Jugendhilfeplanung - KiEZ Sachsen eV
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BV 12/2009 LJHA<br />
Sächsisches Staatsministerium für Soziales<br />
Landesjugendamt<br />
Die Veränderungen in der Größe und Struktur der potentiellen Zielgruppe für Bildungsangebote<br />
werden aus Sicht des Landesjugendamtes auch Auswirkungen auf die Qualität der Angebotsstruktur<br />
der überörtlichen Dachorganisationen und Verbände haben. Dies betrifft die Größe der<br />
Zielgruppe insgesamt wie auch den verfügbaren Zeitrahmen der Fachkräfte für Fortbildungsmaßnahmen.<br />
Aus Sicht des Landesjugendamtes muss es zukünftig insbesondere veränderte<br />
methodische Zugänge und Veranstaltungsformen geben.<br />
Die beschriebenen Entwicklungen sind insgesamt als wichtige Hintergrundvariablen für den<br />
Planungsbereich der §§ 11-14 SGB VIII zu sehen. Eine Reflexion dieser Entwicklungen auf die<br />
Bildungsziele erscheint hier nur begrenzt möglich. Die Umsetzung des Bildungsauftrages der<br />
Arbeitsfelder in der Kinder- und Jugendarbeit benötigt über alle Zielstellungen hinweg professionelles<br />
Fachpersonal, um dem Bildungsauftrag der Arbeitsfelder gerecht zu werden.<br />
1.2 Zu Lebenslagen und Orientierungen von Kindern und Jugendlichen<br />
Aussagen zu Lebenslagen und Orientierungen von Kindern und Jugendlichen bilden ebenfalls<br />
wichtige Hintergrundvariablen zur Arbeit der überörtlichen Dachorganisationen und Jugendverbände<br />
im Bildungskontext. Sie bieten Ansatzpunkte für Zielstellungen, Themenstellungen und<br />
Bildungsinhalte.<br />
1.2.1 Sozialstrukturelle Rahmenbedingungen beim Aufwachsen von Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
Junge Menschen und ihre Familien wachsen in einem gesellschaftlichen Gefüge auf, in denen<br />
Biografieverläufe zunehmend erodieren und einer hohen Dynamik unterworfen sind. Der<br />
3. Sächsische Kinder- und Jugendbericht verweist in diesem Zusammenhang speziell auf die<br />
Begleitung von Übergängen innerhalb individueller Biografien, gleichzeitig aber auch auf die<br />
Gestaltungsnotwendigkeit beim Wechsel innerhalb der Bildungssysteme und –institutionen und<br />
misst dabei dem Bildungsauftrag der Kinder- und Jugendhilfe eine besondere Bedeutung bei.<br />
Insbesondere in der Rolle als eigenständiger Bildungsakteur kommt der Kinder- und Jugendhilfe<br />
in Bezug zu den anderen Bildungsinstanzen eine Scharnierfunktion zu und insofern die Aufgabe,<br />
Übergänge und die mit diesen einhergehenden biographischen Brüche zu begleiten und<br />
zu gestalten. 16<br />
Zu den wichtigsten Rahmenbedingungen bei der Betrachtung von Lebenslagen junger Menschen<br />
zählen insbesondere sozialstrukturelle Variablen. Das Landesjugendamt erstellt in regelmäßigen<br />
Abständen den Sozialstrukturatlas für den Freistaat <strong>Sachsen</strong> aus Sicht der Jugendhilfe.<br />
Auch der Sächsische Sozialbericht und der 3. Sächsische Kinder- und Jugendbericht<br />
liefern differenzierte Informationen zu Lebenslagen.<br />
Das Aufwachsen von Kindern, Jugendlichen und ihrer Familien findet tendenziell unter hoher<br />
sozialstruktureller Belastung statt. 17 Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendberichtes beschreiben<br />
die wirtschaftliche Situation von Familien mit Kindern als sehr heterogen. Das bedarfsgewichtete<br />
Äquivalenzeinkommen von Lebensformen mit Kindern liegt dabei insgesamt unter dem<br />
von anderen Lebensformen. Besonders bei alleinerziehenden Müttern und Vätern und bei Familien<br />
mit mehr als zwei Kindern liegt das Durchschnittseinkommen unter dem Durchschnitt<br />
aller sächsischen Haushalte.<br />
Die Einschätzung einer tendenziell erhöhten sozialstrukturellen Belastung beim Aufwachsen<br />
von jungen Menschen wird bei der Betrachtung der Höhe des Bezuges von Leistungen zur<br />
Grundsicherung deutlich. Die Ergebnisse des 3. Sächsischen Kinder- und Jugendberichtes<br />
konstatiert, dass Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren überproportional häufig auf Leistungen<br />
nach dem SGB II angewiesen sind. Mehr als ein Viertel aller unter 15jährigen Jugendlichen<br />
waren Ende 2006 davon betroffen.<br />
Insgesamt wird festgestellt, dass sich im Freistaat <strong>Sachsen</strong> ein großer Teil der Bevölkerung in<br />
einer Lebenslage befindet, die durch eine erhöhtes Maß an Armutsrisiko oder bestehende Armut<br />
gekennzeichnet ist. Dabei sind Familien mit Kindern überdurchschnittlich betroffen. 18<br />
16 vgl. 3. Sächsischer Kinder- und Jugendbericht 2009<br />
17 vgl. Sozialstrukturatlas des SLJA 2007<br />
18 vgl. 3. Sächsischer Kinder- und Jugendbericht 2009, S. 49<br />
<strong>Jugendhilfeplanung</strong> §§ 11 - 14 SGB VIII 67