Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

was eine wesentliche Steigerung der Wirtschaftlichkeit zur Folge gehabt habe. Trotz
der Verringerung der Belegschaft, die sich anhand der vorliegenden Daten
nachweisen lässt, habe man die Produktion von Röntgenröhren auf gleicher Höhe
des Vorjahres halten können. Die Werksführung folgte damit einem reichsweit zu
verzeichnenden Trend zur Rationalisierung. Der Einsatz von technischen
Innovationen in der Unternehmens- und Fertigungsorganisation mit dem Ziel, einen
effizienteren Einsatz von Arbeitskräften, Rohstoffen, Energie und Maschinen zu
erreichen, wurde besonders in dieser Phase der Weimarer Republik zur
Wettbewerbsstrategie deutscher Unternehmen. 521 Deutlich wird das an dem direkt
nach der Übernahme einsetzenden Ausbau der Kooperation zwischen S & H und der
100 %igen RGS-Tochter Phönix. Bereits in dem zitierten ersten Geschäftsbericht des
Rudolstädter Vorstands nach der Fusion heißt es dazu: „Vorteilhaft für unser Werk
hat sich die Zusammenarbeit mit den Laboratorien des Wernerwerks der Firma
Siemens & Halske A.G., Berlin, erwiesen. Wir konnten mit Unterstützung des
Wernerwerks manche unserer Aufgaben rascher und besser lösen, als dies mit
unseren bisherigen Mitteln möglich war.“ 522 Das Fazit zur Übernahme war also
positiv: „Der Bestellungseingang ist befriedigend. Unsere Fabrikationsselbstkosten
lassen es vorrausichtlich zu, die bisherigen Preise herabzusetzen, sodass wir hoffen,
dadurch den Absatz unserer Fabrikate fühlbar erhöhen zu können.“ 523 Im
Rudolstädter Siemens MedArchiv finden sich im Gegensatz zu anderen Jahresab-
schlüssen gerade zu dieser Bilanz zahlreiche weitere Unterlagen. Dabei geben
insbesondere die Inventurunterlagen ein aufschlussreiches Bild über die Ausstattung
des Werkes zu dieser Zeit. Eine dieser Inventurlisten zeigt, dass Anderlohr und
Ungelenk ein eigenes Direktionszimmer in Rudolstadt hatten, Wölfel, später neben
Ungelenk gleichberechtigtes Vorstandsmitglied, jedoch noch nicht. Offensichtlich
gehörte dieser zu diesem Zeitpunkt noch nicht der obersten Führungsebene des
Werkes an. Weiter ist auffällig, dass die AG bereits zu diesem frühen Zeitpunkt über
einen eigenen 30 PS-LKW sowie zwei Motorräder verfügte. 524
Die positive wirtschaftliche Entwicklung nach der Übernahme durch S & H, die
durch den stabiler werdenden Finanzmarkt nach der Währungsreform gestützt
dadurch wurde versehentlich ein Geschäftsjahr dazugezählt.
Um nicht zu verwirren, soll im Folgenden die durch Phönix gewählte Zählung beibehalten werden.
521 Vgl. Erker [2001], S. 143.
522 Bericht des Vorstands der Phönix, Röntgenröhrenfabriken A.G., Rudolstadt über das 4. Geschäftsjahr vom
01. Juli 1924 bis 30. Juni 1925 vom Dezember 1925 in SMA 791.
523 Ebd.
524 Vgl. zu diesen Details die Bilanzunterlagen, vor allem die Inventarlisten,
in SMARZ [BBU Geschäftsberichte 1922 – 1925].
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