Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

dass wir aber Anbetrachts des zwischen Ihnen und Herrn Ungelenk bestehenden
gespannten Verhältnisses bereit wären, Sie vorzeitig austreten zu lassen.“ 339 Nur der
von ihm geforderte Preis für seine Anteile an der GmbH war der Inag zu hoch.
Prinzipiell war man bereit, die Anteile aufzukaufen, aber nicht für fünf Millionen:
„Wenn auch die Phönix, dank Ihrer hingebungsvollen Arbeit und der des Herrn
Ungelenk heute befriedigend arbeitet, so darf bei einer objektiven Betrachtung der
Lage doch nicht übersehen werden, dass an der Entwicklung wir ebenfalls in
erheblichem Grade mitgewirkt haben. Diese günstige Entwicklung darf Sie natürlich
nicht zu übertriebenen Forderungen veranlassen; ebenso wie Sie nicht ausser Acht
lassen dürfen, dass durch Ihren vorzeitigen Austritt der Wert des Geschäftes unter
Umständen erheblich reduziert wird.“ 340 Ein Verkauf der Anteile an einen Dritten wäre
im Übrigen nicht gestattet, wozu sich die beiden Gründer im Zuge der Errichtung der
GmbH vertraglich im Namen der Phönix verpflichtet hätten. Zitzmann sah in einem
Austritt Kiesewetters also durchaus einen Verlust, der die nach der Übernahme
durch die Inag insgesamt positiv verlaufende Geschäftsentwicklung wieder
verlangsamen hätte können. Kiesewetter reduzierte daraufhin seine Forderung und
teilte der Inag mit, dass er sämtliche Anteile einschließlich „meiner sämtlichen
Forderungen aus Gewinnbeteiligung und vertraglichen Lizenzen an die Phönix“ zum
Preis von 3.000.000 M anbiete. 341 Auch dieser Betrag war der Inag noch zu hoch. In
einem Schreiben an Anderlohr legte Zitzmann dar, warum er die Offerte nicht
akzeptieren wolle. Zum Einen werde die Position der Inag in keinster Weise
verbessert, „ein anderer [Grund ist, F.K.] dass, wenn Ungelenk sehen würde, dass
wir Herrn Kiesewetter die Anteile zu einem so horrenden Preise abkaufen, er
ebenfalls auf den Gedanken kommen könnte, uns seine Anteile ebenfalls zu
verkaufen. Ich lege aber Wert darauf, dass Herr Ungelenk unter allen Umständen
bleibt […].“ 342 Einer der beiden Gründer sollte also auf jeden Fall dem Werk erhalten
werden. Letztlich scheint man sich geeinigt zu haben. Kiesewetter trat noch vor der
Gründung der Phönix AG aus der Phönix GmbH aus. Am 27. November 1922 wurde
ein Auflösungsvertrag geschlossen. Man vereinbarte erstens, dass Phönix mit dem
von ihm gewünschten vorzeitigen Austritt aus der Firma und mit der Niederlegung
seiner Geschäftsführerstelle einverstanden sei. Sein Arbeitsvertrag mit dem Werk
ende am 30. November 1922. Zweitens wurde ihm eine Abfindung von 1.000.000 M
zugesprochen, die zur Abgeltung seiner Ansprüche an Gehalt, Tantieme, Lizenzen
und besonders aus der Übertragung des Besitzes von Ungelenk & Kiesewetter an
339
Schreiben von Zitzmann an Kiesewetter vom 08.11.1922 in SMAR I-132.
340
Ebd.
341
Vgl. handschriftliches Schreiben von Kiesewetter an die Inag vom 14.11.1922 in SMAR I-132.
342
Schreiben von Zitzmann an Anderlohr vom 20.11.1922 in SMAR I-132.
80