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Broschüre: Die ökologische Transformation in interkulturellen Jugendbegegnungen

Dieser Leitfaden wurde gemeinsam von der Naturfreundejugend Deutschlands und ihrer französischen Partnerorganisation, der Ligue de’l enseignement, entwickelt. Er richtet sich als Hilfestellung an Einrichtungen, die interkulturelle Jugendbegegnungen organisieren, um für die Integration umweltfreundlicher Praktiken in die logistische Organisation, die pädagogische Planung und die Bewertung Ihrer Begegnungen anzuregen. Dies wird mit Beispielen aus der Praxis bereichert, die aus dem Erfahrungsschatz der Mitglieder der Ligue-Netzwerke und der NFJ stamen.

Dieser Leitfaden wurde gemeinsam von der Naturfreundejugend Deutschlands und ihrer französischen Partnerorganisation, der Ligue de’l enseignement, entwickelt. Er richtet sich als Hilfestellung an Einrichtungen, die interkulturelle Jugendbegegnungen organisieren, um für die Integration umweltfreundlicher Praktiken in die logistische Organisation, die pädagogische Planung und die Bewertung Ihrer Begegnungen anzuregen. Dies wird mit Beispielen aus der Praxis bereichert, die aus dem Erfahrungsschatz der Mitglieder der Ligue-Netzwerke und der NFJ stamen.

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Szenario A - W<strong>in</strong>dpark<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen:<br />

W<strong>in</strong>dkraftprojekt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf: Das<br />

Projekt wurde vom Geme<strong>in</strong>derat seit<br />

se<strong>in</strong>er Wahl unterstützt. Nachdem sie<br />

mehrere Projektentwickler geprüft<br />

hatten, entschieden sie sich für e<strong>in</strong>en<br />

von ihnen. Im Laufe der Entwicklung<br />

des Projekts traten im Dorf unterschiedliche<br />

Me<strong>in</strong>ungen auf: E<strong>in</strong> Teil der<br />

Bürger*<strong>in</strong>nen, die das Projekt aus Umweltgründen,<br />

aus ästhetischen Gründen<br />

oder wegen der Anwohner*<strong>in</strong>nen<br />

ablehnten, schlossen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Vere<strong>in</strong> zusammen. Das Bürgermeisteramt<br />

argumentierte, dass es sich<br />

um e<strong>in</strong>e Strategie zur Umstellung auf<br />

erneuerbare Energien handelt, wollte<br />

aber nicht nachgeben. <strong>Die</strong> Situation<br />

ist also festgefahren.<br />

Rollen bei der Abstimmung<br />

über den W<strong>in</strong>dpark<br />

Stellvertretender<br />

Bürgermeister*<strong>in</strong>, Mitglied des<br />

Geme<strong>in</strong>derats:<br />

Leitet die Konzertierung e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem<br />

er oder sie das Projekt, se<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>tergrund<br />

und se<strong>in</strong>e Vorteile (Teil der<br />

Strategie des Bürgermeisters*<strong>in</strong> zur<br />

Energiewende) erläutert. Er oder sie<br />

möchte den E<strong>in</strong>wohnern zeigen, warum<br />

das Projekt e<strong>in</strong>e gute Idee für die<br />

Geme<strong>in</strong>de ist.<br />

Argumente: Das Projekt wird vom<br />

Bürgermeister*<strong>in</strong> seit se<strong>in</strong>er Wahl im<br />

Jahr 2020 unterstützt, da er will, dass<br />

das Dorf die Energiewende vollzieht<br />

und sich nahezu selbst versorgt (Ansatz<br />

100% erneuerbare Energien). Das<br />

Projekt besteht aus dem Bau von 5<br />

W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>em Feld, die m<strong>in</strong>destens<br />

500 m von Wohnhäusern entfernt<br />

aufgestellt werden. Neben der<br />

E<strong>in</strong>haltung der Energiewende würde<br />

dies auch große wirtschaftliche Vorteile<br />

für die Geme<strong>in</strong>de mit sich br<strong>in</strong>gen<br />

(e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkraftanlage kann jährlich<br />

zwischen 50.000 und 100.000€ e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen).<br />

Außerdem würde es den<br />

E<strong>in</strong>wohnern ermöglichen, auf Strom<br />

zu verzichten, der aus fossilen Energieträgern<br />

gewonnen wird.<br />

Bürger*<strong>in</strong>, der*die das Projekt<br />

aus Umweltgründen ablehnt.<br />

Bürger*<strong>in</strong>, der seit 15 Jahren im Dorf<br />

wohnt, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vogelschutzvere<strong>in</strong><br />

engagiert und das Projekt im<br />

Namen der Erhaltung der Artenvielfalt<br />

ablehnt (Umweltrisiken von W<strong>in</strong>dkraftanlagen).<br />

Argumente: Das Projekt bedroht die<br />

Biodiversität, <strong>in</strong>sbesondere die Avifauna<br />

(Vögel) : W<strong>in</strong>dparks stellen e<strong>in</strong>e<br />

Gefahr für Chiropteren (Fledermäuse)<br />

und die Vogelwelt, <strong>in</strong>sbesondere<br />

Sperl<strong>in</strong>gsvögel und Greifvögel, dar. In<br />

Frankreich würde e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dkraftanlage<br />

