Jugendhilfeplanung - KiEZ Sachsen eV
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Bedarf 2010 - 2014<br />
Kinder und Jugendliche müssen in erhöhtem Maße für Fragestellungen des Miteinanders sensibilisiert<br />
und zu solidarischem Handeln motiviert und befähigt werden. Dazu gehört die Fähigkeit,<br />
sich in einer pluralistischen Gesellschaft einen eigenen Standpunkt zu bilden, sich mit anderen<br />
über verschiedene Themen auseinandersetzen zu können und die eigene Auffassung<br />
unter Achtung der Meinung des Anderen gewaltfrei zu vertreten.<br />
Um den beschriebenen Zielaspekt zu betonen, bietet es sich an, das Themenfeld Erwerb und<br />
Förderung sozialer und interkultureller Kompetenzen nach den Bildungskontexten „sozial“<br />
und „interkulturell“ zu trennen.<br />
1.3 Fachliche Entwicklungen in Bezug auf den Planungsbereich §§ 11 - 14 SGB VIII<br />
Der 3. Sächsische Kinder- und Jugendbericht steht unter der Überschrift „Kinder- und Jugendhilfe<br />
als Bildungsakteur - Biografieverläufe und Bildungszugänge junger Menschen in <strong>Sachsen</strong>“.<br />
Biografieverläufe von jungen Menschen sind in der Regel durch eine Reihe von Übergängen<br />
institutioneller Art, wie z.B. der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung aber auch von<br />
individuellen sowie entwicklungsbedingten Übergängen gekennzeichnet. Dass die Gestaltung<br />
dieser Übergänge mit Schwierigkeiten und Risiken behaftet ist, liegt - gerade auch vor dem Hintergrund<br />
der gesellschaftlichen Veränderungen - auf der Hand. Die Kinder- und Jugendhilfe<br />
kann mit ihrer Facette von Angeboten jungen Menschen ein Geländer und eine hilfreiche Begleitung<br />
bei der Bewältigung dieser Übergänge bieten.<br />
Innerhalb dieses Abschnittes wird die biografiebegleitende Rolle der Jugendarbeit, der Jugendverbandsarbeit<br />
sowie des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes beschrieben<br />
und gleichzeitig die Rolle der Jugendsozialarbeit in Begleitung von Übergängen von biografiebestimmenden<br />
Institutionen unter dem Aspekt verschiedener fachlicher Schwerpunktthemen<br />
punktuell beleuchtet.<br />
In der Orientierungshilfe zur außerschulischen Jugendbildung werden Kern und Intention politischer<br />
Jugendbildung wie folgt beschrieben: „Politische Jugendbildung informiert junge Menschen<br />
über gesellschaftliche Zusammenhänge, befähigt zum demokratischen Denken und<br />
Handeln und ermöglicht die kritische Urteilsbildung über gesellschaftliche Vorgänge. Durch Angebote<br />
politischer Jugendbildung lernen Kinder und Jugendliche demokratische Spieregeln,<br />
Umgangsformen und Handlungsmöglichkeiten kennen und anwenden. Sie werden so zur Entwicklung<br />
und Wahrnehmung eigener Rechte und Interessen ebenso wie zur Verantwortung<br />
gegenüber der Gesellschaft motiviert. Politische Jugendbildung befördert den Verständigungsprozess<br />
über die Gültigkeit bestehender Werte und Normen, fordert zur Partizipation an der<br />
Gestaltung des gesellschaftlichen Umfeldes im Sinne einer umfassenden Demokratisierung<br />
heraus und vermittelt die dafür notwendigen Kompetenzen auf der Basis eines grundlegenden<br />
Verständnisses für gesellschaftliche Entwicklungen und Abläufe in Vergangenheit und Gegenwart.“<br />
22 Nicht zuletzt mit Verweis auf die Ergebnisse der Sächsischen Jugendstudie 2007 hinsichtlich<br />
rechtsextremer Tendenzen bei Jugendlichen ist es notwendig, dass die Träger mit ihren<br />
Angeboten - neben dem Bildungsauftrag - per se auch einen Demokratie fördernden und<br />
kulturell bildenden Auftrag erfüllen. Gerade in der Jugend- und Jugendverbandsarbeit wird in<br />
besonderem Maße der Raum für das Einüben von demokratischen Spielregeln und das Ausprobieren<br />
kultureller Möglichkeiten geboten.<br />
In einigen entstrukturierten ländlichen Räumen ist die Möglichkeit der Gleichaltrigenerfahrung<br />
oftmals nicht mehr gegeben. Insofern wird zukünftig die Exklusionsvermeidung zu einem<br />
Schlüsselthema werden: Wie kann jungen Menschen, die angesichts mangelnder Mobilität an<br />
ihre sozialen Nahräume gebunden sind, ermöglicht werden, zum einen ihre Sozialräume und<br />
damit ihre Bildungschancen zu erweitern und zum anderen in Angeboten der Jugendarbeit eine<br />
punktuelle Gleichaltrigenerfahrung zu erleben? Ein denkbarer Weg ist die Entwicklung von Projekten,<br />
die jungen Menschen aus verschiedenen Regionen Zugänge zu Stätten der Jugendarbeit<br />
eröffnen. Hieraus wird zukünftig ein originärer Beratungs- und Fortbildungsauftrag für die<br />
überörtlichen Jugendverbände und Dachorganisationen erwachsen.<br />
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Kinder- und Jugenderholung wieder stärker in den<br />
Fokus des Leistungsbereiches der Kinder- und Jugendarbeit zu rücken. Dies findet zu einen<br />
22 vgl. Orientierungshilfe zur außerschulischen Jugendbildung 2002, S. 15<br />
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