Mit Röntgen auf Kurs – Das Röntgenröhrenwerk der Siemens AG in ...

seiner Südamerikareise aufgenommen worden und damit bereits in vollem Gange. 467
Mit diesen Argumenten ging Sehmer in die Übernahmeverhandlungen.
4.3 Übernahme und Neuorganisation der Führung –
S & H übernimmt die Kontrolle
Die abschließenden Übernahmeverhandlungen fanden in der Silvesternacht 1924 in
Berlin statt. Sehmer erinnert sich: „Die Verkaufsverhandlungen am großen runden
Tisch im Siemenshaus in der Schöneberger Straße am 31. Dezember 1924 waren
für Sehmer mit die denkwürdigsten und dürften auch wohl im Hause Siemens als
denkwürdig zu bezeichnen sein, und zwar denkwürdig deshalb, weil an einem Tag
ein 6-Millionen-Geschäft abgeschlossen worden ist, ohne daß überhaupt eine
Prüfung der Bilanz, der technischen Unterlagen usw. geschehen ist.“ 468 Für Sehmer
denkwürdig deshalb, da der für seine sonst sorgfältig vorbereiteten und geplanten
Übernahmen bekannte Siemens-Konzern in diesem Fall innerhalb eines Tages die
Mehrheit an RGS übernahm. Dies geschah aus mehreren Gründen: V. Buol habe
Sehmer später berichtet, dass allein die Fürsprache des Duzfreundes von Carl
Friedrich v. Siemens, „Sehmers väterlicher Freund“ Adolf Mohr, bereits den Weg
vorgezeichnet hatte. Aber man habe auch erkannt, dass RGS eine wertvolle
Ergänzung für S & H darstellte „und zwar gerade in der Form wie sie Sehmer
durchführen wollte, nämlich daß RGS nicht zur Abteilung von Siemens & Halske
wird, sondern die medizinischen Abteilungen von Siemens & Halske, die stets
Verluste gebracht hatten, auf RGS übergingen. RGS war zwar technisch nicht so auf
der Höhe wie Siemens, aber sie waren beweglicher in ihrer Fabrikation und
beweglicher in ihrem Vertrieb durch ihre Spezialvertriebsorganisation.“ Darüber
hinaus sei RGS für v. Buol – abgesehen von den Spekulationen des ehemaligen
Generaldirektors – ein gesundes Unternehmen gewesen, „aufgebaut auf einer
soliden Arbeiterschaft.“ 469 Es kam zu einem Vertragsabschluß, der „die Vereinigung
der elektromedizinischen Abteilung von S & H mit RGS einleitete“, 470 wie es v. Buol
später ausdrücken sollte. Unter der Vorbedingung, dass Aufsichtsräte und General-
versammlungen von RGS und Inag den Vertrag genehmigten, vereinbarte man in § 1
des Übernahmevertrags, dass S & H, RGS und Inag gemeinsam eine
467 Vgl. Aktennotiz Sehmer vom 25.09.1950 in SMA 7615 1-3-04.
468 Notiz von Sehmer zu der Frage, „wie es zur Verschmelzung von ‚Reiniger, Gebbert & Schall’ und ‚Inag’ mit
der ‚Siemens & Halske AG’ kam“ vom 15.01.1952 in SMA 7615 1-3-04.
469 Ebd.
470 Rede von v. Buol zur Verabschiedung von Adolf Franke am 04.08.1926 in SMA 684.
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