Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

Ausbreitung berechtigt und notwendig.“ 444 Heute allerdings sei die Inag eine
Verwaltungszentrale geworden und werde ihren eigentlichen Aufgaben als „Finanz-
Institut“ [Holding, F.K.] nicht mehr gerecht: „Als Verwaltungszentrale ist die Inag
unmöglich, weil es in der Industrie ein Unding ist, dass leitende Direktoren von einem
auswärtigen Büro sich z. B. in Fragen von Verkaufsmethoden und Absatz dirigieren
lassen, denn diese Verwaltungszentrale ist dann tatsächlich die Direktion der
einzelnen Fabriken und vorausgesetzt, dass die Inag sich das entsprechende
Personal verschafft, genügt es, wenn die einzelnen Fabriken ihren Werkmeister oder
Betriebsleiter als höchstes Organ besitzen. […] Alles, was heute die Inag für die
Elektro-Gruppe in der Aussen-Organisation leistet, ist eigentlich Sache der Leitung
von RGS, Veifa und Phönix, denn nur diese Leitung hat jenen dauernden und
unmittelbaren Kontakt mit allen Organen des Unternehmens, der sie in die Lage
versetzt, die optimalen Bedingungen für die Entwicklung zu schaffen.“ 445 Das
Innenverhältnis der genannten drei Firmen sei jedoch gespannt, da es besonders
nach der Bündelung des Vertriebes in gemeinsamen Filialen von RGS und den
Veifa-Werken zu Problemen mit dem Absatz der Frankfurter Produkte gekommen
wäre. Nachdem nun aber der Vertrieb bereits soweit zusammengelegt worden sei,
sah Anderlohr keine andere Lösung, als auch die Verantwortung für die Rentabilität
beider Fabrikationen einer Stelle zu übertragen – eben in der Person eines
Generaldirektors aller drei Firmen mit Sitz in Frankfurt am Main. Diese Position
beanspruchte Anderlohr für sich, da sie ihm bereits zugesagt worden war.
Anderenfalls wolle er das Unternehmen verlassen: „Wenn der Aufsichtsrat in der
Personenfrage nicht in die mir gemachte Zusage eintreten kann, so hätte ich den
Wunsch, mit Ihnen über eine Lösung meines Verhältnisses zum Konzern zu
sprechen, da ich für den Fall des Fortbestandes des gegenwärtigen Zustandes, alles
bei den Veifa-Werken und der Phönix gut besetzt weiss.“ 446 An diesem Schreiben ist
nicht nur die wiederholte Drohung seines Rücktritts hervorzuheben, vor allem auch
der Vorschlag, den Sitz des Unternehmens nach Frankfurt zu verlegen, ist auffällig.
Anderlohr scheint seine Stellung innerhalb des Konzerns als so gefestigt
eingeschätzt zu haben, dass er unter Kündigungsandrohung nicht nur den freige-
wordenen Posten des Generaldirektors einforderte, sondern auch diese Sitzver-
lagerung ins Spiel brachte. Die Aussicht, von der Großstadt Frankfurt in die Klein-
stadt Erlangen zu ziehen, war für ihn wohl wenig verlockend. Allerdings war er durch
seine zweite Amerikareise ab Oktober 1924 nicht mehr vor Ort und so über die
444 Schreiben von Anderlohr an Freiherrn von Michel-Raulino vom 04.08.1924
im Nachlass Anderlohr, persönlicher Besitz der Tochter Maximiliane Kleindiek.
445 Ebd.
446 Ebd.
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