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Das kommunale Magazin für nachhaltige Beschaffung, Ausgabe April 2021

Die öffentliche Beschaffung verantwortet pro Jahr ca. 500 Milliarden Umsatz. Angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Menschenrechtsverletzungen ist die öffentliche Beschaffung in einer Transformation. Sie sind Teil dieser Transformation und wollen sich über aktuelle Trends, Best Practices und Meinungen der Stakeholder in der öffentlichen Beschaffung informieren? Dann sind Sie hier richtig! Das Magazin für nachhaltige Beschaffung informiert regelmäßig zu den Themen Vergabepraxis, nachhaltige öffentliche Beschaffung, GPP in Europa, Vergaberecht und veröffentlicht Interviews, Erkenntnisse aus der täglichen Praxis und gibt Tipps zum Einstieg und Vertiefung der öffentlichen nachhaltigen Beschaffung.

Die öffentliche Beschaffung verantwortet pro Jahr ca. 500 Milliarden Umsatz. Angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Menschenrechtsverletzungen ist die öffentliche Beschaffung in einer Transformation.

Sie sind Teil dieser Transformation und wollen sich über aktuelle Trends, Best Practices und Meinungen der Stakeholder in der öffentlichen Beschaffung informieren? Dann sind Sie hier richtig!

Das Magazin für nachhaltige Beschaffung informiert regelmäßig zu den Themen Vergabepraxis, nachhaltige öffentliche Beschaffung, GPP in Europa, Vergaberecht und veröffentlicht Interviews, Erkenntnisse aus der täglichen Praxis und gibt Tipps zum Einstieg und Vertiefung der öffentlichen nachhaltigen Beschaffung.

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Zwei Hauptfunktionen der zirkulären <strong>Beschaffung</strong> sind dabei:<br />

(1) die Förderung von zirkulären Lieferketten durch Steigerung<br />

der Nachfrage nach zirkulären Produkten, Materialien und Dienstleistungen<br />

und (2) die Förderung neuer Geschäftsmodelle, die auf<br />

innovativen und ressourceneffizienten Lösungen basieren.<br />

Für öffentliche Organisationen – seien es Regierungsbehörden,<br />

Städte oder Versorgungsunternehmen – ist es wichtig, die grüne<br />

öffentliche <strong>Beschaffung</strong> (GPP) durch Schulungen, Kommunikation<br />

und Engagement <strong>für</strong> Kreislaufwirtschaft als strategischen Faktor zu<br />

entdecken – <strong>für</strong> die eigene Organisation und als Motor des gesellschaftlichen<br />

Wandels. Mit seiner umfangreichen Nachfrage kann<br />

der öffentliche Sektor sowohl mit gutem Beispiel vorangehen als<br />

auch wesentliche positive Veränderungen herbeiführen: das soziale<br />

Wohlergehen der Bürger verbessern, einen Mehrwert schaffen und<br />

regenerative Kreislaufwirtschaftsmodelle unterstützen.<br />

„Circular Procurement“ konkret umsetzen<br />

Bei der Gestaltung und Umsetzung erfolgreicher <strong>nachhaltige</strong>r<br />

und zirkulärer <strong>Beschaffung</strong>sstrategien sind klare Richtlinien die<br />

halbe Miete. Sie definieren den Umfang, identifizieren und verknüpfen<br />

bestehende Prozesse und erleichtern die Planung und<br />

Priorisierung von Verbesserungsmaßnahmen. Solche Maßnahmen<br />

können auf jeder der Umsetzungsebenen der Kreislaufbeschaffung<br />

stattfinden. Auf der Systemebene ist es beispielsweise wichtig, dass<br />

Organisationen nach Kooperationen und Partnerschaften suchen,<br />

denn Kreislaufwirtschaft kann nur gemeinsam erreicht werden.<br />

Auf der Prozess- und Versorgungsebene muss das Augenmerk<br />

auf das Design <strong>für</strong> die Demontage, die Verbesserung von Datenaustauschsystemen<br />

oder die Einführung von Rücknahmesystemen<br />

gerichtet werden. Auf Produktebene schließlich können Organisationen<br />

durch zirkuläre <strong>Beschaffung</strong> innovative und <strong>nachhaltige</strong><br />

