Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
Verpackungsrundschau 05/97
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Das Gegenstück von Pampryl<br />
GETRÄNKE<br />
Die eine der beiden „Neuen“ im<br />
Fruchtsaftregal, die des Marktführers<br />
Joker, ist von Kopf bis Fuß in ein signalstarkes<br />
helles Orange getaucht und<br />
zeigt dem Käufer damit schon von weitem<br />
an, was ihr zum grünen Schraubverschluß<br />
hin in sich verjüngenden<br />
Wellen geformter, augengefälliger<br />
Kunststoffkörper umschließt: Orangensaft.<br />
Die andere, die des Konkurrenten<br />
Pampryl, ist transparent, läßt<br />
den Inhalt also direkt erkennen, und<br />
sieht aus, als sei sie aus Glas. Auch<br />
sie ist mit einem in Grün gehaltenen<br />
Schraubdeckel versehen.<br />
Beide Flaschen bestehen aus neuen<br />
Kunstharz-Werkstoffen,deren Entwicklung<br />
die genannten Abfüller<br />
bei zwei europäischen Petrochemie-Giganten<br />
in Auftrag gegeben haben: „Botop“<br />
für Joker stammt aus der Küche der Pariser<br />
Gruppe Elf Atochem, „Barex“ für die Pernod-Ricard-Tochter<br />
CSR-Pampryl wurde<br />
von British Petroleum zusammengemixt<br />
und ist diesseits des Kanals über die<br />
Hamburger Firma Velox erhältlich. Glaubt<br />
man den Fruchtsaftvermarktern, haben<br />
beide mit den neuen Packstoffen das große<br />
Los gezogen. Die 1994 von Joker in der<br />
Botop-Flasche lancierte Marke Pulpéa<br />
liegt mittlerweile schon bei 10 Prozent<br />
Anteil am Gruppenumsatz und dürfte,<br />
wenn der Erfolg anhält, bis zum Jahr 2000<br />
auf 25 Prozent kommen. Pampryl meldet<br />
für seine Barex-verpackten „reinen Fruchtsäfte“<br />
im vergangenen Jahr einen Mengenzuwachs<br />
von 30 Prozent und einen Wertanstieg<br />
um 43 Prozent; gut die Hälfte<br />
der Flaschen, die über die Kassentische<br />
des Handels gehen, entfielen auf Wiederkäufer.<br />
Gegen Glas und PET<br />
Französische Fruchtsaftabfüller schwenken auf<br />
neue Barrierekunststoffe um<br />
Seit etwa drei Jahren ist der Getränkeverpackungsmarkt<br />
für Wässer, Frucht- und<br />
Gemüsesäfte in Frankreich in vollem Umbruch.<br />
Die bisher auf PVC eingeschworenen<br />
Wasserabfüller laufen in breiter Front<br />
zum PET über. Letzte Beispiele: die Perrier-<br />
bzw. Nestlé-Marken Vittel und Contrex,<br />
Evian von Danone in der nach Leerung<br />
zusammendrückbaren Variante gibt<br />
es jetzt schon als 2-Liter-Flasche, und<br />
auch kleinere Firmen wie Aix-les-Bains<br />
haben auf das leichtere, brillantere und<br />
individuell zu gestaltende neue Material<br />
umgestellt. Die Marktanteile sollen dadurch<br />
um 0,1 bis 2,3 Prozent gestiegen<br />
sein. Perrier-Vittel hat für die Umrüstung<br />
seiner beiden Abfülleinheiten 600 Mio. FF<br />
investiert. Bislang allerdings kommen<br />
auf 210000 t PVC- erst 90000 PET-Wasserflaschen;<br />
das Match der neuen Stoffe gegen<br />
den Ranglistenersten ist also längst<br />
noch nicht gewonnen,zumal hier auch der<br />
Preis eine gewichtige Rolle spielt.<br />
Beide Werkstoffe konnten zudem die<br />
Frucht- und Gemüsesaftindustrie bis jetzt<br />
nicht überzeugen. Ihre Sauerstoff- und<br />
Lichtdurchlässigkeit, die sie für Wasser so<br />
attraktiv macht, erweist sich bei Fruchtderivaten<br />
