Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

Auftrag, den neuen Panzerkreuzer „Deutschland“ mit einer kompletten
Röntgenanlage „speziell angepasst für Bordzwecke“ auszurüsten. 1006
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 änderte sich die
finanzielle Ausstattung des Militärs. Bereits im Juni beschloss das Reichskabinett, im
Laufe von acht Jahren 35 Milliarden Reichsmark, also rund 4,4 Milliarden pro Jahr, in
die Aufrüstung zu investieren. Im Vergleich zu den Etats im Millionenbereich der
Weimarer Republik war dies ein gewaltiger Betrag: „Das war das Doppelte bis
Dreifache der Summen, die den Verteidigungshaushalten der meisten heutigen
westlichen Staaten zur Verfügung stehen. […] In den Vereinigten Staaten und
Großbritannien gab es derart hohe Militärausgaben zu Friedenszeiten nur während
der angespanntesten Phasen des Kalten Krieges […]. Das Fünfunddreißig-
Milliarden-Reichsmark-Programm vom Juni 1933 ging also stillschweigend von einer
Massenmilitarisierung der deutschen Gesellschaft aus oder doch zumindest von der
Erschaffung eines gewaltigen militärischen Industriekomplexes mit tiefgreifenden
Verästelungen in der übrigen Wirtschaft.“ 1007 Diese Aufrüstung und Massen-
militarisierung wurde stringent auch gegen wirtschaftliche Probleme wie Devisen-
oder Rohstoffmangel sowie politische Schwierigkeiten wie den Versailler Vertrag
verfolgt. Mehr noch, die Budgets und Aufrüstungspläne wurden Jahr für Jahr erhöht,
so dass z. B. für 1938 im geheimen Finanzplan des Dritten Reiches insgesamt 20,86
Milliarden RM für die Wehrmacht vorgesehen waren. 1008
Von diesen gewaltigen Mehrausgaben zur Aufrüstung konnte die SRW aber in
den ersten Jahren nicht profitieren, auch nicht das Rudolstädter Werk, obwohl ab
1934 gerade in Thüringen Heeresaufträge zahlenmäßig an die Spitze der öffent-
lichen Aufträge gerückt waren. 1009 Noch im Sommer 1936 attestierte Carl Friedrich
von Siemens wie angesprochen der SRW, dass ihr Geschäftsergebnis umso
beachtlicher sei, „wenn man bedenkt, dass Sie keine nennenswerten Heeresaufträge
haben […].“ 1010 Als einziger militärischer Auftrag aus dieser Zeit ist in den Akten die
Ausrüstung des Panzerkreuzers „Admiral Scheer“ wieder mit einer Bord-
Röntgeneinrichtung im Dezember 1933 überliefert. 1011 Da mit der „Admiral Scheer“
und deren Schwesterschiff „Deutschland“ nun bereits zwei Aufträge der Marine an
die SRW gegangen waren, ging in der Folge die Ausrüstung des dritten Schiffs
dieser Klasse, des Panzerkreuzers „Graf Spee“, an die Konkurrenz. 1012
1006
Vgl. Tagesmeldung an v. Buol vom 15.11.1932 in SMA 7615 3-3-11.
1007
Tooze [2007], S. 78.
1008
Vgl. ebd., S. 351.
1009
Vgl. John [1995], S. 222.
1010
Schlussbemerkung zur Besprechung der Jahresabschlüsse von SRW am 24.06.1936 in SAA Lc 128.
1011
Vgl. Tagesmeldung von Lasser an v. Buol vom 24.12.1933 in SMA 7615 3-3-11.
1012
Vgl. Tagesmeldung von Lasser an v. Buol vom 02.07.1935 in SMA 7615 3-3-11.
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