Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

zwar den Selbstkosten angepasst sind, haben auf das Niveau unseres Umsatzes
gedrückt.“ 529 Der Vorstand reagierte: Neben den Bemühungen, die Produktion weiter
zu rationalisieren, half die Muttergesellschaft S & H, die Fertigungen an ihre neue
Tochter abgab. Diese umfassten nicht nur elektromedizinische Zulieferungen für das
Berliner Werk, sondern auch bis dahin für das fränkische Werk völlig fremde
Geschäftsfelder, wie z. B. Messinstrumente. Die Aufträge halfen, die Auslastung auf
einem vertretbaren Wert zu halten und die Erlanger Werkstätten zumindest an vier
Tagen in der Woche zu beschäftigen. 530 Ob das Rudolstädter Werk ebenfalls von
Produktionsaufträgen aus Berlin profitierte, kann den vorhandenen Akten nicht
entnommen werden. Es ist aber anzunehmen, dass das Röhrenwerk von S & H zu
dieser Zeit ähnlich vorgegangen ist. Dennoch blieb die Lage auch über den
Jahreswechsel 1925 / 1926 hinaus gespannt. Ende Januar trafen sich die Vorstände
und Aufsichtsräte von RGS und SRV zu einer Krisensitzung. Der RGS-
Aufsichtsratsvorsitzende Franke bekannte, man habe „sich auf eine längere Dauer
der gegenwärtigen Wirtschaftsdepression einzurichten und deshalb mit aller Energie
auf Herabsetzung der Unkosten hinzuarbeiten, wodurch es allein den Fabriken
möglich sei, eine länger dauernde schwache Beschäftigung der Fabrik zu
überstehen.“ 531 Dazu sollten verstärkt die mittleren Führungskräfte (Meister,
Abteilungs- und Bürovorstände) gewonnen werden. Als schnell greifende Sofortmaß-
nahme wurde beschlossen, die Preise soweit herabzusetzen, „dass sie unter
Berücksichtigung der Herstellungskosten, der gesunkenen Kaufkraft Rechnung
tragen.“ 532 Ziel war es, die Absatzzahlen rasch zu erhöhen. Gelang es, Absatz und
Produktionsmenge zu steigern, hoffte man, die Stückkosten und damit die
Betriebsausgaben allgemein entschieden vermindern zu können.
Bei der ehemaligen Muttergesellschaft des Rudolstädter Werkes, den Veifa-
Werken, war die Lage ähnlich dramatisch. Deshalb dachten Mitte März die RGS-
Vorstände Anderlohr und Bormann erstmals über eine Verlagerung des Betriebes
nach Erlangen und damit in der Konsequenz die Aufgabe als eigenständige
Gesellschaft nach. Damit war der weitere Weg vorgezeichnet. In etwas über einem
Jahr waren die Veifa-Werke nach Erlangen verlagert und die früheren Werkstätten
vermietet, Teile ihrer Produktion auch zur ehemaligen Konzerntochter Phönix nach
Rudolstadt verlagert worden. 533
529
Lagebericht des RGS-Vorstandes anlässlich der RGS-Aufsichtsratssitzung am 16.12.1925 in SMA 683.
530
Vgl. ebd.
531
Aktennotiz von Anderlohr über die Krisensitzung von RGS und SRV am 26.01.1926 in SMA 683.
532 Ebd.
533 Vgl. Seite 140ff.
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