Jahresbericht 2007 - FGE - RWTH Aachen University
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STUDIENBEISPIELE<br />
2.1.2 Einflussgrößen<br />
Angebotsseite<br />
Die Erlöse aus zugebauter Kraftwerksleistung werden<br />
stark beeinflusst durch den Kraftwerkspark, in den die<br />
neue Erzeugungsleistung eingebracht wird. Dabei sind<br />
die Erzeugungsstruktur, d. h. die Zusammensetzung des<br />
Kraftwerksparks nach Technologie und Primärenergie<br />
sowie die Höhe der freien Leistung relevant. Unter der<br />
freien Leistung ist die Differenz der verfügbaren<br />
Erzeugungsleistung und der Nachfrage zu verstehen.<br />
Der Kraftwerkspark erfährt in seinem zeitlichen Verlauf<br />
verschiedene Zu- und Rückbauten und verändert sich in<br />
seiner Struktur sowie bzgl. der freien Leistung. So<br />
werden im Betrachtungszeitraum in erheblichem Umfang<br />
alte Anlagen durch moderne Kraftwerke ersetzt.<br />
Weiterhin tritt mit den neuen EU-Ländern zusätzliche<br />
freie Leistung in Konkurrenz zu der installierten Kapazität<br />
im westeuropäischen System. Die erwartete zeitliche<br />
Entwicklung des aggregierten Kraftwerksparks im<br />
betrachteten System zeigt Bild 2 für exemplarische<br />
Jahre [4-10].<br />
600<br />
GW<br />
installierte<br />
Leistung 400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
2010 2016 2020 2030<br />
LWKW<br />
PSKW<br />
SKW<br />
Öl/Sonstige<br />
Gas<br />
Bild 2: Entwicklung des Kraftwerksparks<br />
(D + A + I + CH + F + B/NL + EU-Ost)<br />
Steinkohle<br />
Braunkohle<br />
Kernenergie<br />
Der Ausbau von Windenergieanlagen (WEA) wird<br />
insbesondere in Deutschland stark politisch gefördert.<br />
Prognosestudien machen hinsichtlich der Entwicklung<br />
der ausgebauten WEA-Leistung stark unterschiedliche<br />
Aussagen. Bild 3 zeigt für die betrachteten Länder<br />
Prognosen bzgl. des minimal sowie maximal zu erwartenden<br />
Ausbaus, der in späteren Jahren durch off-shore<br />
WEA dominiert ist [10, 11].<br />
Weiterhin ist die Einspeisecharakteristik von WEA zu<br />
berücksichtigen, die in ihrer Erzeugung stark dargebotsabhängig<br />
und saisonal wie täglich unterschiedlich hoch<br />
ist. Aus dieser fluktuierenden Einspeisung ergibt sich<br />
ein erhöhter Bedarf an Reserve, insbesondere Minuten-<br />
bis Stundenreserve, was Rückwirkungen auf den<br />
thermischen und hydraulischen Kraftwerkseinsatz hat.<br />
120<br />
GW<br />
installierte<br />
Leistung 80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
min. WEA-Ausbau<br />
max. WEA-Ausbau<br />
2010 2016 2020 2030<br />
Bild 3: Ausbau der installierten WEA-Leistung<br />
EU-Ost<br />
I<br />
CH<br />
B/NL<br />
Nachfrageseite<br />
Auf der Nachfrageseite wird die in den einzelnen<br />
Ländern im betrachteten Zeitraum zu erwartende<br />
Entwicklung des Bedarfs an Fahrplanenergie sowie an<br />
Reserveleistung abgebildet.<br />
Die Nachfrage nach Fahrplanenergie hat, je nach<br />
Region und Zeitpunkt, einen charakteristischen Verlauf.<br />
Bei z. B. stündlich aufgelöster Lastkurve kann ein<br />
typischer Tages- sowie Wochenverlauf erkannt werden.<br />
Weiterhin sind saisonale Charakteristika erkennbar; die<br />
nachgefragte Energie ist im Winter bspw. größer als im<br />
Sommer. Unter der Annahme, dass sich die Nachfragecharakteristik<br />
nicht grundlegend ändert, kann daraus<br />
sowie aus dem prognostizierten Lastanstieg die in den<br />
einzelnen Ländern zu erwartende Last im betrachteten<br />
Zeitraum abgebildet werden.<br />
Der Bedarf an Reserveleistung kann, je nach Reserveart,<br />
anhand des Last- und Windprognosefehlers sowie<br />
der Leistung der größten Erzeugungsblöcke dimensioniert<br />
werden. Da sich die Nachfrage nach Fahrplanenergie<br />
und die maximale Blockgröße im System kaum<br />
ändern, ist die im Betrachtungszeitraum in einigen<br />
Ländern stark zunehmende installierte WEA-Leistung<br />
Hauptursache für eine steigende Reservenachfrage. Bei<br />
einem großflächigen und starken WEA-Ausbau, bei<br />
dem die installierte WEA-Leistung betragsmäßig 20 %<br />
bis 40 % der Höchstlast erreichen könnte, erhöht sich<br />
primär der Minutenreservebedarf. In guter Näherung<br />
kann ein linearer Anstieg für Länder mit starkem WEA-<br />
Ausbau, bspw. Deutschland, um etwa 500 MW zusätzlicher<br />
Minutenreserve pro 1000 MW zusätzlich installierter<br />
WEA-Leistung unterstellt werden, wobei für<br />
schwachen WEA-Ausbau der zusätzliche Reservebedarf<br />
vergleichsweise gering ist [12].<br />
Wirtschaftliche und politische Entwicklungen<br />
Als wirtschaftliche Einflussgröße auf die Erlössituation<br />
von Kraftwerksausbauten sind die Primärenergiepreise<br />
zu nennen. Die Erzeugungskosten und damit der Einsatz<br />
110 IAEW – <strong>FGE</strong> – JAHRESBERICHT <strong>2007</strong><br />
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