Jahresbericht 2007 - FGE - RWTH Aachen University
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nachhaltig beeinflussenden Größen und eine Abschätzung<br />
einerseits der Sensitivität dieser Größen auf die<br />
Marktpreise, andererseits deren wahrscheinliche Entwicklung<br />
basierend auf der Analyse und Konsolidierung<br />
einer Vielzahl von Prognosestudien. Daraus werden<br />
eine Einschätzung des Wertes von Ausbauoptionen<br />
hydraulischer Kraftwerksgruppen sowie das Investitionsrisiko<br />
bei unterschiedlichen Marktentwicklungen<br />
abgeleitet.<br />
2 Methodisches Vorgehen<br />
Die Bewertung der möglichen Ausbauoptionen erfolgt<br />
basierend auf dem Ansatz einer Vermarktung am<br />
zukünftigen Strommarkt, wozu jedoch die Verwendung<br />
zukünftiger Marktpreise erforderlich ist. Diese Preise<br />
sind nicht bekannt und müssen für die Zukunft prognostiziert<br />
werden. Hierbei kann jedoch keine Extrapolation<br />
der historischen Marktpreise durchgeführt werden, da<br />
bei dieser Vorgehensweise veränderte Randbedingungen<br />
in der Zukunft nicht berücksichtigt werden.<br />
Stattdessen wird das im Folgenden beschriebene<br />
methodische Vorgehen verwendet, das auf der Überlegung<br />
der Zusammensetzung der Marktpreise aus<br />
fundamentaler sowie nichtfundamentaler Komponente<br />
aufbaut. Die fundamentale Preiskomponente stellt<br />
hierbei eine erklärbare Komponente dar, die auf den<br />
Grenzkosten des Erzeugungssystems basiert. Die<br />
nichtfundamental getriebene Komponente repräsentiert<br />
einen nicht erklärbaren Aufschlag, der den unvollkommenen<br />
Markt sowie das strategische Bieterverhalten<br />
der Marktteilnehmer abbildet. Einen Überblick über das<br />
methodische Vorgehen gibt Bild 1.<br />
Festlegung von<br />
zukünftigen<br />
Entwicklungsszenarien<br />
Marktsimulation zur<br />
Ermittlung der<br />
zukünftigen Grenzkosten<br />
Analyse des historischen<br />
Verhältnisses von<br />
Grenzkosten zu<br />
Marktpreisen<br />
Ableitung<br />
mathematischer<br />
Modelle und<br />
zukünftiger Szenarien<br />
Synthese zu Szenarien zukünftiger Marktpreise<br />
Simulation Simulation der der Vermarktung Vermarktung von von Ausbauoptionen<br />
Ausbauoptionen<br />
Simulation Simulation der der der<br />
Vermarktung Vermarktung von von von<br />
Ausbauoptionen<br />
Ausbauoptionen<br />
Simulation der der Vermarktung von von Ausbauoptionen<br />
Bild 1: Methodisches Vorgehen<br />
Zur Ermittlung der zukünftigen Grenzkosten, d. h. der<br />
fundamentalen Preiskomponente, müssen zunächst die<br />
möglichen Entwicklungsszenarien für den Betrach-<br />
STUDIENBEISPIELE<br />
tungsbereich festgelegt werden. Auf dieser Basis<br />
werden Marktsimulationen durchgeführt, aus denen die<br />
zukünftigen Grenzkosten bestimmt werden können.<br />
Um die zukünftige nichtfundamental getriebene<br />
Preiskomponente abzuschätzen, wird zunächst der<br />
historische Aufschlag aus Differenzbildung zwischen<br />
den historischen Marktpreisen und historischen<br />
Grenzkosten, die durch Marktsimulationen für vergangene<br />
Jahre bestimmt werden können, ermittelt. Diese<br />
Zeitreihe der historischen Aufschläge wird im Anschluss<br />
analysiert und die charakteristischen mathematischen<br />
Eigenschaften abgeleitet. Abschließend werden<br />
die historischen Aufschläge unter Beibehaltung der<br />
mathematischen Eigenschaften in die Zukunft fortgeschrieben,<br />
was aufgrund der stochastischen Anteile zur<br />
Abbildung verschiedener möglicher Szenarien, d. h.<br />
möglicher zukünftiger Realisationen, führt. In der<br />
Synthese erfolgt die Addition der zwei im Vorfeld<br />
beschriebenen Komponenten. Unter Verwendung dieser<br />
generierten Marktpreise können die Ausbauoptionen<br />
durch Simulation der Vermarktung am Strommarkt<br />
bewertet werden.<br />
2.1 Ermittlung der fundamentalen Preiskomponente<br />
Die Ermittlung der fundamentalen Preiskomponente<br />
erfolgt durch Marktsimulationen. Hierfür wird zunächst<br />
der Betrachtungsbereich abgegrenzt, bevor die relevanten<br />
Einflussgrößen auf die Erlössituation von Kraftwerksausbauten<br />
analysiert und quantifiziert werden.<br />
2.1.1 Abgrenzung des Betrachtungsbereiches<br />
Die geografische Abgrenzung des zu untersuchenden<br />
Systems orientiert sich an der Situation des UCTE-<br />
Verbundnetzes. Betrachtet wird das zentraleuropäische<br />
System, bestehend aus Deutschland, Österreich,<br />
Italien, Schweiz, Frankreich sowie Belgien/Niederlande.<br />
Die neuen EU-Mitgliedsländer Polen,<br />
Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien werden<br />
in aggregierter Form (EU Ost) berücksichtigt. Die<br />
Nordel-Länder bleiben ebenso wie Großbritannien<br />
wegen ihrer eng begrenzten Kuppelkapazitäten außer<br />
Betracht.<br />
Da das Untersuchungsziel die Ableitung der Wirtschaftlichkeit<br />
von Kraftwerksausbauten darstellt, ist eine<br />
dementsprechend sinnvolle zeitliche Abgrenzung<br />
vorzunehmen. Als Analysezeitraum für die nachfolgenden<br />
Untersuchungen werden daher die Jahre 2010 bis<br />
2030 angesetzt. Aufgrund der Komplexität der Optimierungsrechnungen<br />
beschränken sich die Untersuchungen<br />
auf ausgewählte Jahre.<br />
IAEW – <strong>FGE</strong> – JAHRESBERICHT <strong>2007</strong> 109