Materialien sowie zirkuläres Design fördern und unterstützen.<br />

Auf der finanziellen Ebene schließlich sollten Organisationen<br />

zirkuläre Lösungen finanziell tragfähig machen und Maßnahmen<br />

wie die Schaffung finanzieller Anreize unterstützen, die Zirkularität<br />

sowohl auf der Seite der Lieferanten als auch auf der Seite der<br />

Kunden/Verbraucher sicherstellen.<br />

Die strategische Kraft der zirkulären<br />

<strong>Beschaffung</strong> ausschöpfen<br />

Durch die Integration von Kreislaufkriterien und -prinzipien in<br />

die <strong>Beschaffung</strong> wird diese zu einem leistungsstarken Mechanismus,<br />

um Investitionen zu optimieren und darüber hinaus auch vielfältige<br />

weitere Ziele zu erreichen: Abhängigkeiten reduzieren und widerstandsfähiger<br />

werden, regulatorische Anforderungen erfüllen und<br />

positive soziale und ökologische Auswirkungen erhöhen. Da<strong>für</strong><br />

braucht es Know-how, um zirkuläre und <strong>nachhaltige</strong> <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />

und Lieferketten auf allen Ebenen zu realisieren – bei neuen<br />

Formen der Kooperationen (Systemebene), der Entwicklung und<br />

Umsetzung von Strategien und neuen zirkulären Geschäftsmodellen<br />

(Prozessebene) und bei der Bewertung von Produkten und Produktportfolios<br />

(Produktebene).<br />

Hilfestellung hier<strong>für</strong> kommt zunehmend aus Anwendungsfeldern<br />

der Digitalisierung. Blockchain, künstliche Intelligenz oder das<br />

Internet der Dinge können die notwendige Transparenz gewährleisten,<br />

um z.B. den Überblick über Komponenten in der Nutzung<br />

zu behalten, Wartungs- und Rücknahmezyklen zu planen oder das<br />

Zusammenspiel zwischen verschiedenen Produktionseinheiten zu<br />

verbessern – alles zugunsten reibungsloser und effizienter zirkulärer<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse.<br />

Wichtig bleibt auch hier: einfach mal ausprobieren, Experimente<br />

machen, lernen und Erfahrungen teilen!<br />

Lösungen auf allen Ebenen finden<br />

Um die Chancen zirkulärer <strong>Beschaffung</strong> <strong>für</strong> sich zu nutzen,<br />

stehen Organisationen aller Arten und Größen – privat oder öffentlich,<br />

Konzerne oder KMU, profitorientiert und oder non-profit<br />

– vor verschiedenen Herausforderungen. Sie müssen Entscheidungen<br />

treffen und Lösungen auf allen Ebenen der Kreislaufbeschaffung<br />

finden: technisch, organisatorisch und finanziell (vgl. van Oppen/<br />

Croon/Bijl de Vroe 2018)<br />

Auf der technischen Ebene, die die Reduzierung, Wiederverwendung<br />

und das Recycling von Materialien betrifft, müssen sich<br />

Organisationen in Co-Design-Prozesse mit Forschern, Start-ups,<br />

Unternehmen und der Zivilgesellschaft einbringen, um sicherzustellen,<br />

dass Produkte nicht nur langlebig, leicht zu warten und<br />

wiederverwendbar sind, sondern auch aus erneuerbaren und ungiftigen<br />

Ressourcen hergestellt werden.<br />

Auf organisatorischer Ebene ist die Einbindung aller Partner<br />

in der Lieferkette, von der Produktion bis zum Ende der Lebensdauer<br />

des Produkts, der Schlüssel zur Gewährleistung der Kreislaufwirtschaft.<br />

Wichtige Fragen, die gestellt werden müssen, sind: Welche<br />

Möglichkeiten gibt es, um zirkulärer zu werden? Welche Produkte<br />

und Lieferanten sollten priorisiert werden, um eine zirkuläre Versorgung<br />

zu erreichen? Wie sollte der Vertrag strukturiert sein, um<br />

eine langfristige Beziehung zu den Lieferanten aufzubauen und eine<br />

gemeinsame Produktverantwortung sicherzustellen?<br />

Literatur<br />

van Oppen/Croon/Bijl de Vroe (2018):<br />

Circular Procurement in 8 Steps,<br />

Download: https://t1p.de/2vbs<br />

Autor<br />

Stephan Schaller,<br />

Senior Consultant ,<br />

Collaborating Centre on Sustainable<br />

Consumption and Production (CSCP)<br />

www.scp-centre.org<br />

Kleine Kniffe<br />

49<br />

Kleine_Kniffe04_21_Kommune.indd 49 06.04.21 13:45

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