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Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

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evor mit <strong>der</strong> „Vernichtung durch Arbeit“ <strong>in</strong> den Konzentrationslagern (KZ) und dem<br />

<strong>in</strong>dustriellen Massenmord <strong>der</strong> Holocaust <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e letzte Phase trat: <strong>Das</strong><br />

Wirtschaftsverwaltungshauptamt <strong>der</strong> SS (Schutzstaffel) begann ab 1942 „nicht nur<br />

bewusst, die Zahl <strong>der</strong> Insassen <strong>in</strong> den Konzentrationslagern zu vergrößern, son<strong>der</strong>n<br />

die Lager auch mit <strong>der</strong> Erklärung zu rechtfertigen, dass sie e<strong>in</strong>en konstruktiven<br />

Dienst für die Kriegswirtschaft leisteten.“ 969 Ende 1944 arbeiteten nach Schätzungen<br />

rund 500.000 KZ-Häftl<strong>in</strong>ge für die Kriegswirtschaft, z. B. rund 140.000 beim Bau <strong>der</strong><br />

unterirdischen Fabriken <strong>der</strong> SS und rund 230.000 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft. Ihre<br />

Gesamtzahl entsprach <strong>in</strong> etwa fünf Prozent <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Arbeitskraft, darunter<br />

neben den Juden auch deutsche Häftl<strong>in</strong>ge, russische Kriegsgefangene o<strong>der</strong><br />

ausländische „Zivilarbeiter“, die an die SS übergeben wurden. 970<br />

Der erste H<strong>in</strong>weis <strong>auf</strong> judenfe<strong>in</strong>dliche Aktionen durch die Nationalsozialisten und<br />

<strong>der</strong>en Auswirkungen <strong>auf</strong> die SRW f<strong>in</strong>det sich bereits Ende März 1933: Am 28. März<br />

hatte Hitler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Aufruf an alle Parteiorganisationen <strong>der</strong> NSDAP zum Boykott<br />

gegen die Juden“ <strong>auf</strong>gefor<strong>der</strong>t. Ziele des Boykotts waren „jüdische Geschäfte,<br />

jüdische Waren, jüdische Ärzte und jüdische Rechtsanwälte“, <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n wurde für<br />

Samstag, den 1. April um 10 Uhr festgesetzt. 971 In dieser ersten offiziellen<br />

„antisemitischen Boykottwelle“ 972 konzentrierte sich <strong>der</strong> Terror gegen jüdische<br />

Betriebe und Warenhäuser, „wobei wirtschaftliche Vernunft ke<strong>in</strong>e Rolle spielte.“ Die<br />

SRW reagierte mit e<strong>in</strong>er <strong>Mit</strong>teilung an die ausländischen Geschäftsstellen und gab<br />

Argumentationshilfen für beruhigende Verk<strong>auf</strong>sgespräche mit durch den Erlass<br />

<strong>auf</strong>geschreckten Kunden. <strong>Das</strong> Schreiben zeigt, wie die nationalsozialistische<br />

Propaganda es zu diesem Zeitpunkt noch schaffen konnte, ihre eigenen Maßnahmen<br />

als Reaktionen <strong>auf</strong> Bedrohungen von außen darzustellen, denn e<strong>in</strong>e Vorstellung über<br />

das Ausmaß <strong>der</strong> bald folgenden Repressionen hatten die Verantwortlichen bei SRW<br />

wohl noch nicht: „Von verschiedenen Seiten s<strong>in</strong>d uns aus dem Ausland, vor allem<br />

aus Uebersee, sorgenvolle Nachrichten über die Wirkungen des gegen Deutschland<br />

gerichteten Pressefeldzuges zugegangen. Es wird uns gemeldet und durch die<br />

täglich hier e<strong>in</strong>l<strong>auf</strong>enden Nachrichten bestätigt, dass es den Verbreitern <strong>der</strong><br />

verleum<strong>der</strong>ischen Nachrichten über angebliche Gräueltaten bereits gelungen sei, an<br />

vielen Stellen des Auslandes e<strong>in</strong>e Boykottbewegung gegen deutsche Firmen und<br />

deutsche Waren zu organisieren.“ 973 Man versichere, diese Berichte „e<strong>in</strong>es Teils <strong>der</strong><br />

Weltpresse über die Zustände <strong>in</strong> Deutschland“ seien unwahr und fügte <strong>der</strong> <strong>Mit</strong>teilung<br />

969 Tooze [2007], S. 611.<br />

970 Vgl. ebd., S. 611f.<br />

971 Vgl. Domarus [1988], S. 249ff.<br />

972 Boelcke [1983], S. 118.<br />

973 <strong>Mit</strong>teilung hier noch <strong>der</strong> SRV an ihre Geschäftsstellen von Sehmer und Lasser<br />

betr. „Lügenfeldzug und Boykottbewegung gegen Deutschland“ vom 30.03.1933 <strong>in</strong> SMA 7614 1-4-05.<br />

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