

Diesen nutzte ich, um mich über COVID-19 zu inforlerschutz<br />

<strong>und</strong> vermehrte Behandlungspausen zur<br />

erhöhten Durchlüftung eingeführt. Die Patienten<br />

wurden nicht so engmaschig einbestellt, damit sich<br />

keine Wartezeiten im Wartezimmer ergaben <strong>und</strong> sich<br />

auch nicht so viele Patienten gleichzeitig in der Praxis<br />

befanden.<br />

Die Praxis lief somit ziemlich unbeeindruckt weiter,<br />

wobei sich die Patientenzahlen <strong>und</strong> auch die Praxiseinnahmen<br />

selbstverständlich von denen außerhalb<br />

der Pandemie deutlich unterschieden haben, aber an<br />

Arbeit hat es nie wirklich gemangelt. Von den Patienten<br />

haben wir ausschließlich positives Feedback<br />

bekommen. Sie waren sehr dankbar, dass wir für sie<br />

da waren <strong>und</strong> ihnen eine gewisse Struktur in dieser<br />

verunsichernden COVID-19-Situation geben konnten.<br />

Nach dieser aufregenden Zeit bin ich unheimlich<br />

stolz auf mein Team, dass wir es so unaufgeregt geschafft<br />

haben, die Praxis so gut weiter am Laufen zu<br />

halten.<br />

Aus Remseck erreichte uns der Bericht von<br />

Dr. Heike Bächler:<br />

ZBW 6/<strong>2020</strong><br />

www.zahnaerzteblatt.de

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