als ausgesprochenes Hindernis.<br />
Weder PVC noch PET kommen in Sachen<br />
Konservierungsdauer und Sicherung des<br />
organoleptischen Profils an die traditio-<br />
nelle Glas- und erst recht nicht die beschichtete<br />
Kartonverpackung heran. Glas<br />
aber ist schwer und zerbrechlich, und in<br />
Karton abgefüllte Säfte sind auch als Marken<br />
in den breit gestaffelten Brick-Regalmauern<br />
vom Kunden kaum noch zu unterscheiden<br />
(ähnliches gilt für Trinkmilch,wo<br />
die Kunststoffflasche deshalb wieder fröhlichste<br />
Urständ feiert, zumindest in Frankreich).<br />
Die Marketing-Strategen der Branche<br />
sannen daher schon seit rund fünf Jah-<br />
ren auf neue Lösungen. So versuchte die<br />
zur Schweppes-Gruppe gehörende Firma<br />
Oasis, ihre Säfte durch die Beimischung<br />
eines speziellen, UV-Strahlen abweisenden<br />
Moleküls zum PET-Harz gegen die<br />
Negativwirkung des Lichtes zu schützen.<br />
Der Flascheninhalt wird hier anschließend<br />
30 Sekunden lang auf 95 Grad erhitzt, also<br />
schnell-pasteurisiert, und danach rasch<br />
wieder auf 20 Grad heruntergekühlt. So<br />
zumindest war es gedacht, aber irgendwie<br />
scheinen die Versuche noch nicht zufriedenstellend<br />
genug verlaufen zu sein. Ein<br />
Schweppes-Sprecher in Paris erklärte<br />
auf Nachfrage, man sehe sich „momentan<br />
nicht in der Lage, über das Anti-UV-Effekt-<br />
Projekt zu kommunizieren“. Gut möglich<br />
aber, daß das ganze einfach abgeblasen<br />
wurde, – spätestens, seit Pampryl mit<br />
Barex einen Werkstoff präsentiert hat, der<br />
die Vorteile von Glas und Karton in einem<br />
einzigen Material vereint. Die Entwicklungszeit<br />
betrug fünf Jahre, Kostenpunkt:<br />
50 Mio. FF. Die durchsichtige Kunststoffflasche<br />
mit der mechanischen Widerstandsfähigkeit<br />
von Glas, aber nur ganzen<br />
40 g Gewicht pro Liter (gegenüber dem<br />
Zehnfachen bei Glas) „wehrt Sauerstoff<br />
zehnmal besser ab als PET, ist chemisch<br />
absolut inert und ermöglicht eine Mindesthaltbarkeit<br />
von zwölf Monaten“ (Pampryl-Text).<br />
Sie ist in hohem Maße schockresistent,<br />
von daher auch einfacher zu<br />
lagern und zu bewegen, und bezüglich des<br />
individuellen Stylings sind ihr praktisch<br />
keine Grenzen gesetzt.Die Pernod-Tochter<br />
hat eine Form gewählt, die oben und am<br />
Fuß rund und in der Mitte rechteckig ist,<br />
wodurch die Griffsicherheit erhöht wurde.<br />
Unlängst erst hat Pampryl-Chef Alain<br />
Chamla in der Presse ein hohes Lied auf<br />
den neuen Werkstoff angestimmt. Er werde<br />
auf Dauer die Glasflasche vom Verpakkungsmarkt<br />
verdrängen, ist er überzeugt.<br />
Die hinter Joker, Tropicana, Cidou und<br />
Rea viertgrößte französische Fruchtsaftmarke<br />
hat ihren über Jahre hin unaufhaltsam<br />
scheinenden Marktniedergang dank<br />
Barex offenbar stoppen können und<br />
rangiert momentan wieder bei 3,2 Prozent<br />
Marktanteil im Wert. Die frisch geliftete<br />
Kinderlimonade „Banga“ präsentiert sich<br />
ebenfalls im Barex-Kleid. In welcher Verpackung<br />
das Unternehmen seinen neuen,<br />
leicht alkoholhaltigen „Celtic Dagan Cider“<br />
nach britischem Vorbild auf den Markt<br />
bringen wird,ist indes momentan noch of-<br />
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