Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

genehmigte auf einer außerordentlichen Sitzung Ende März 1923 die
vorgeschlagene Erhöhung, 376 von einer Übernahme der Phönix war jedoch keine
Rede, auch der entsprechende Geschäftsbericht sagt nichts darüber aus. 377 Grund
für die zu diesem Zeitpunkt nicht erfolgte Transaktion war wohl die Inflation. Im
Geschäftsbericht 1922 / 1923 heißt es: „In der am 28.03.1923 stattgefundenen
außerordentlichen Generalversammlung wurde beschlossen, das Aktienkapital von
50 Millionen Mark durch Ausgabe von 75 Millionen Mark Stammaktien auf
125.000.000 Mark zu erhöhen. Dieser Beschluß wurde durchgeführt, ohne dass von
dem dabei erzielten Agio der Reservefonds hat profitieren können, weil zurzeit der
Durchführung der Kapitalserhöhung die Mark schon dermaßen entwertet war, dass
die Spesen höher waren als das Agio.“ 378 Der Wert und damit die Kaufkraft des
erhöhten Kapitals schwanden also dermaßen schnell, dass man die Erhöhung zwar
durchführte, mit dem erzielten Gewinn jedoch nichts weiter anfangen konnte und
somit auch kein Kapital vorhanden war, Phönix vollständig zu übernehmen. Dies
erklärt auch, warum RGS erst im Mai 1925 sämtliche Aktien von Phönix besaß, wie
aus einem Schreiben an das Finanzamt Rudolstadt drei Jahre später hervorgeht. 379
3.3 Wirtschaftliche Entwicklung
Die Startbedingungen waren für die Phönix AG um einiges vorteilhafter als für ihre
Vorgängerfirmen. Mit Hilfe der Veifa-Werke, der Inag und RGS war aus dem Zwei-
Mann-Betrieb nach drei Jahren bereits ein erfolgreiches Röntgenröhrenwerk mit
eigener Produktionsstätte und eigener Forschungsabteilung geworden. Die neue
Führung um Anderlohr und Ungelenk setzte den stetigen Ausbau des Werkes fort.
Dazu geben die überlieferten Statistiken wieder einen ersten Anhaltspunkt: Das erste
Geschäftsjahr 1923 der AG war fast komplett ein Inflationsjahr, so erklärt sich hier
der große Rückgang von über 80 Mio Mark Umsatz auf rund 980.000 Goldmark in
1924. Deshalb muss mit Hilfe anderer Indikatoren herausgefunden werden, ob trotz
der unterschiedlichen Berechnungsgrundlage auf Grund der zwischenzeitlich
durchgeführten Währungsreform im Verlaufe der Monate eine Steigerung des
Umsatzes verzeichnet werden konnte. 380 Wie die Belegschaftszahlen als zweite
relevante Kennzahl zeigen, hielt auch 1923 trotz der Inflation das Wachstum des
376
Vgl. Protokoll der außerordentlichen Generalversammlung von RGS vom 28.03.1923 in SMA 7615 1-4-05.
377
Vgl. Geschäftsbericht 1922 / 1923 vom Dezember 1923 in SMA 7615 1-4-01.
378
Vgl. ebd.
379
Vgl. Schreiben von RGS an das Finanzamt Rudolstadt vom 11.10.1928 in SMA 7615 1-3-04.
380 Vgl. Tabelle VI.
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