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… und Standespolitik wirkt doch, Kammerwahl 2020

Ausgabe 6/2020

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34<br />

Fortbildung<br />

Abb. 5 Abb. 6<br />

Skelettal offener Biss. Ansicht von frontal.<br />

Skelettal offener Biss. Seitliche Ansicht.<br />

habitueller Okklusion besteht. Dabei ist der Zahnwechsel<br />

als solcher ausgenommen. Der offene Biss<br />

kann sowohl genetisch als auch umweltbedingt bzw.<br />

habituell vorkommen, in seltenen Fällen auch rachitisch<br />

bedingt sein. Bei den Therapieansätzen muss<br />

festgestellt werden, ob ein vertikales Wachstumsmuster<br />

des Gesichtsskelettes besteht. In diesem Fall spricht<br />

man von einem skelettal-offenem Biss. Bei vorrangig<br />

neutralem Wachstumsmuster mit habitueller Ätiologie,<br />

wie zum Beispiel bei infantilem Schluckmuster<br />

oder exzessivem Gebrauch von Schnullern oder auch<br />

beim Fingerlutschen, handelt es sich um einen dentoalveolär-offenen<br />

Biss.<br />

Hierbei hilft schon ein extraoraler Eindruck, denn<br />

bei dem vorwiegend erblich bedingten offenen Biss ist<br />

meist eine vergrößerte Untergesichtshöhe charakteristisch.<br />

Häufig auftretende artikulatorische Auffälligkeiten<br />

in Kombination mit einem offenen Biss sind der<br />

Sigmatismus interdentalis bzw. eine interdentale Bildungsweise<br />

des /sch/ <strong>und</strong>/oder /ch/. Auch ein lateraler<br />

Sigmatismus sowie die laterale Bildungsweise des<br />

/sch/ sind keine Seltenheit.<br />

Häufig findet man ebenso eine interdentale Bildungsweise<br />

der Laute /l/, /d/, /t/ <strong>und</strong> /n/. Therapeutisch<br />

gesehen liegt die Priorität bei einem dentoalveoläroffenen<br />

Biss in der Ursachenbeseitigung, das heißt<br />

der Umstellung des infantilen Schluckmusters, bei<br />

welchem die Zunge tausendfach am Tag (also beim<br />

Schluckakt) zwischen die Zahnreihen der Front gepresst<br />

wird, sodass der offene Biss persistieren kann.<br />

Nicht selten entsteht bereits beim Abstellen des infantilen<br />

Schluckens bereits eine Besserung der Bisssituation.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wird der Schluss des offenen<br />

Bisses angestrebt.<br />

Im Rahmen des skelettal-offenen Bisses kann es auf<br />

gr<strong>und</strong> von ungünstigen Wachstumsverläufen erforderlich<br />

sein, den strukturell-offenen Biss durch eine Operation<br />

im Rahmen der kombiniert kieferorthopädischkieferchirurgischen<br />

Behandlung zu schließen. Inhalte<br />

einer logopädischen Begleittherapie sollten beispielsweise<br />

die Abgewöhnung von Habits, die Regulierung<br />

der Zungen, Wangen- <strong>und</strong> Lippenmuskulatur, aber<br />

auch ganzkörperliche Übungen zur Verbesserung der<br />

Körperstatik sein. Beim habituell bedingten offenem<br />

Biss ist es teilweise auch sinnvoll, eine logopädische<br />

Behandlung voranzusetzen, um ggf. die Eigenregulierung<br />

des Körpers zum Schluss des offenen Bisses zu<br />

fördern.<br />

Kraniofaziale Anomalien. Kraniofaziale Anomalien<br />

sind anlagebedingte oder erworbene Fehlbildungen,<br />

welche einer interdisziplinären Behandlung bedürfen.<br />

Hierbei spielen Anomalien wie Lippen-, Kiefer- <strong>und</strong><br />

Gaumenspaltbildungen oder auch Syndrome, wie<br />

z. B. das Goldenhar-Syndrom oder Morbus Crouzon<br />

etc., eine Rolle. Die Rehabilitation dieser Patienten ist<br />

nicht selten eine Herausforderung für die Behandler.<br />

Stets bedarf es eines umfassenden therapeutischen Behandlungskonzeptes.<br />

Beispielhaft soll sich hier dem Thema der Lippen-,<br />

Kiefer- <strong>und</strong> Gaumenspalten zugewandt werden.<br />

Im Laufe des Wachstums werden meist eine<br />

maxilläre Hypoplasie unter anderem durch den Narbenzug<br />

im Oberkiefer <strong>und</strong> ggf. auftretende Nichtanlagen<br />

oberer seitlicher Schneidezähne deutlich. In<br />

der Folge entsteht oft eine progene Verzahnung der<br />

Frontzähne.<br />

Die kieferorthopädische Behandlung dieser Patienten<br />

beginnt, neben dem präoperativen Einsatz von<br />

M<strong>und</strong>-Nasen-Trennplatten im Säuglingsalter, häufig<br />

schon in der ersten Phase des Wechselgebisses mit<br />

dem Versuch der transversalen Weitung <strong>und</strong> sagittalen<br />

Nachentwicklung des Oberkiefers sowie einer Überstellung<br />

der Frontzähne.<br />

Häufige sprachliche Auffälligkeiten beim Vorliegen<br />

einer Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte sind die sogenannte<br />

Rhinophonie oder Rhinolalie (umgangssprachlich<br />

auch unter Näseln bekannt). Hierbei tritt zu viel<br />

oder zu wenig Luft bei der Stimmbildung/beim Sprechen<br />

über die Nase aus. Treten durch diese Einschränkungen<br />

auch Lautfehlbildungen auf, wird dies als Rhi-<br />

ZBW 6/<strong>2020</strong><br />

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