Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

Besserung war die Erhöhung der Belegschaft um zehn Prozent. Der Vorstand
beurteilte die Zukunft optimistischer als in den Vorjahren: „Die anhaltend günstige
Entwicklung des Inlandsgeschäftes zeigt, dass auch unsere Kundschaft wieder mit
Vertrauen und Zuversicht erfüllt ist.“ 752 Eine Dividende wurde aber auch in diesem
Geschäftsjahr nicht ausgeschüttet. Die SRW lag damit ganz im Trend der reichs-
deutschen Wirtschaft, wie es von Adam Tooze in seiner Untersuchung zur Wirtschaft
im Nationalsozialismus sehr detailliert nachgewiesen wird. Zusammenfassend waren
für Tooze dafür zum Einen die „kräftige ‚natürliche’ Belebung im privatwirtschaftlichen
Sektor,“ 753 die bereits in der Endphase der Weimarer Republik begonnen hatte, zum
Anderen die immer größer werdenden Investitionen des öffentlichen Sektors,
zunächst in die Arbeitsbeschaffung, ab Ende 1933 überflügelt von den Rüstungs-
ausgaben, die maßgeblichen Auslöser für den Aufschwung in den Jahren 1933 bis
1935. 754
Das Rudolstädter Werk hatte aber immer noch mit fallenden Kennzahlen zu
kämpfen. Auch 1933 / 1934 war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund elf
Prozent gefallen, die Belegschaft musste um drei Prozent vermindert werden, 755 die
Produktion von Röntgen- und Ventilröhren ging um rund 14 % zurück. 756 Tabelle XIV
bestätigt diese Entwicklung für den Reingewinn, der Umsatzrückgang aber kann
nach einer anderen Quelle so nicht nachvollzogen werden. In einer später
aufgestellten Statistik beginnt er sich bereits nach 1933 wieder zu erholen. 757 Eine
mögliche Erklärung dafür ist, dass nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten an der
neuen Drehanodenröhre zunächst die Investitionen in den neuen Hoffnungsträger
des Werkes den Umsatz ansteigen ließen, der Gewinn der ersten Abverkäufe der
neuen Röhre aber erst im folgenden Geschäftsjahr verbucht werden konnte. Die zu
diesem Zeitpunkt noch „Siemens-Drehanodenröhre“ genannte Röntgenröhre recht-
fertigte bereits gegen Ende des Geschäftsjahres das durch die Rudolstädter Werks-
leitung in sie gesetzte Vertrauen in der Praxis: Das Konkurrenzfabrikat, die „Rotalix-
Röhre der Firma Müller“ lasse nur in beschränktem Umfang Durchleuchtungen zu,
während die Pantix-Röhre jedem „auch dem angestrengtesten“ Diagnostikbetrieb
gewachsen sei. Die Werksleitung erhoffte sich daher „weiteste Verbreitung“ dieser
752
Geschäftsbericht des SRW-Vorstands über das Geschäftsjahr 1933 / 1934 vom Juni 1934 in SMA 7615 1-4-01.
753
Vgl. Tooze [2007], S. 88.
754
Vgl. ebd., S. 90f.
755
Vgl. Bericht der Werke Erlangen und Rudolstadt zum Jahresabschluss 28.02.1934 ohne eigenes Datum
im Anlagenband zum Jahresabschluss 28.02.1934 in SMARZ [BBU Jahresabschluss 1934 – 1939].
756
Vgl. Fabrikationsbericht von Rudolstadt zum Jahresabschluss 28.02.1934 ohne eigenes Datum
im Anlagenband zum Jahresabschluss 28.02.1934 in SMARZ [BBU Jahresabschluss 1934 – 1939].
757
Vgl. Tabelle XII und Tabelle XIV.
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