Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

Wirkungen der Arbeitsbeschaffung im Inlandsgeschäft deutlich bemerkbar machen.
Das Auslandsgeschäft ist dagegen rückgängig, obgleich alle Anstrengungen
gemacht werden, um gerade dieses Geschäft zu fördern.“ 772
Auch Rudolstadt profitierte jetzt von diesem „sich belebenden Geschäft“, der
Quartalsbericht über das erste Vierteljahr des Geschäftsjahres 1934 / 1935 weist
durchweg steigende Kennzahlen auf. Gegenüber dem Durchschnitt im vorange-
gangenen Jahr war die Zahl der Bestellungen um mehr als 18 % gestiegen, wieder
war die Belegschaft erhöht worden, und fast alle Abteilungen des Werkes arbeiteten
voll ausgelastet. 773 Die folgenden Quartalsberichte meldeten ebenfalls steigende
Kennzahlen für das Rudolstädter Werk. 774 Folgerichtig bestätigte der Geschäfts-
bericht die sich abzeichnende positive Entwicklung auch für das Gesamtunter-
nehmen, trotz der anhaltenden Exportschwierigkeiten. Denn einer immer stärker
werdenden Belebung des Inlandsmarktes standen weiter Probleme aller Art bei der
Ausfuhr entgegen: Besonders das radikale Festhalten der Reichsregierung am Gold-
standard der Reichsmark im Gegensatz zu allen wichtigen Abnahmeländern der
SRW, allen voran England und Frankreich, machte sich deutlich bemerkbar, da
durch den „Währungsverfall“ in diesen Ländern große „Währungsverluste“
entstanden. Das Ergebnis des Geschäftsjahres konnte aber durch die andauernde
Steigerung des Inlandsgeschäfts gegenüber dem Vorjahr verbessert werden, und die
Belegschaft der Gesamt-SRW hatte sich deutlich erhöht. 775 In einem in der Vorbe-
reitung des oben zitierten Geschäftsberichtes angefertigten kurzen Lagebericht über
die wirtschaftliche Situation der SRW ging Vorstand Sehmer in diesem Zusammen-
hang auf aktuell durch die Nationalsozialisten angestoßene Projekte zur Export-
förderung ein, die ebenfalls Auswirkungen auf die Exporte der SRW hatten: Mitte
1935 war es der Regierung gelungen, mit zahlreichen Abnehmerländern des
Deutschen Reiches bilaterale Abkommen zu schließen, wodurch die Handelspartner
verpflichtet wurden, deutsche Fertigprodukte teuer einzukaufen und diese mit
Rohstoffen aus der jeweiligen Landesproduktion zu bezahlen. Beispiele hierfür waren
die Lieferungen brasilianischen Kaffees gegen Schiffsgerät, die Lieferung von
Zuckerfabriken gegen irländische Butter oder der Verkauf von Eisenbahnmaterial an
772
Abschrift der Pressenotiz in der Kölnischen Volkszeitung aus dem Pressebüro von S & H vom 06.06.1934
in SAA Le 549.
773
Vgl. Bericht des Vorstands der SRW über das 1. Vierteljahr des Geschäftsjahres 1934 / 1935
von vermutlich Juni 1934 in SMA 680.
774
Vgl. Bericht des Vorstandes der SRW über das 2. Vierteljahr des Geschäftsjahres 1934 / 1935
von vermutlich Oktober 1934 in SMA 680 und Bericht des Vorstandes der SRW über das 3. Vierteljahr
des Geschäftsjahres 1934 / 1935 von vermutlich Januar 1935 in SMA 680.
775
Vgl. Geschäftsbericht des Vorstands über das 28. Geschäftsjahr 1934 / 1935 vom Juni 1935
in SMA 7615 1-4-01.
174