Das kommunale Magazin für nachhaltige Beschaffung, Ausgabe April 2021

Einrichtung von elektronischen Systemen von Anfang an mitgedacht
wird. So lassen sich weit mehr und konkretere Informationen
gewinnen als die, welche für die neue Vergabestatistikverordnung
erhoben werden müssen – und dies ganz ohne zusätzlichen Aufwand
im laufenden Betrieb.
Informationsbereitstellung
Es gibt bereits vereinzelte E-Vergabesysteme die bei bestimmten
Produktgruppen Hinweise auf soziale oder ökologische Hotspots in
der Lieferkette geben und Vorschläge zu Kriterien und Textbausteinen
für die Vergabeunterlagen machen. So hat Engagement Global
ein plattformunabhängiges elektronisches Vergabetool entwickelt,
welches bei der Auswahl von Nachhaltigkeitskriterien und deren
Einbindung in die Vergabeunterlagen unterstützt. 4 In Schweden
und den Niederlanden gibt es bereits seit einiger Zeit Vergabetools
zur Auswahl von Nachhaltigkeitskriterien. Dies erleichtert
die Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in die öffentliche
Auftragsvergabe, bei der Produktvielfalt und produktspezifische
Nachhaltigkeitsanforderungen oft eine Hürde darstellen.
Erleichterungen beim Austausch mit dem
Markt
E-Vergabe kann auch die Kommunikation im Rahmen von
Vergabeverfahren erleichtern, beispielsweise über die direkte
Integration von Bieterfragen oder auch die Organisation von Bieterdialogen
online. Vergabesysteme können die Beschaffenden auch
daran erinnern, den Markt frühzeitig über anstehende Vergaben zu
informieren. Dies kann ein Vorteil bei Vergaben bieten, die soziale
oder ökologische Kriterien berücksichtigen, da sich potentielle
Bieter bereits darauf einstellen können.
Einbindung von Monitoring und Kontrolle
Wie oben beschrieben, ermöglicht die E-Vergabe einen
Überblick über die eigenen Bemühungen und Erfolge bei der
nachhaltigen Beschaffung. Auch im Vertragsmanagement können
E-Vergabesysteme durch digitalisierte und teilweise automatisierte
Prozesse den Informationsaustausch verbessern und vereinfachen.
Die Bereitstellung und ggf. Überprüfung von Nachweisen zu Nachhaltigkeitskriterien
kann so vereinfacht werden. Das Sekretariat der
schwedischen Regionen hat ein Online-Instrument entwickelt, mit
welchem öffentliche Verwaltungen Risiken entlang internationaler
Lieferketten verfolgen können und welches sie bei der Informationsabfrage
dazu bei ihren Zulieferern unterstützt.
Um die geschilderten Potentiale der Digitalisierung für eine
nachhaltige Vergabe zu nutzen, sollte idealerweise der ganze Vergabeprozess
(end-to-end) digitalisiert werden. Vorherrschend
in Deutschland ist zurzeit noch die partielle Digitalisierung. Die
Umstellung auf E-Vergabesysteme eröffnet gerade neue Chancen für
eine effektive Umsetzung nachhaltiger öffentlicher Beschaffung. Im
laufenden ISOPP Projekt 5 werden wir in 2021 diese Potentiale und
die Wege zu ihrer Realisierung untersuchen und die Ergebnisse in
einer Handreichung für öffentliche Auftraggeber zusammenfassen.
Foto: depositphotos
Quellen:
1. Zur Frage wie sozial verantwortliche öffentliche Beschaffung in die
E-Vergabe in der EU bereits integriert wird, haben wir im Rahmen des
ISOPP Projektes eine noch unveröffentlichte Studie in Auftrag gegeben.
Watt (2020) The integration of socially responsible public procurement
in electronic procurement in the EU, unveröffentlicht
2. Siehe auch Holler und Schuster (2020) Mehr Strategie wagen – Trendwende
beim öffentlichen Einkauf. In: Public Governance, Herbst/Winter
2020, S. 6-10.
3. Janz (2017) Nachhaltig Einkaufen im Rathaus. Dialog Global – Schriftenreihe
der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), Heft
45, Bonn.
4. https://www.kompass-nachhaltigkeit.de/vergabetool
5. https://t1p.de/ab1x
Autor
Tim Stoffel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Deutsches Institut für
Entwicklungspolitik (DIE)
Kleine Kniffe
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