Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

mindestens 1924 behalten sollte. 139 Zur Jahreswende 1917 kam es auf Grund dieser
Umstellung der österreichischen Wirtschaft im Verlauf des Ersten Weltkrieges zu
ersten Gesprächen zwischen RGS, den Veifa-Werken Wien unter Anderlohr und der
österreichischen Firma J. Odelga. 140 Im Ergebnis gründeten die drei Unternehmen
am 13. März 1917 141 eine Liefergemeinschaft, deren führendes Unternehmen RGS
wurde. Alleiniges Geschäftsgebiet dieser „Liefergemeinschaft mechanischer
Werkstätten in Wien“ war zunächst die Übernahme von Rüstungsaufträgen des
österreichischen Militärs. 142 Um daneben aber auch am österreichischen Markt für
Medizintechnik weiterhin konkurrenzfähig bleiben zu können, wurde die Zusammen-
arbeit schnell auf das elektromedizinische Geschäft ausgedehnt. Spätestens nach
der Übernahme der Veifa-Werke verfolgte RGS dabei das Ziel, Odelga auch
institutionell enger an den deutschen Konzern zu binden. Dazu ermächtigte der
RGS-Aufsichtsrat seinen Generaldirektor Zitzmann Ende August 1917, mit Odelga in
Verhandlungen zu treten und zu erreichen, „dass die Filialen der Reiniger, Gebbert &
Schall AG und der Veifa Werke GmbH in Wien […] gegen Ueberlassung einer
entsprechenden Zahl von Aktien der neuzugründenden Odelga Aktiengesellschaft
eingebracht werden.“ 143 Diesem offiziellen Aufsichtsratsbeschluss waren bereits
informelle Gespräche zwischen Anderlohr und den mit ihm befreundeten Brüdern
Odelga über eine derartige engere Zusammenarbeit vorausgegangen. 144 Für
Anderlohr war die Firma Odelga ein idealer Kandidat, denn sie gehörte für ihn „auf
dem Gebiet der chirurgischen Instrumente, Krankenmöbel, Verbandsstoffe und
Orthopädie“ 145 zu den ältesten und größten Unternehmen Österreichs. Die Brüder
Odelga ließen sich überzeugen, und am 20. September 1917 wurde die „J. Odelga
Aerztlichtechnische Industrie Aktiengesellschaft“ mit einem Stammkapital von
1.200.000 Kronen gegründet, wovon RGS direkt nach der Gründung 1.000.000
Kronen von den Gebrüdern Odelga übernahm. Im Gegenzug brachten beide ihre
Gesellschaft in die neue Aktiengesellschaft ein und wurden Mitglieder des
Verwaltungsrates. Hans Odelga übernahm den Vorsitz und gehörte ebenso wie sein
Bruder Paul Odelga und Max Anderlohr darüber hinaus dem geschäftsführenden
139 Abbildung XIII zeigt den Original-Reisepass von Max Anderlohr, ausgestellt 1924,
persönlicher Besitz der Tochter Maximiliane Kleindiek.
140 Die im Jahre 1875 gegründete J. Odelga gehörte den Brüdern Hans und Dr. Paul Odelga. Ihr Geschäftsgebiet
war die Herstellung und der Vertrieb von chirurgischen Instrumenten, Bandagen und anderen Erzeugnissen
des ärztlichen Bedarfs, vgl. Chronik „Vertretung des UB Med und seiner Vorgänger in Österreich“
in SMA 364/1, S. 3.
141 Vgl. Notarielle Vereinbarung der Abtretung der RGS-Anteile der Liefergemeinschaft an Hans Odelga
vom 28.01.1921, datiert vom 29.01.1921 in SMA 436.
142 Vgl. Lebenslauf von Anderlohr vom 20.01.1925 aus dem Nachlass Anderlohr,
persönlicher Besitz der Tochter Maximiliane Kleindiek.
143 Protokoll der Aufsichtsratssitzung von RGS am 27.08.1917 in SMA 7615 1-4-04.
144 Vgl. Autobiographie Anderlohr vom 10.10.1947 in SMAZ [Wichtige Persönlichkeiten „A“], S. 4.
145 Ebd.
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