Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

2.2 Wirtschaftliche Entwicklung
Die enge Bindung an die Veifa-Werke dominierte weiter die Geschäftstätigkeit. Die
GmbH schloss exklusive Lieferverträge über die erzeugten Produkte mit dem
Frankfurter Unternehmen ab, in deren Folge sich die Produktion und der Verkauf der
Röntgenröhren sehr gut entwickelten. Hauptprodukt des Werkes waren
Glühkathoden-Röntgenröhren zum Zwecke der ärztlichen Diagnostik. 224 Die Bindung
scheint sich jedoch nicht auf das Unternehmen Veifa-Werke beschränkt zu haben,
man hatte sich darüber hinaus auch direkt den vier Gesellschaftern verpflichtet. Aus
einem Schreiben der Phönix an Dessauer geht hervor, dass die Herren Ungelenk,
Kiesewetter, Dessauer und Weill-Einstein ein Abkommen zur Finanzierung der
„Gesellschaft zur Fabrikation der Glühkathodenröhren“ [Phönix GmbH] geschlossen
hatten, vermutlich zusätzlich zur notariellen Eintragung der neuen Rechtsform am 5.
August 1920. Phönix nahm davon Kenntnis und erklärte, dass sie dem Inhalt dieses
Abkommens in allen Teilen beiträte. Insbesondere verpflichtete sich die Gesellschaft,
alle zukünftig für die Röntgenröhrenfabrikation benötigten Finanzmittel ausschließlich
von dem genannten „Konsortium“ in der Gesamtheit zu beschaffen, den Kredit eines
„Konsorten“ allein oder eines anderen Dritten für diesen Fabrikationszweig aber nicht
in Anspruch zu nehmen. Diese Abmachung war vertraulich zu behandeln. 225 Alleinige
Geldgeber waren und blieben damit die vier Gründungsgesellschafter, was in dieser
deutlichen Form offensichtlich nicht nach außen kommuniziert werden sollte. Die
neue GmbH war gut beschäftigt, denn bereits im November 1920 bat sie die Polizei
um eine Ausnahmegenehmigung zur Mehrarbeit. Insgesamt 14 Arbeiter und
Angestellte sollten am „Buß- und Bettag wegen außergewöhnlicher Häufung der
Arbeit“ von halb acht bis halb fünf arbeiten und man erbat dazu die nach der „Reichs-
Gewerbe-Ordnung“ erforderliche Erlaubnis. 226 Ob diese gewährt wurde, bleibt unklar.
Von September 1920, also ab Gründung der GmbH, bis zum Jahre 1937 finden sich
im Rudolstädter Siemens MedArchiv Statistiken über wichtige wirtschaftliche
Kennzahlen. Diese sind aussagekräftige Indikatoren des wirtschaftlichen Zustandes
des Unternehmens und damit wertvoller Bestandteil der jeweiligen Unterkapitel über
die wirtschaftliche Entwicklung. Um die Vergleichbarkeit in den jeweiligen Phasen zu
erhalten, beschränkt sich die Untersuchung auf die Kennzahlen „Umsatz“ und
„Belegschaftszahlen“. Zu beachten ist, dass diese Statistiken nicht nach Geschäfts-
jahren, sondern nach Kalenderjahren geführt wurden. Um verwertbare Ergebnisse
224
Ungelenk [Geschichte Röntgenindustrie (undatiert)], ohne Seitenangabe, in SMA 850.
225
Vgl. Schreiben von Phönix an Dessauer (und nach handschriftlichem Eintrag auch an Weill-Einstein)
vom 05.09.1920 in SMAR I-55.
226
Vgl. Eintrag in die Polizeiakte, namentlich durch einen „Zorn“, vom 16.11.1920 in SAR 1-4/1033.
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