Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

earbeitet werden konnten, schließt die vorliegende Arbeit diese Lücke. Daneben
dient das Röntgenröhrenwerk gewissermaßen als „Case Study“, um zum Einen
erstmals eine möglichst umfassende Darstellung der Entwicklung des Werkes in
diesem Zeitraum und in dieser Zeit zu erstellen; zum Anderen, um der Frage
nachzugehen, an welchen Punkten Ereignisse der Weltgeschichte sich durch eine
genaue Betrachtung einer einzelnen Werksgeschichte nachweisen lassen bzw.
inwiefern sie Ursache für Entscheidungen oder Maßnahmen lokaler Entscheidungs-
träger waren.
Im Gegensatz zu Rudolstadt ist die Geschichte der Mutterwerke, vor allem der
Reiniger, Gebbert & Schall AG (RGS), besser erforscht. Hier sind vor allem Bräuer, 4
Schraudolph 5 und Kiuntke 6 zu nennen. In letztgenannter Arbeit wurde erstmals der
Verlust des Rudolstädter Werkes direkt nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht,
allerdings standen hierfür noch nicht die heute bekannten Rudolstädter Quellen zur
Verfügung. 7 Während der Beschäftigung mit dem Thema „Werk Rudolstadt“ stellte
sich heraus, dass bereits wenige Monate nach Gründung des Werkes Kontakte zu
größeren Firmen auf dem Gebiet der medizinischen Technik bestanden. Mehr noch,
diese waren entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung des Werkes. Eine isolierte
Untersuchung des Röntgenröhrenwerkes in Rudolstadt ist aus diesem Grund nicht
möglich, weshalb die Betrachtung auf die wichtigsten Muttergesellschaften und
bedeutende Persönlichkeiten ausgeweitet wurde. Darüber hinaus wird die interne
Firmenentwicklung an geeigneten Stellen mit nationalen und internationalen
Ereignissen in Zusammenhang gebracht, soweit hier direkte Auswirkungen auf das
Werk nachgewiesen werden können. Beispiele hierfür sind die Wirtschaftskrise im
Jahr 1929 oder die Entwicklung des Unternehmens im Nationalsozialismus. Dadurch
werden firmengeschichtliche Vorgänge in einen gesellschaftlichen Zusammenhang
gestellt und interne Entscheidungen als Reaktionen auf Einwirkungen von außen
begründet, wie zum Beispiel die Einführung des „Hitler-Grußes“ im Rudolstädter
Werk im August 1933.
Zu Beginn dieser Untersuchung war nicht absehbar, wie sich die Quellenlage
entwickeln würde. Ein Großteil des in dieser Arbeit genutzten Materials war noch
nicht verzeichnet, geschweige denn bearbeitet. Für eine umfassende Sichtung
mussten neben den bereits verzeichneten Quellen auch viele noch unverzeichnete
Akten aus dem Zwischenarchiv im Siemens MedArchiv in Erlangen herangezogen
4 Vgl. Bräuer [1949].
5 Vgl. Schraudolph [1984].
6 Vgl. Kiuntke [2006].
7 Vgl. ebd., S. 38 – 46.
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