Jahresbericht 2007 - FGE - RWTH Aachen University
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DISSERTATIONEN<br />
Im Strahlennetz sind keine Umschaltmöglichkeiten<br />
vorhanden, wodurch das Strahlennetz eine hohe Unterbrechungsdauer<br />
und somit eine niedrige Versorgungszuverlässigkeit<br />
aufweist. Das Strahlennetz weist<br />
üblicherweise die geringsten Investitionskosten aufgrund<br />
geringster Anzahl an Betriebsmitteln auf. Angesichts<br />
der niedrigen Versorgungszuverlässigkeit wird<br />
eine derartige Netzform in Industrieländern jedoch<br />
kaum angewendet. Mit einem Strahlennetz kann eine<br />
Untergrenze für die Kosten von 20(10)-kV-Netzen<br />
abgeleitet werden. Daher wird diese Bewertungsmethode<br />
in Ländern wie Schweden durch die Regulierungsbehörde<br />
für eine Effizienzanalyse der Verteilungsnetze<br />
eingesetzt. Aus diesem Grund wird auch in dieser<br />
Arbeit diese Netzform berücksichtigt.<br />
Im Gegensatz zum Strahlennetz verliert das Maschennetz<br />
im hohen Maß an Übersichtlichkeit. Daher wird<br />
das Maschennetz von den Netzbetreibern in der Grundsatzplanung<br />
für die 20(10)-kV-Netze nicht angestrebt<br />
und bleibt daher in dieser Arbeit außer Betrachtung.<br />
Beim Ring-/Strangnetz werden die 20(10)-kV-Stationen<br />
in der Regel ausgehend von den 110-kV-Stationen<br />
ringförmig verbunden. Zur Begrenzung der Ausfallfolgen<br />
eines Leitungs- oder 20(10)-kV-Stationsfehlers<br />
werden die Ringe im Normalbetrieb strahlenförmig<br />
betrieben.<br />
Vorliegende Untersuchungen zeigen, dass die Ring- und<br />
Strangnetzform sowohl eine angemessen hohe Versorgungszuverlässigkeit<br />
als auch eine gute Wirtschaftlichkeit<br />
aufweisen und daher von Netzbetreibern für die<br />
20(10)-kV-Netze als Standardnetzform für die Grundsatzplanung<br />
präferiert werden. Ring- und Strangnetze<br />
bilden entsprechend den Schwerpunkt dieser Arbeit.<br />
Beim Ring-/Strangnetz mit Stützpunktstationen sind im<br />
Versorgungsgebiet verteilte Stützpunktstationen über<br />
20(10)-kV-Transportleitungen mehrfach redundant an<br />
eine oder mehrere 110-kV-Stationen angeschlossen.<br />
Das Ring-/Strangnetz mit Stützpunktstationen ist<br />
grundsätzlich eine Kombination aus Ring-/Strangnetz<br />
und vermaschtem 20(10)-kV-Transportnetz. Daher wird<br />
das Ring-/Strangnetz mit Stützpunktstationen in dieser<br />
Arbeit nicht explizit betrachtet.<br />
Betriebsmittelwahl<br />
Bei Neubau- und Erneuerungsmaßnahmen werden<br />
aufgrund der Vorteile bei Einkauf, Lagerhaltung u. a.<br />
nur wenige Standardbetriebsmitteltypen eingesetzt [3].<br />
3 Modelle und Verfahren<br />
3.1 Technisches Systemmodell<br />
3.1.1 Entwickeltes heuristisches Verfahren<br />
Das entwickelte heuristische Verfahren für die Grundsatzplanung<br />
von 20(10)-kV-Netzen ist ein zweistufiges<br />
Optimierungsverfahren [6]. In der ersten Stufe wird<br />
durch das Eröffnungsverfahren eine zulässige Lösung<br />
generiert, die in der zweiten Stufe iterativ verbessert<br />
wird. Die Anzahl der Abgänge beeinflusst den Rechenaufwand<br />
erheblich. Daher wird während des Optimierungsprozesses<br />
ein spezieller Algorithmus angewandt,<br />
um deren Anzahl möglichst frühzeitig zu reduzieren.<br />
Wird das Abbruchkriterium erfüllt, bricht die Optimierung<br />
ab und gibt die bis dahin ermittelten kostengünstigsten<br />
und technisch zulässigen Lösungen aus. Bild 1<br />
zeigt einen Überblick über den Ablauf des Verfahrens.<br />
Versorgungsaufgabe, Freiheitsgrade, Randbedingungen<br />
Optimierungsverfahren<br />
Generierung einer zulässigen Startlösung<br />
Iterative Lösungsverbesserung<br />
Verbesserung durch Gesteuerte Lokale Suche<br />
Verbesserung durch Large Neighborhood Search<br />
Optimierung der Anzahl der Abgänge<br />
Ergebnis: Kostengünstige, technisch zulässige Zielnetze<br />
Bild 1: Überblick über das entwickelte Verfahren<br />
Überprüfung der Randbedingungen<br />
Sowohl in dem Eröffnungs- als auch in dem Verbesserungsverfahren<br />
werden die Randbedingungen in jeder<br />
Iteration überprüft. Zunächst werden die unternehmensspezifischen<br />
Randbedingungen, z. B. die zulässige<br />
Abgangslänge und die maximale Anzahl der Stationen<br />
in einem Abgang, überprüft, was in der Regel nur<br />
geringen Rechenaufwand erfordert. Falls eine dieser<br />
Randbedingungen nicht erfüllt ist, bricht der Überprüfungsprozess<br />
ab. Dadurch kann viel Rechenzeit für die<br />
folgende aufwändige Überprüfung der technischen<br />
Randbedingungen eingespart werden.<br />
Die zu überprüfenden technischen Randbedingungen<br />
hängen teilweise von der Lage der Trennstelle ab. Zur<br />
Verringerung der Rechenzeit werden die technischen<br />
Randbedingungen, die von der Lage der Trennstelle<br />
abhängig sind und daher einen hohen Rechenaufwand<br />
erfordern, im letzten Schritt überprüft.<br />
46 IAEW – <strong>FGE</strong> – JAHRESBERICHT <strong>2007</strong>