Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

dringende Notwendigkeit hingewiesen, die Beamtenzahl zu reduzieren. Ich habe es
allen beteiligten Herren gegenüber schon ausgesprochen, für wie wichtig ich es
halte, dass die aus der Vereinigung der Organisation der Konzern-Firmen sich
ergebenden Personalersparnisse im Augenblick des Zusammenlegens dieser
Organisation durchgeführt werden, weil erfahrungsgemäß zu einem späteren
Zeitpunkt ein Personalabbau nur mit den allergrössten Schwierigkeiten durchführbar
ist. […] Ich bitte Sie aber, auch in Erlangen und in Rudolstadt dieser Frage Ihr volles
Augenmerk zuzuwenden, und insbesondere darauf zu achten, dass nicht Personal,
das bisher Aufgaben bearbeitete, die in Zukunft der Vertriebsgesellschaft zufallen,
und das daher in Erlangen oder Rudolstadt frei wird, an irgend eine andere, bisher
unbesetzte Stelle in Erlangen abgeschoben wird.“ 504 Anderlohrs Antwort folgte wenig
später und zeigt, dass der neue RGS-Vorstand die Vorgaben verstanden hatte: „Bei
RGS wurden Kündigungen bisher nicht ausgesprochen, weil ein Teil der hiesigen
Beamten – voraussichtlich 10 – mit zur Vertriebsgesellschaft nach Berlin gehen. Ein
weiterer Eingriff wäre, bevor die Neu-Organisation in allen Teilen festliegt, zu riskant.
Ich bitte Sie aber überzeugt zu sein, dass ich dieser Frage meine volle
Aufmerksamkeit zuwende.“ 505 Über die erfolgten Kündigungen bei den Veifa-Werken
habe er v. Buol bereits informiert, und auch bei der Phönix AG sei es zu ersten
Entlassungen gekommen. Der Briefwechsel zeigt, wie schnell vor allem S & H die
Vorteile der Übernahme – erhöhte Absatzzahlen bei gleichzeitiger Verringerung der
Produktionskosten durch möglichst rationelle Strukturen in Fertigung und Verwaltung
durch Reduzierung der Personalkosten – ausnutzen wollte. Vor diesem Hintergrund
war es nur eine Frage der Zeit, bis einer der drei RGS-Standorte Erlangen, Frankfurt
oder Rudolstadt zur Disposition stand. Der Erhalt Erlangens war bei der Übernahme
garantiert worden, blieben also die beiden anderen. Es traf nicht den vergleichsweise
jungen und relativ kleinen Standort Rudolstadt, sondern die Veifa-Werke in Frankfurt,
immerhin einmal ein Unternehmen mit Weltruf.
Wirklich überraschend war die Wahl der Veifa-Werke indes nicht. Schon vor der
Übernahme hatte es immer wieder Überlegungen und Gerüchte gegeben, entweder
Abteilungen von Frankfurt nach Erlangen, oder – wenn auch seltener – von Erlangen
nach Frankfurt zu verlagern, um die Betriebsausgaben zu senken. Besonders
deutlich wird dies in einer Besprechung des Vorstandes der Veifa-Werke von Anfang
Mai 1923: Die Direktoren der Veifa-Werke Weill und Bormann berichteten über die
„gedrückte Stimmung“ beim Personal durch die Ankündigung von Abteilungs-
verlagerungen, worauf der RGS-Mann Bosselmann entgegnete, dass „es sich doch
504 Schreiben von v. Buol an Anderlohr vom 12.05.1925 in SMA 7615 3-3-09.
505 Schreiben von Anderlohr an v. Buol vom 14.05.1925 in SMA 7615 3-3-09.
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