Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

Äußeres der Mitarbeiter von Phönix scheint insbesondere die Rudolstädter
Bevölkerung großen Wert gelegt zu haben. Dies spiegelte das gesellschaftliche
Ansehen der Phönix-Beschäftigen wider, wie Sperschneider weiter berichtet: „Alle
die zu dieser Zeit in der Phönix gearbeitet haben, waren angesehene und geschätzte
Leute und da durfte man nicht so herumlaufen, wie ein Dorfbewohner.“ Die
„Phönixer“ gehörten deshalb zu den gern gesehenen Kunden der ansässigen Kauf-
und Geschäftsleute: „Hauptsächlich war man in den Geschäftshäusern gern gesehen
und man wurde hier gut und aufs Höflichste bedient, wenn man als Phönixer bekannt
war. Diese [die Kaufleute, F.K.] wußten ganz genau, daß mit uns das beste Geschäft
zu machen war und immer gleich bares Geld auf den Ladentisch kam, wenn sie uns
etwas verkauften. Es lag zu dieser Zeit in jedem Geschäft neben der Barkasse
immer noch extra ein dickes Schuldenbuch und da hatte der größte Teil der
Kundschaft sein eigenes Schuldenkonto, denn bei vielen hat der Lohn oder das
Gehalt nicht bis zur nächsten Lohnzahlung gereicht, sodaß sie von dem Buch
Gebrauch machen mußten, wenn sie weiter leben wollten. Für uns [die Mitarbeiter
von Phönix, F.K.] war dies Buch nicht gedacht. Andererseits mußten wir aber auch
oft mehr bezahlen für die gekauften Sachen, denn die Geschäftsleute haben sich
gesagt: Der arbeitet in der Phönix, dem können wir etwas mehr dafür abnehmen.“ 559
Dem einzelnen Mitarbeiter der Phönix scheint es in dieser Zeit also gut
gegangen zu sein, aber auch die sozialen Einrichtungen des Werkes wurden
verbessert. Schon Anfang 1930, also rund 11 Jahre nach der Gründung, findet sich
in den Akten ein Hinweis auf eine eigene Betriebsfeuerwehr: Diese solle eine Übung
abhalten, „um die Mannschaftseinteilung und die Einrichtungen auf Bereitschaft und
Brauchbarkeit zu prüfen.“ 560
Das neunte Geschäftsjahr der Phönix AG ging im Sommer 1930 erneut mit
einem befriedigenden Ergebnis zu Ende. Wie in den Vorjahren schlug der Vorstand
zwölf Prozent Dividende zur Auszahlung an die Aktionäre vor. 561 Die Fabrikation von
Röntgenröhren war ebenfalls auf Höhe des Vorjahres geblieben. 562 Nun erreichte
jedoch die beginnende Wirtschaftskrise auch Rudolstadt. Der Vorstandsbericht
schloss mit wenig erfreulichen Nachrichten: „Der Bestelleingang in den ersten beiden
Monaten des neuen Geschäftsjahres ist gegenüber dem Durchschnitt des Vorjahres
559 Handschriftlicher Lebensbericht von Arno Sperschneider von vermutlich 1947,
persönlicher Besitz des Sohnes Harald Sperschneider.
560 Protokoll der Besprechung zwischen Wölfel und Abteilungsleitern der Phönix
am 09.03.1930 vom 14.03.1930 in SMAR I-22.
561 Vgl. Bericht des Vorstands über das 9. Geschäftsjahr 1929 / 1930 der Phönix AG
vom Oktober 1930 in SMARZ [BBU 1929 / 1930].
562 Vgl. Fabrikationsbericht des Vorstands zur Bilanz 1929 / 1930 der Phönix AG
vom 04.09.1930 in SMARZ [BBU 1929 / 1930].
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