durchschnittlich sieben Vögel pro<br />

Jahr töten, so e<strong>in</strong>e 2017 veröffentlichte<br />

Studie zur Überwachung der Mortalität<br />

der Liga für den Schutz der Vögel<br />

(LPO). <strong>Die</strong>s entspräche m<strong>in</strong>destens<br />

56.000 Vögeln. W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

können direkte Auswirkungen, wie<br />

Kollisionen, oder <strong>in</strong>direkte Auswirkungen,<br />

die mit dem Verlust von Lebensräumen<br />

sowie Verhaltensänderungen<br />

verbunden s<strong>in</strong>d, verursachen. <strong>Die</strong> Errichtung<br />

von W<strong>in</strong>dkraftanlagen kann<br />

auch Auswirkungen auf den unterirdischen<br />

Wasserfluss haben, da sie<br />

diesen beh<strong>in</strong>dern.<br />

Eigentümer*<strong>in</strong> des Landes,<br />

auf dem die W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

errichtet werden sollen.<br />

Unterstützt die Geme<strong>in</strong>deverwaltung<br />

bei ihrem Vorhaben. Der Eigentümer*<strong>in</strong><br />

des Grundstücks, der auch<br />

andere Ländereien rund um das Dorf<br />

besitzt, verteidigt den W<strong>in</strong>dpark (persönliche<br />

Vorteile, aber auch für die<br />

Geme<strong>in</strong>de).<br />

Argumente: Entscheidung, sich mit<br />

dem Bürgermeisteramt und dem<br />

W<strong>in</strong>dparkentwickler zu verbünden,<br />

<strong>in</strong>dem er se<strong>in</strong> Feld zur Verfügung<br />

stellt: Als Landwirt ermöglicht ihm<br />

dies e<strong>in</strong>e Erhöhung se<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>kommens<br />

(Pacht, die der Entwickler für<br />

die Vermietung des Feldes zahlt: ca.<br />

6000€). Außerdem unterstützt er die<br />

Stadtverwaltung <strong>in</strong> ihrem Bemühen<br />

um e<strong>in</strong>e Energiewende und beruhigt<br />

die E<strong>in</strong>wohner*<strong>in</strong>nen: Auf se<strong>in</strong>em<br />

Feld wurden Folgenabschätzungen<br />

durchgeführt und es besteht ke<strong>in</strong>e Gefahr,<br />

weder für die Artenvielfalt (ke<strong>in</strong><br />

Schutzgebiet) noch für die Gesundheit<br />

(weit genug von den ersten Wohnhäusern<br />

entfernt). Außerdem h<strong>in</strong>dert ihn<br />

die Installation der W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en nicht<br />

daran, se<strong>in</strong> Feld zu bewirtschaften, da<br />

sie relativ wenig Platz auf dem Boden<br />

e<strong>in</strong>nehmen. Er schließt nicht aus, dass<br />

er e<strong>in</strong>es Tages weitere W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en<br />

auf se<strong>in</strong>en anderen Feldern aufstellen<br />

wird, wenn es nötig se<strong>in</strong> sollte.<br />

Anwohner*<strong>in</strong> lehnt das<br />

Projekt aus ästhetischen und<br />

gesundheitlichen Gründen ab.<br />

<strong>Die</strong>ser*<strong>Die</strong>se Anwohner*<strong>in</strong>, der im<br />

Dorf wohnt und direkt an das Projekt<br />

angrenzt, lehnt den W<strong>in</strong>dpark, den er<br />

am Ende se<strong>in</strong>es Gartens sehen wird,<br />

strikt ab. Da er seit 40 Jahren auf dem<br />

Grundstück lebt (Familienhaus), befürchtet<br />

er, dass se<strong>in</strong> Eigentum an<br />

Wert verliert, und beklagt sich über<br />

die Ästhetik (wenn er auf dem Land<br />

wohnt, dann wegen des Blicks auf die<br />

Natur und nicht auf W<strong>in</strong>dräder); er<br />

ist nicht bereit, nachzugeben, auch<br />

nicht im Falle e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen Entschädigung.<br />

Argumente: Das Haus liegt laut Bauplan<br />

500 m von den künftigen W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

entfernt. Er oder sie<br />

wohnt seit 40 Jahren <strong>in</strong> diesem Haus<br />

und verbr<strong>in</strong>gt dort se<strong>in</strong>en Ruhestand<br />

wegen der Ruhe und der Aussicht, die<br />

er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Garten genießen kann.<br />

Der Bau der W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en würde sowohl<br />

die Attraktivität se<strong>in</strong>er Immobilie<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen, wenn er das Haus<br />

e<strong>in</strong>es Tages wieder verkaufen möchte,<br />

als auch se<strong>in</strong>e Gesundheit: Da er besonders<br />

anfällig ist, befürchtet er die<br />

Auswirkungen, die die W<strong>in</strong>dturb<strong>in</strong>en<br />

auf ihn haben könnten, und ist aufgrund<br />

der ästhetischen Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

der Landschaft um se<strong>in</strong>e Moral<br />

besorgt.<br />

DIE ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION IN INTERKULTURELLEN JUGENDBEGEGNUNGEN<br />

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