Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

Neubau in Erlangen bereits die Weichen zu einer Verlagerung gestellt hatte,
antwortete v. Buol dem Regierungspräsidium Ende Mai: „Es wird sich voraussichtlich
bei den in der deutschen Industrie im Interesse der Erhaltung unserer Wirtschaft
verlangten Rationalisierungsmaßnahmen nicht vermeiden lassen, den relativ kleinen
Betrieb der Veifawerke in eine grössere Fabrik der elektromedizinischen Gruppe des
Siemens-Konzerns aufzunehmen.“ 648 Er bedaure, keine günstigere Antwort geben zu
können.
Dennoch wurde offiziell, z. B. in Aufsichtsratssitzungen der Veifa-Werke, eine
Verlagerung zwar nicht mehr ausgeschlossen, aber als für die nahe Zukunft nicht
geplant dargestellt. 649 Spätestens mit dem Geschäftsbericht der RGS zum
Geschäftsjahr 1925 / 1926 von RGS war jedoch auch für die Öffentlichkeit der Weg
vorgezeichnet. Der Vorstand berichtete darin über die zukünftige Strategie, die in
erster Linie der von S & H geforderten Einsparungen diente: „Zum Zwecke der
Durchführung des aufgestellten Rationalisierungsprogramms haben wir im Mai
dieses Jahres einen Fabrikerweiterungsbau begonnen, der jetzt seiner Vollendung
entgegengeht. Durch diesen Neubau ist es uns möglich, eigene, bis jetzt außerhalb
des Hauptwerk untergebrachte Betriebsstellen, sowie die Werkstätten unserer
Tochtergesellschaft Veifa-Werke AG, Frankfurt a. M. zu vereinigen.“ 650 Dadurch war
die Verlagerung und damit verbunden die Schließung der Veifa-Werke als
eigenständige Produktionsstätte offiziell bekannt gegeben worden.
Sofort wurden die dazu notwendigen Maßnahmen in Angriff genommen. Die
entscheidende Aufsichtsratssitzung zur endgültigen Aufgabe der Produktion der
Veifa-Werke wurde für Ende September terminiert. 651 Der Vorstand stimmte im
Vorfeld in einem Gespräch mit einem Regierungsvertreter aus Wiesbaden die
Vorgänge ab. Vorbereitend auf die „Stilllegung“ der Veifa-Werke sollte allen
Angestellten bis zum 30. September 1926 gekündigt werden, 50 Arbeitern am 15.
November, dem Rest je nach Betriebserfordernissen. Maschinen, Lager und
Betriebseinrichtungen sollten bis Dezember nach Erlangen gebracht werden. 652 Das
Regierungspräsidium genehmigte die besprochenen Maßnahmen mit kleineren
Bedingungen. 653 Am 23. September trafen sich die Aufsichtsräte der Veifa-Werke zur
angekündigten Sitzung, um über die Stilllegung zu beraten. In seinem Lagebericht
sprach Generaldirektor Anderlohr über die schlechte wirtschaftliche Lage des
648
Schreiben von v. Buol an das Regierungspräsidium in Wiesbaden vom 29.05.1926 in SMA 745.
649
Vgl. Protokoll der Aufsichtsratssitzung der Veifa-Werke am 18.06.1926 ohne eigenes Datum in SMA 745.
650
Bericht des Vorstands im Geschäftsbericht von RGS zum Geschäftsjahr 1925 / 1926 vom Dezember 1926
in SMA 7615 1-5-01.
651
Vgl. Brief von Anderlohr an v. Buol vom 17.08.1926 in SMA 7615 3-3-09 und Antwort von v. Buols
an Anderlohr vom 24.08.1926 in SMA 7615 3-3-09.
652
Vgl. Brief von Anderlohr an v. Buol vom 13.09.1926 in SMA 7615 3-3-09.
653
Vgl. Schreiben des Wiesbadener Regierungspräsidiums an RGS vom 20.10.1926 in SMA 7615 3-3-09.
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